Der letzte Kick – Rasen aus Nordosten im Münchner Stadion

Der letzte Kick – Rasen aus Nordosten im Münchner Stadion

Er wird bespuckt und getreten, auch bei Gluthitze und Sturzregen muss er eine Top-Performance abliefern: der Stadionrasen. Führende europäische Fußballclubs setzen dabei auf Grün aus Mecklenburg-Vorpommern.

Das letzte EM-Vorrundenspiel der deutschen Elf gegen Ungarn (2:2) in München verfolgte der Chef der Firma Gebrüder Peiffer Rollrasen, Arnd Peiffer, deshalb mit anderen Augen als der durchschnittliche Fan. Er ist mit der Leistung seines Rasens, der in Alt Zachun im Landkreis Nordwestmecklenburg gezogen wurde, zufrieden und schaut dem Viertelfinale am Freitag zwischen Belgien und Italien (21.00 Uhr) in der Münchener Arena gelassen entgegen.

Rollrasen für den Fußball

Jährlich liefert Peiffers Unternehmen neuen Rollrasen für die Arena. «Früher konnte Stadionrasen gut und gerne zehn Jahre alt werden», erzählt er. Um die Jahrtausendwende seien dann viele Arenen umgebaut worden: Die Zuschauerränge wurden rundum überdacht und auf eine Laufbahn wurde verzichtet, um die Besucher näher an das Geschehen auf dem Platz zu bringen. «Dadurch bekommt der Stadionrasen mehr Schatten und weniger Regen», sagt Arnd Peiffer. «Moderne Fußballstadien sind ein lebensfeindlicher Raum für Pflanzen.»

Normalerweise halte in München eine Rasenlieferung eine ganze Saison. Dieses Jahr werde das Grün nach der Europameisterschaft mit drei Vorrundenspielen und einem Viertelfinale noch einmal ausgewechselt.

Führende europäische Fußballclubs von Lissabon bis Stockholm kaufen ihren Rollrasen bei Peiffer. Über die Hälfte der Bundesligavereine stehen auf seiner Kundenliste. Die Kosten für einmal Rasen im Stadion belaufen sich in Deutschland auf etwa 100.000 Euro, verrät er. «Wenn es weiter weg geht, kommen noch die Transportkosten hinzu.» Stadionrasen wird recht dick geliefert, mit mehr Erde unter dem Gras als normalerweise üblich, damit er sofort belastbar ist.

Nicht alle Clubs müssen jährlich neu kaufen, sagt Peiffer. «Wenn genügend Licht und Luft an den Rasen kommt, kann er mehrere Jahre halten.» Der VfL Bochum zum Beispiel tausche nur alle zwei bis drei Jahre. «Das Stadion dort ist kleiner, da kommt mehr Licht rein.»

Sportrasen für alle

Rasen wie im Münchener Stadion verkauft Peiffer auch an kleine Sportvereine in der Region und an Gartenbesitzer. Dieser sei nur nicht so dick geschält, sagt er. Aber im Prinzip kicken die Hobbyfußballer in Zarrentin in Mecklenburg auf der gleichen Grundlage wie die Stars von Bayern München.

«Das ist schon ein tolles Gefühl», sagt der Geschäftsführer des TSV Empor Zarrentin, Andreas Lutz. Dort wird der Sportplatz gerade zum ersten Mal nach 70 Jahren grunderneuert und bekommt in dem Zuge neuen Rasen aus Alt Zachun. «Die nächsten 20 Jahre hält der», ist Lutz sicher. Nicht nur, weil die Bedingungen für das Grün in Zarrentin gut sind, sondern auch aus finanziellen Gründen. Die erste Herrenmannschaft des TSV spielt in der Landesklasse Mecklenburg-Vorpommern.

Die Firma Peiffer baut nach Worten des Chefs seit fast 50 Jahren Rollrasen an. Ihren Hauptsitz hat die Firma in Willich nahe Düsseldorf, Alt Zachun kam vor sechs Jahren hinzu. «Die Bodenqualität ist hier sehr gut für Sportrasen», sagt Arnd Peiffer. Insgesamt produziert er mit mehr als 50 Mitarbeitern auf 300 Hektar Rollrasen. Knapp ein Drittel der Fläche befindet sich in Alt Zachun in Mecklenburg-Vorpommern.

Von Iris Leithold, dpa