Boss und Capitano: Van Gaal, van Dijk und der Extrameter

Boss und Capitano: Van Gaal, van Dijk und der Extrameter

Louis van Gaal holt einen Moment Luft. Dann blickt er nach links und legt seine Hand auf die Schulter von Virgil van Dijk. «Ich bin seit 30 Jahren Trainer», sagt van Gaal. Er habe schon mit vielen Kapitänen zusammengearbeitet. «Aber er ist wahrhaftig herausragend.»

Der Gelobte nahm die Worte seines Chefs regungslos hin – es hätte sie gar nicht bedurft. Der Bondscoach und sein Capitano ticken ohnehin gleich, bilden so etwas wie das Herzstück der niederländischen Nationalmannschaft, nicht nur bei der WM in Katar. Der eine entwirft den Masterplan, der andere sorgt für die Umsetzung auf dem Platz.

Van Gaal über Van Dijk: «Ein großartiger Mensch»

Sowohl für van Gaal als auch für van Dijk dürfte es die letzte WM sein, so etwas schweißt noch mehr zusammen. «Er ist ein großartiger Mensch, sehr direkt und wir gehen definitiv den Extrameter für ihn», sagt van Dijk. Sowohl für den 31-Jährigen als auch für den Rest der Mannschaft war es ein Schock, als van Gaal im April seine Prostatakrebserkrankung öffentlich machte. Der Kampf des Trainers gegen den Krebs inspiriert das Team in Katar zusätzlich.

Wie van Gaal ist auch van Dijk davon überzeugt, dass Oranje den Titel im Emirat gewinnen kann. Dazu muss der zweite Schritt am Freitag gegen Ecuador (17.00 Uhr MEZ/ARD und MagentaTV) allerdings besser werden als der erste. Zwar gewannen die Niederländer 2:0 gegen Senegal mit viel Routine, hatten aber auch mindestens ebenso viel Glück dabei. «Wir waren sehr anfällig für Konter», beklagt Abwehrchef van Dijk. «Wir müssen da besser werden, denn das ist eine Stärke von Ecuador.»

Besser werden. Bei van Dijk mehrten sich jüngst die Zweifler, ob der einst 85 Millionen Euro teure Star des FC Liverpool dies überhaupt noch werden kann. Seit seinem im Oktober 2020 erlittenen Kreuzbandriss sei er nicht mehr an seine alte Stärke herangekommen, vor allem an Schnelligkeit habe er eingebüßt. Andererseits wurde das schwache Abschneiden der Niederlande bei der EM im vergangenen Jahr mit dem Aus im Achtelfinale hauptsächlich an der Abwesenheit des Innenverteidigers aus Breda festgemacht.

Auch Klopp schwärmt vom Verteidiger

Seine Qualität ist ohnehin nicht ausschließlich am Tempo festzumachen. Sein Club-Trainer Jürgen Klopp schwärmte vielmehr von dem einzigartigen Gesamtpaket, als van Dijk 2019 zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wurde: «Die Körperlichkeit, das Auge für den Zweikampf, die Reaktionsschnelligkeit, die Spielintelligenz.» Und van Dijk interessieren die Nörgler ohnehin nicht. Er arbeitet verbissen, nimmt immer wieder Anlauf, rennt immer wieder mit vollem Herzen los.

Und für Oranje ist und bleibt er unverzichtbar. «Virgil ist einer der besten, wenn nicht der beste Verteidiger der Welt. Er bringt eine enorme Präsenz mit. Virgil ist der entscheidende Faktor des Teams», sagt Außenverteidiger Denzel Dumfries. Das soll sich auch gegen Ecuador wieder zeigen, wenn die Niederlande vorzeitig das Achtelfinale erreichen kann. Abwehrboss van Dijk geht entsprechend optimistisch voran: «Ich kann fühlen, dass wir immer besser werden.»

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Niederlande: 23 Noppert – 2 Timber, 4 van Dijk, 5 Aké – 22 Dumfries, 21 de Jong, 11 Berghuis, 17 Blind – 10 Depay – 7 Bergwijn, 11 Gakpo

Ecuador: 1 Galindez – 17 Preciado, 2 Torres, 3 Hincapié, 7 Estupinan – 19 Plata, 20 Mendez, 23 Caicedo, 10 Ibarra – 11 Estrada, 13 Valencia

Schiedsrichter: Mustapha Ghorbal (Algerien)

Tom Bachmann und Lars Reinefeld, dpa