Bundeswehr: Förderung für Athleten «lebensnotwendig»

Bundeswehr: Förderung für Athleten «lebensnotwendig»

Die Leichtathletin Gesa Krause ist eine Spezialistin für das Überwinden von Hürden. In der Corona-Krise türmten sich für die Europameisterin über 3000 Meter Hindernis viele Probleme auf, auch materielle.

Deshalb ist die 28-Jährige froh, als Sportsoldatin abgesichert zu sein. «Im Pandemie-Jahr 2020, in dem keine Start- und Preisgelder geflossen sind, war das Geld von der Bundeswehr für mich lebensnotwendig», sagte Krause. Auch dank des Soldes kann sie bei den Olympischen Spielen in Tokio gut vorbereitet einer Medaille hinterherjagen.

Von den 431 Olympia-Teilnehmern sind 148 Sportsoldaten – mehr als in Peking 2008, London 2012 und Rio 2016. «Der Anteil und die Beteiligung der Sportsoldaten an der Medaillenausbeute sind die belastbaren Grundlagen, um die Effizienz der Spitzensportförderung der Bundeswehr zu bewerten», sagte Regierungsdirektor Andreas Hahn. Bei vorherigen Spielen seien die Athleten in Uniform an 35 bis 40 Prozent der Medaillengewinne beteiligt gewesen: «Davon gehe ich auch in Tokio aus.»

Begehrte Förderplätze

Auch die Bundeswehr stand in der Pandemie vor großen Herausforderungen bei der Vergabe der begehrten Förderplätze, die zwischen 1500 bis 2500 Euro netto pro Monat garantieren. «Eine davon war, dass etwa 50 ältere Athleten geplant hatten, im September 2020, also nach den Olympischen Sommerspielen, ihre spitzensportliche Karriere und somit auch ihre Zeit als Sportsoldaten zu beenden», erklärte Hahn. «Für uns galt es also, ihre Förderung aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Athleten des Olympia-Perspektivkaders für Paris 2024 wie geplant aufzunehmen.»

Zugute kam ihm dabei, dass zum 1. April 2020 die Förderplätze um 106 auf 850 aufgestockt worden waren. Zugleich wurden die Reservedienstleistungstage (Wehrübungen) deutlich von 3500 auf 7500 Tage erhöht, «um damit Auswirkungen der Pandemie abzufedern und einen gesicherten Olympia-Start zu ermöglichen», berichtete Hahn. Damit könnten Ehemalige ihren Beruf oder ihr Studium für einen gewissen Zeitraum verlassen und sich optimal auf die Olympia-Teilnahme vorbereiten – bei sozialer und finanzieller Absicherung.

Einer, der überlegen musste, ob es nach der Verlegung der Tokio-Spiele weitergehen sollte, war der Kanute Ronald Rauhe. Der 39-jährige Berliner, der schon 2004 in Athen Olympiasieger wurde, hat sich zum Hauptfeldwebel hochgedient und ist einer der am längsten von der Bundeswehr geförderten Sportler. Auch in Tokio ist Rauhe ein Hoffnungsträger der Bundeswehr. «Ich bin überzeugt, dass er bei seinen sechsten Olympischen Spielen eine Medaille holt», meinte Hahn.

Absicherung als Sportsoldaten

Die Bundeswehr ist durch die Corona-Krise als Arbeitgeber bei Athleten noch reizvoller geworden, da eine Anstellung Freiheit für den Sport und Absicherung für das Leben bedeutet. «Man hat schon gespürt, dass die ohnehin hohe Wertschätzung der Athleten gestiegen und dem einen oder anderen noch bewusster geworden ist, welch ein zuverlässiger und flexibler Arbeitgeber die Bundeswehr ist», sagte Hahn. «In der Pandemie konnten die Sportsoldaten sorgenfrei agieren.»

Bestätigt wird das vom ehemaligen Dreisprung-Europameister Max Heß. «Man muss sich keine Gedanken mehr machen, ob man sich dies oder das leisten kann», sagte der elfmalige deutsche Meister. «Das da einer ist, der immer an einen denkt, ist sehr schön. Wir wissen es sehr zu schätzen.»

Der Schwimmer Henning Mühlleitner war nach der Grundausbildung 2017 nach einem Jahr zunächst wieder aus dem Wehrdienst entlassen worden und wird im September wieder angestellt. «Ich bin als Werkstudent finanziell nicht unbedingt darauf angewiesen gewesen und habe durch die Sporthilfe-Förderung auch aufstocken können», erzählte der Olympia-Vierte über 400 Meter Freistil und stellte generell fest: «Das Finanzielle hilft nicht unbedingt bei der Leistungsentwicklung.»

Von Andreas Schirmer, dpa