Athleten wollen offenen Dialog mit DOSB

Athleten wollen offenen Dialog mit DOSB

Die Zeit der Konfrontation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund soll für die Vereinigung Athleten Deutschland ein Ende haben.

«Es ist kein Geheimnis, dass es von Anbeginn an kein Liebesverhältnis war», sagte Johannes Herber, Geschäftsführer der Athleten Deutschland, in Berlin nach der digitalen Mitgliederversammlung. Wir brauchen einen ehrlichen Dialog über die Ziele und eine klare Aufgabenteilung. «Es wäre unsere Idealvorstellung, ein offenes und ehrliches Verhältnis mit dem Dachverband des deutschen Sports zu erreichen.»

«Sinnvoll, die Athleten mit einzubinden»

Allerdings wollen die Athletenvertreter in wichtige Diskussionen und Entscheidungen auch eingebunden werden – wie etwa die personelle Neuaufstellung des DOSB. «Es geht um unsere Zukunft, die Athletinnen und Athleten sollten an erster Stelle stehen», forderte die Beachvolleyballerin Karla Borger nach der Wahl zur neuen Präsidentin von Athleten Deutschland. «Wir stecken unsere Liebe und unser Herz in den Sport. Es wäre sinnvoll, die Athleten mit einzubinden.»

Bereits ihr Vorgänger an der Spitze der inzwischen 1400 Mitglieder großen Interessenvereinigung, Max Hartung, hatte kritisiert, dass die Athleten in die Suche nach einem Nachfolger des umstrittenen DOSB-Präsidenten Alfons Hörmann nicht eingebunden wurden.

Borger vor einigen Herausforderungen

Auf die 32-jährige Nachfolgerin des erfolgreichen Säbelfechters und Gründungspräsidenten warten viele Herausforderungen. Dazu gehört nach dem schlechtesten Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Tokio seit der deutschen Wiedervereinigung eine kritischen Analyse der Spitzensportreform. «Wir müssen uns die Frage stellen, wo der Leistungssport in unserer Gesellschaft steht», sagte Borger.

Schnell gefordert sein wird Athleten Deutschland vor und während der Olympischen Winterspiele im Februar in Peking. Durch die Corona-Pandemie wird es dort strikte Einschränkungen für die Sportler geben. Auch die Menschenrechte in China und die Meinungsfreiheit der Athleten bei den Spielen könnten für Diskussionen sorgen. Dass den potenziellen Olympia-Startern angesichts dieser Probleme die Lust auf die Peking-Spiele vergeht, erwartet Herber nicht: «Nichtsdestotrotz bleibt es ein Karrierehöhepunkt und ein Lebenstraum.»

Ein Großprojekt ist weiter die Etablierung eines Zentrums für Safer Sport als unabhängige Anlaufstelle für Missbrauchsopfer. Auch der Klimaschutz und die absehbare Veränderung dadurch für den Sport und für die Athletinnen und Athleten wird zunehmende Bedeutung bekommen.

Als ein Grund für ihren Wahlsieg sieht Borger die Tatsache, dass sie dieses Jahr ihre «Stimme auch mal erhoben» habe und «für die Rechte der Athletinnen und Athleten eingestanden» sei. Mit ihrer Volleyballpartnerin Julia Sude hatte die Vizeweltmeisterin von 2013 Anfang des Jahres gegen Bekleidungsvorschriften beim Turnier in Doha/Katar protestierte. Die Sportlerinnen sollten dort nicht im gewohnten Bikini, sondern mit T-Shirt und knielanger Hose spielen.