FIFA weiter gegen «One Love»-Binde – Sanktionen möglich

FIFA weiter gegen «One Love»-Binde – Sanktionen möglich

Das mehrfarbige Stückchen Stoff für die Oberarme von Manuel Neuer und anderen Starspielern sorgt in Katar weiter für Diskussionen.

Die «One Love»-Kapitänsbinde von ursprünglich zehn europäischen Verbänden wird vom Fußball-Weltverband nicht akzeptiert und könnte zu Sanktionen führen, wie aus einer Beratung zwischen der Arbeitsgruppe der Europäischen Fußball-Union und FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura hervorging.

«Wir haben gesagt, wir bleiben dabei, dass wir mit der Binde auflaufen», sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf im ZDF-Interview. Es habe daher keine Einigung gegeben. «Wir haben mit langem Vorlauf die FIFA immer wieder darauf hingewiesen, dass wir mit dieser Binde auflaufen wollen, es gab keine Reaktion der FIFA dazu», ergänzte der DFB-Präsident.

Der erste Kapitän, der während der Endrunde offen gegen die FIFA-Regularien verstößt, wird aller Voraussicht nach Englands Harry Kane im Spiel am Montag (14.00 Uhr) gegen Iran sein. Auch die Niederländer in der folgenden Partie gegen Senegal (17.00 Uhr) und Waliser am Abend (20.00 Uhr) gegen die USA sind Teil des UEFA-Bündnisses. Dieses hatte die Binde mit «Herz in bunten Farben, die für Vielfalt stehen», sowie der Aufschrift «One Love» im September vorgestellt. Katar steht unter anderem wegen der Missachtung von Menschenrechtsstandards in der Kritik.

Frankreichs Kapitän trägt Binde nicht

Die Kampagne war eine gemeinsame Aktion der Teams aus Deutschland, England, den Niederlanden, Belgien, Schweiz, Wales, Frankreich, Dänemark sowie Norwegen und Schweden, die beide nicht für die WM qualifiziert sind. Frankreichs Kapitän Hugo Lloris hatte zuletzt angekündigt, die Binde nicht zu tragen. Der niederländische Nationaltrainer Louis van Gaal sagte: «Ich spreche nicht mehr über Politik. Ich habe damit aufgehört und meinen Spielern gesagt, dies auch zu tun. Der Fokus liegt nun auf dem Spiel.»

Die FIFA hatte erst am Freitag eigene neue Kapitänsbinden vorgestellt – zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel. «Die teilnehmenden Mannschaften erhalten während der Spiele über die Armbinden der Mannschaftskapitäne die Möglichkeit, Botschaften zu übermitteln», teilte der Weltverband mit. Botschaften, die die FIFA laut Mitteilung gemeinsam mit drei Organisationen der Vereinten Nationen erdacht worden sind.

Neuer hatte bereits am Samstag gesagt, dass er die Kapitänsbinde im WM-Auftaktspiel gegen Japan am Mittwoch ungeachtet möglicher Sanktionen tragen werde. Auch Neuendorf hatte im DFB-Medienzentrum hoch im Norden des Landes bereits angekündigt, auch eine Strafe dafür zu zahlen. «Für mich ist das keine politische Äußerung, sondern ein Statement für Menschenrechte», hatte er gesagt.

FIFA will jeden Einzelfall prüfen

Die Binde stehe für den Kampf «gegen Rassismus, gegen Antisemitismus, für Frauenrechte und Menschenrechte generell». Die Engländer hatten sich ähnlich geäußert und ein bisschen Geld zurückgelegt.

Ob die FIFA die WM-Teilnehmer tatsächlich sanktioniert, ist offen. Jeder Einzelfall wird geprüft. Als einige Teams – auch die DFB-Auswahl – vor Spielen der WM-Qualifikation für Menschenrechte demonstriert hatte, gab es keine Strafe. Die deutsche Elf hatte sich vor dem Anpfiff des Spiels gegen Island im März 2021 mit besonderen «Human rights»-Shirts zum Foto aufgestellt.

Als Dänemark bei der FIFA unter anderem den Antrag stellte, während des Katar-Turniers in Shirts mit der Aufschrift «Menschenrechte für alle» zu trainieren, gab es eine Absage. Der Weltverband untersagte das als «politische Botschaft».

Jan Mies und Miriam Schmidt, dpa