Bayern im Corona-Notstand: Spiel gegen Gladbach auf Kippe

Bayern im Corona-Notstand: Spiel gegen Gladbach auf Kippe

Der Corona-Ausbruch beim FC Bayern könnte sich nach dem nächsten positiven Test zu einem Domino-Effekt entwickeln. Der Bundesliga-Herbstmeister gab am Mittwochnachmittag den neunten Fall in seinem Profi-Kader bekannt.

Abwehrspieler Alphonso Davies wurde positiv auf das Coronavirus getestet – und der Youngster hatte nach dem Urlaub in dieser Woche mit dem Team auf dem Platz trainiert. Das war bei den acht zuvor betroffenen Akteuren nicht der Fall gewesen.

Eröffnungsspiel auf der Kippe

Das Eröffnungsspiel der Bundesliga-Rückrunde gegen Borussia Mönchengladbach an diesem Freitag (20.30 Uhr/Sat.1/DAZN) steht damit mehr denn je auf der Kippe. Das Münchner Gesundheitsamt könnte die Notbremse ziehen, ungeachtet einer möglichen Liga-Entscheidung.

Der akute Personalnotstand hatte schon vor dem Corona-Fall Davies dazu geführt, dass die Bayern mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) eine Verlegung der Partie gegen Gladbach erörtert hatten. «Wir haben aktuell zehn Feldspieler und zwei Torhüter. Deshalb machen wir uns Gedanken, wie wir das Spiel bestreiten können und haben die Situation mit der DFL diskutiert», sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic der Deutschen Presse-Agentur – da hatte er Davies noch mitgezählt. Der 21-Jährige musste in Quarantäne, es geht ihm laut Verein aber gut.

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl hatte Mittwochmittag bei einer Pressekonferenz der Borussia berichtet, dass die Münchner das Spiel «gerne absetzen würden». Er habe mit der DFL und mit Bayern-Kollege Salihamidzic deswegen Kontakt gehabt. «Das ist nicht unsere Thematik, das entscheidet die Liga, das entscheiden nicht wir», sagte Eberl. Die Borussia hat ebenfalls vier Corona-Fälle, möchte aber antreten.

Laut DFL-Spielordnung müssen mindestens 15 spielberechtigte Lizenzspieler und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler zur Verfügung stehen. Zu diesen 15 Akteuren müssen neun Lizenzspieler, darunter ein Torwart, zählen.

Verändert Fall Davies die Lage grundlegend?

Rein formal erfüllen die Bayern diese Vorgaben. «Es gibt dazu ein Regelwerk, an das wir uns wie alle anderen auch halten werden», sagte Salihamidzic. «Es sieht so aus, dass wir spielen, und dann werden wir auch in das Spiel gehen, um es zu gewinnen», ergänzte der 45-Jährige. Womöglich verändert der Fall Davies die Lage aber noch grundlegend.

Nicht nur die neun Corona-Fälle vom weiter auf den Malediven in der Quarantäne ausharrenden Kapitän Manuel Neuer über Angreifer Leroy Sané bis nun zu Davies dezimieren den Münchner Kader. Hinzu kommen die Abstellungen von Eric Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr für den Afrika-Cup. Die Vertragsamateure der zweiten Mannschaft haben seit 10. Dezember frei und befinden sich noch nicht wieder im Training.

Gesperrte oder verletzte Akteure wie der nach einem Muskelbündelriss noch nicht wieder einsatzfähige Außenverteidiger Josip Stanisic werden bei den 15 notwendigen Akteuren auch mitgezählt. Riskant könnte für die Bayern zudem ein Einsatz von Leon Goretzka sein, der nach Patellasehnenproblemen in dieser Woche individuell trainiert. Am Mittwoch trainierte zudem der angeschlagene Niklas Süle nicht.

Wechseloptionen wären rar

«Leon Goretzka hat seit fünf Wochen nicht gespielt. Bei Niklas Süle wissen wir auch nicht, ob er spielen könnte. Er hat Rückenprobleme», sagte Salihamidzic. Ob Trainer Julian Nagelsmann das Risiko eingehen würde, Spieler in ein Verletzungsrisiko zu jagen? Eine namhafte Elf würde er immer noch zusammenbekommen, Wechseloptionen wären rar.

Die Urlaubsreisen über Weihnachten haben sich bei den Bayern als besonderes Ansteckungsrisiko erwiesen. Gladbachs Manager Eberl verteidigte dennoch die Reisen auch von Profikickern in der Pandemie. «Wir sind Vorbilder, wir wissen das.» Aber viele Menschen seien unterwegs gewesen über Weihnachten und den Jahreswechsel.

«Wir im Fußball sind Mitglieder der Gesellschaft, keine Parallelgesellschaft. Wie immer über den Fußball geredet wird, finde ich an einem gewissen Punkt nicht mehr zu ertragen. Wir sind auch Menschen, die ihren Freiraum haben dürfen», kommentierte Eberl.

Von Klaus Bergmann und Carsten Lappe, dpa