Bayern stolpern in Augsburg – Müller: «Rückschlag»

Bayern stolpern in Augsburg – Müller: «Rückschlag»

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann und sein Star-Ensemble verschwanden restlos bedient Richtung Kabine, während die Augsburger Überraschungssieger ausgelassen vor ihrer Fankurve feierten.

Ohne seinen erneut in Corona-Quarantäne verbannten Anführer Joshua Kimmich ist Bundesliga-Primus FC Bayern München im Derby beim FC Augsburg böse gestolpert. Zwei Wochen vor dem Gipfel in Dortmund verlor der Serienmeister in einem rasanten Fußballspiel mit 1:2 (1:2) und konnte die Borussia damit zum Auftakt des 12. Spieltags nicht wie geplant massiv unter Druck setzen.

Der BVB kann mit einem Heimsieg gegen den VfB Stuttgart am Samstag sogar bis auf einen Punkt an den Spitzenreiter heranrücken. Bei der zweiten Saisonniederlage machte das Team von Nagelsmann in der Defensive anfangs erstaunliche Fehler und war offensiv bis auf das Anschlusstor von Robert Lewandowski (38. Minute) ausnahmsweise nicht konsequent. «Was mir Sorge macht ist, dass wir zu wenig Torchancen hatten», monierte Bayern-Schlussmann Manuel Neuer.

Die Augsburger Fans unter den nochmal erlaubten 26.000 Zuschauern in der ausverkauften WWK Arena staunten unter ihren Schutzmasken über ihr Team, das mit seiner mit Abstand besten Saisonleistung durch Mads Pedersen (23. Minute) und André Hahn (35.) frühzeitig mit 2:0 führte.

«Die erste Halbzeit war schlecht», gab Nationalspieler Thomas Müller im Streamingdienst DAZN zu. Man habe gesehen, dass die Bayern das Spiel drehen wollten, aber man habe sich vielleicht nicht das nötige Quäntchen Glück erarbeitet. «Für uns ist das ein bitterer Rückschlag in unserem Selbstverständnis, wie wir Spiele bestreiten wollen», sagte der Mittelfeldspieler.

Vollkommen begeistert von der Leistung der eigenen Mannschaft war Torschütze Hahn. «Grandios», meinte er. Man habe ein Freitagabend-Spiel gehabt, ein volles Stadion. «Wir konnten unseren Fans und uns was Gutes tun. Deswegen fühlt es sich grandios an», sagte der Stürmer.

Corona-Ausfälle auf beiden Seiten

Das bayerische Derby stand stark im Zeichen von Corona. Bei den Bayern fehlten die infizierten Niklas Süle und Josip Stanisic sowie der ungeimpfte Nationalspieler Kimmich, der sich wegen des Kontakts zu einer positiv getesteten Person im privaten Umfeld schon wieder in häusliche Isolation begeben musste. Nach den jüngsten Länderspielen verpasst der 26-Jährige nach dem Augsburg-Spiel sicher auch noch die Champions-League-Partie am Dienstag bei Dynamo Kiew. Die ungeimpften Profis im Kader werden für den Rekordmeister zu einer Stolperfalle.

Der FCA musste kurzfristig ohne den Schweizer Ruben Vargas antreten, der sich ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert hat. Dazu fiel auch noch Angriffskollege Alfred Finnbogason mit muskulären Problemen aus. Aber das steckten die Augsburger resolut weg. Die Hausherren spielten echten Markus-Weinzierl-Fußball: Aggressiv, mutig, gradlinig.

Kimmich fehlt den Bayern auf dem Platz

Die oft schlampig passenden Münchner, bei denen Neuzugang Marcel Sabitzer im Mittelfeld Kimmich nicht ansatzweise ersetzen konnten, wirkten schon beeindruckt. Beide FCA-Tore leitete Iago über die linke Seite ein. Beim 1:0 legte Sturmspitze Andi Zeqiri den Ball perfekt auf Pedersen ab, der flach und hart ins lange Eck traf. Beim 2:0 verlor Sabitzer den Ball gegen Zeqiri. Und beim Kopfball von Hahn stand Bayerns 80-Millionen-Verteidiger Lucas Hernández schlecht.

Die 0:2-Hypothek stachelte die Münchner Stars an. Der bei den Gegentoren passive Benjamin Pavard flankte von rechts. Thomas Müller verlängerte den Ball in seinem 600. Pflichtspiel für den FC Bayern auf Lewandowski, der ebenfalls technisch fein abschloss. Es war der elfter Treffer des Polen in Augsburg – eine Liga-Rekordausbeute.

Nach der Pause gab es den erwarteten Einbahnstraßen-Fußball Richtung FCA-Tor: Lewandowski versemmelte (50.). Der an der Seitenlinie verzweifelnd umhertigernde Nagelsmann wechselte Jamal Musiala, Alphonso Davies und später auch noch Eric Maxim Choupo-Moting ein, um immer mehr Wucht zu entfachen. Die Augsburger wehrten sich klasse und verteidigten stark im Kollektiv. Davies verzog knapp (74.). Und Rafal Gikiewicz parierte einen Schuss seines Landsmannes Lewandowski herausragend (80.).

Von Klaus Bergmann und Martin Kloth, dpa