«Egal wie»: Van Bommel freut sich über seinen Premieren-Sieg

«Egal wie»: Van Bommel freut sich über seinen Premieren-Sieg

Mark van Bommel war nach seinem ersten Sieg als Bundesliga-Trainer zufrieden.

«Ich bin sehr froh, dass wir gewonnen haben. Egal wie – die drei Punkte sind das Wichtigste», sagte der neue Chefcoach des VfL Wolfsburg nach dem 1:0 (1:0) gegen den VL Bochum zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison.

Der frühere Bayern-Kapitän sah dabei aber generös über einige Mängel hinweg. Dass dieser Sieg nach einem frühen Platzverweis für den Bochumer Robert Tesche (4. Minute) und einem verschossenen Elfmeter von Wout Weghorst (5.) auch deutlich entspannter hätte herausgespielt werden können, zum Beispiel. Und dass der Champions-League-Teilnehmer in der letzten halben Stunde auf einmal einbrach.

«Sehr ruhig auf meinem Sessel gesessen»

Doch am Ende überwog die Erleichterung. Denn die Wolfsburger gaben durch das Tor von Weghorst in der 22. Minute zumindest eine sportlich erfolgreiche Antwort auf ihren Wechselfehler im DFB-Pokal und ihre Niederlagenserie während der Saisonvorbereitung. 8536 Zuschauer waren zum ersten Mal seit Monaten auch wieder dabei. «Wir haben eine Stunde sehr guten Fußball gespielt, das war schön anzuschauen und ich habe sehr ruhig auf meinem Sessel gesessen», sagte van Bommel.

Nur der Aufsteiger Bochumer erlebte am Samstag eine bittere Bundesliga-Rückkehr. Elf Jahre lang steckte der VfL in der Zweitklassigkeit fest. Und dann gab es nur wenige Minuten nach dem Comeback in Liga eins schon eine Rote Karte für einen der wichtigsten Spieler und einen Strafstoß für den Gegner. «Das hat das Spiel über den Haufen geworfen. Wir mussten danach noch mehr investieren», sagte Trainer Thomas Reis.

Schon nach 52 Sekunden schoss Wolfsburgs U21-Europameister Ridle Baku den Ball an die Latte. Nach dem folgenden Eckball verlängerte Tesche einen Kopfball von Renato Steffen mit dem Arm an den Pfosten. Schiedsrichter Frank Willenborg wollte zunächst weiterspielen lassen, bekam dann aber ein Signal seines Videoassistenten. Der 34 Jahre alte Routinier hatte regelwidrig ein Tor für den Gegner verhindert. Dass Torwart Manuel Riemann den Strafstoß von Weghorst parierte, bescherte den Bochumern aber nur ein kurzes Erfolgserlebnis. Fortan waren sie nur noch mit Verteidigen beschäftigt. Am Ende half ihnen auch nichts, dass selbst van Bommel Tesches Vergehen mit einem Elfmeter und einem Platzverweis als «sehr schwer betraft» einstufte.

Bochum nutzt Wolfsburger Nervosität nicht

Nach vorne waren die Bochum zu harmlos, um selbst die große Wolfsburger Nervosität ab der 60. Minute auszunutzen. Die widrigen Umstände und der große Einsatz machten es dem Aufsteiger am Ende aber dennoch leicht, diese Niederlage zu akzeptieren. «Das ist einfach geil. Samstag, 15.30 Uhr: Als ich mit viereinhalb Jahren angefangen habe, habe ich genau davon geträumt. Jetzt ist dieser Traum in Erfüllung gegangen», sagte Torwart Riemann über sein persönliches Bundesliga-Debüt inklusive Elfmeter-Parade.

Für den früheren Topspieler van Bommel war sein Einstand als Bundesliga-Coach ein ähnlich wichtiger Tag. An seiner Arbeit in Wolfsburg waren nicht nur wegen des fatalen und an diesem Montag vom DFB-Sportgericht zu verhandelnden Wechselfehlers beim Pokalspiel in Münster schon erste leise Zweifel aufgekommen. Eine Schwierigkeit bestand in seinen ersten Wochen auch darin, dass der Niederländer den kernigen Konterfußball seines Vorgängers Oliver Glasner gern um die Komponenten Ballbesitz und Kurzpassspiel erweitern möchte und seine Spieler mit dieser Umstellung sichtlich fremdeln.

Gegen einen defensiven Gegner wie Bochum taten die Elemente des Van-Bommel-Fußballs dem VfL lange Zeit sehr gut. Auch für den Leistungseinbruch nach einer Stunde hatte der 44-Jährige Verständnis. «Wir haben acht Riesenchancen herausgespielt. Wenn es 2:0, 3:0 oder 4:0 steht, ist das Spiel vorbei», sagte van Bommel. «In der letzten halben Stunde haben wir Zweifel gekriegt, was völlig normal ist. Die einen wollten verteidigen, die anderen das zweite Tor schießen. Ich werfe meiner Mannschaft überhaupt nichts vor. Das war keine Frage der Fitness, sondern der Zweifel. Eher eine Kopfsache.»

Von Sebastian Stiekel, dpa