Flicks Kicker heiß: «Alle Körner im Köcher» gegen Rumänien

Flicks Kicker heiß: «Alle Körner im Köcher» gegen Rumänien

Auf dem Nebenplatz des Hamburger Volksparkstadions war so viel Feuer drin, dass Hansi Flick sogar bremsen musste. Im schwarzen DFB-Shirt und gut gelaunt berichtete der Bundestrainer von der Trainingseinheit, die er vor dem Ende abbrach, «weil die Intensität schon zu hoch war.»

Seine Nationalspieler brennen auf das WM-Qualifikationsspiel an diesem Freitag (20.45 Uhr/RTL) gegen Rumänien, vermittelte der 56-Jährige hoch erfreut. Vor rund 25.000 Zuschauern sollen Leroy Sané, Serge Gnabry und Co. «alle Körner im Köcher haben» – und möglichst ein Fußball-Spektakel zünden.

Im Idealfall wird das WM-Ticket gelöst

«Es ist wichtig, dass wir das Spiel gewinnen, eine tolle Leistung zeigen und die Fans begeistern, das ist unser Ziel», sagte Flick, der im September mit drei Siegen und 12:0 Toren optimal in seine Amtszeit als Nachfolger von Joachim Löw gestartet war. «Jeder Einzelne in der Mannschaft möchte das auch so rüberbringen», kündigte er an.

Im Idealfall löst die DFB-Auswahl in den beiden Partien gegen den Tabellendritten Rumänien und am 11. Oktober in Skopje gegen Nordmazedonien vorzeitig das Ticket für die WM 2022. Auch ein 1:0 wie im Hinspiel Ende März noch unter Löw würde er auf dem Weg nach Katar natürlich «mitnehmen», sagte Flick zwar. Wichtig ist dem vom FC Bayern gekommenen Titelsammler aber längst nicht nur das Ergebnis.

Rückkehrer Thomas Müller hatte von einem «kleinen positiven Aufschwung» unter Flick insbesondere auch im zuletzt schwierigen Verhältnis zu den Fans gesprochen. Das 6:0 gegen Armenien in Stuttgart mit Müller in der Kurve als «Teil der La-Ola» anstatt auf dem Feld und schön herausgespielten Toren soll kein Einzelfall bleiben.

Flick: «Wir haben die Qual der Wahl»

Der Bundestrainer dürfte dafür auf das bewährte Offensivtrio mit den Münchnern Sané und Gnabry sowie dem sehr von ihm bestärkten Chelsea-Profi Timo Werner setzen. Auf die Besetzung der Position dahinter ließ sich Flick vor dem Abschlusstraining dagegen nicht festnageln. Kehrt Müller zurück, so wie in der erfolgreichen Zeit mit Flick bei den Bayern? Weitere Alternativen sind der Dortmunder Marco Reus und Werners Londoner Teamkollege Kai Havertz. «Wir haben die Qual der Wahl, aber so ist es besser als andersherum», sagte Flick.

Gesetzt sind in der Innenverteidigung Bayern-Profi Niklas Süle und der dritte Champions-League-Sieger des FC Chelsea, Antonio Rüdiger. «Sie sind einfach eingespielt», sagte Flick. «Was die Außenverteidigerpositionen angeht, werden wir noch schauen.»

Am Donnerstag schickte der DFB neben Flick Paris-Profi Thilo Kehrer in die Pressekonferenz, der nach seinen letzten Einsätzen auf der linken Seite ein Sonderlob von Flick bekommen hatte und an der Seine mit Superstar Lionel Messi trainiert. Vor der Viererkette bildet das starke Münchner Duo Leon Goretzka und Joshua Kimmich das Schwungrad im Mittelfeld.

Katar 2022 schon im Blick

Flick sprach lächelnd von der «sehr guten Atmosphäre» in der Mannschaft. Die Spieler vertrieben sich in den vergangenen Tagen die Zeit abseits der Trainingseinheiten auf dem Platz und im Kraftraum nde Tischfußball. Flick berichtete zudem von einer «Schreibstunde», also dem gemeinsamen Signieren von Fan-Utensilien. Dinge, «die wir an die Fans weitergeben wollen.» Von Bällen bis hin zu einem Strampler, wie Flick verriet, war so einiges dabei.

«Es macht sehr viel Spaß mit der Mannschaft», sagte der 56-Jährige, der längst schon auf das Katar-Turnier im November und Dezember 2022 und die weiterhin noch nötigen Entwicklungsschritte bis dahin schaut. Auch die jungen Wilden um die 18 Jahre alten Toptalente Jamal Musiala und Florian Wirtz seien «sehr gut aufgenommen worden, da ist seit längerer Zeit ein gutes Miteinander vorhanden», berichtete der Bundestrainer. Jeder Lehrgang ist ihm wichtig – nach den abschließenden Qualifikationsspielen im November bleibt nur ein Jahr mit einer für die Top-Spieler belastend hohen Anzahl von Terminen.

Rumänien könnte für Flick und seine Auswahl ein härterer Prüfstein werden als zuletzt Liechtenstein (2:0), Armenien (6:0) und Island (4:0). «Das ist eine Mannschaft, die Fußball spielen will und weiß, wie sie die Bälle nach vorne trägt», schilderte Flick. Er weiß aber auch, dass seiner Mannschaft ein offensiverer Gegner deutlich mehr entgegenkommt als ein eisern mauernder. Mit «hoher Intensität» soll die rumänische Abwehr geknackt werden. Wie im intensiven Training.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Deutschland: Neuer (Bayern München/35/106 Länderspiele) – Hofmann (Borussia Mönchengladbach/29/6), Süle (Bayern München/26/35), Rüdiger (FC Chelsea/28/47), Kehrer (Paris Saint-Germain/25/12) – Kimmich (Bayern München/26/62), Goretzka (Bayern München/26/38) – Gnabry (Bayern München/26/29), Müller (Bayern München/32/106), Sané (Bayern München/25/37) – Werner (FC Chelsea/25/45)

Rumänien: Nita (Sparta Prag/34/9) – Manea (CFR Cluj/24/14), Chiriches (Sassuolo/31/66), Nedelcearu (FC Crotone/25/18), Tosca (Gaziantep/29/26) – Marin (Cagliari Calcio/25/33), Stanciu (Slavia Prag/28/50) – Morutan (Galatasaray/22/0), Hagi (Glasgow Rangers/20/0), Mihaila (Parma Calcio/21/3) – Keseru (FCSB Bukarest/34/46)

Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Türkei)

Von Jan Mies und Klaus Bergmann, dpa