Junge US-Golfstars feiern Beginn einer neuen Ära

Junge US-Golfstars feiern Beginn einer neuen Ära

Der Champagner floss bei den jungen Ryder-Cup-Helden aus den USA nach der grandiosen Golf-Gala am Ufer des Michigansees in Strömen.

Wild und ausgelassen feierten die US-Boys auf dem Whistling Straits Golf Course den historischen 19:9-Kantersieg im prestigeträchtigen Kontinentalvergleich gegen die entthronten und völlig demoralisierten Titelverteidiger aus Europa. «USA, USA, USA», skandierten die 40.000 frenetisch jubelnden Fans immer wieder.

«Dies ist eine neue Ära»

US-Kapitän Steve Stricker sieht mit dem Triumph seines Teams sogar den Beginn einer neuen Epoche im Golfsport. «Dies ist eine neue Ära. Diese Jungs sind jung. Sie wollen es. Sie sind motiviert. Sie kamen hierher, um zu siegen. Ich konnte es in ihren Augen sehen», sagte der 54-Jährige. Der überlegene 19:9-Erfolg war der höchste Sieg eines Teams in der modernen Ära des Ryder Cups.

Matchwinner für die USA war der erst 24 Jahre alte Collin Morikawa, der am Sonntag mit seinem Remis im Einzel gegen den Norweger Viktor Hovland den Erfolg des US-Teams vorzeitig perfekt machte. Morikawa ist eines der Gesichter der neuen, jungen und erfolgreichen Golf-Generation der US-Amerikaner. Der bereits zweimalige Major-Champion (British Open 2020 und PGA Championship 2021) blieb an allen drei Tagen ungeschlagen und steuerte 3,5 Punkte zum Sieg bei.

Erdrückende Dominanz

Die Dominanz der jungen US-Stars war vor dem heimischen Publikum erdrückend. Schon vor dem 43. Ryder Cup galten sie als die haushohen Favoriten. Acht Spieler aus den Top Ten der Welt gehörten zum Team der US-Amerikaner. Der beste Punktesammler für das Team war aber der «Senior», Dustin Johnson. Der 37 Jahre alte Weltranglisten-Zweite gewann alle fünf Partien, in denen er eingesetzt wurde.

Auch Superstar Tiger Woods war von der Leistung des Teams begeistert. «Eine dominante Performance von @RyderCupUSA! Ich kann es kaum erwarten, euch alle zu sehen und mit euch zu feiern!», twitterte der 15-malige Major Champion, der sich immer noch von den Folgen seines Autounfalls erholt.

Tristesse herrschte bei den Europäern. Das dringend benötigte «Wunder von Whistling Straits» blieb am Finaltag aus. Der 5:11-Rückstand des Teams von Kapitän Padraig Harrington nach den ersten beiden Tagen war einfach zu groß. Neun Punkte hätten die Spieler um den Weltranglisten-Ersten Jon Rahm aus den zwölf abschließenden Einzel-Matches gebraucht, um den Titel von vor drei Jahren aus Paris zu verteidigen. Es war ein aussichtsloses Unterfangen.

«Eine harte Niederlage» für Europa

«Es ist eine harte Niederlage, aber sie waren besser als wir. Sie waren ein starkes Team und haben in Bestform gespielt. Sie hatten die ganze Zeit das Momentum auf ihrer Seite», sagte Europas Kapitän. Nordirlands völlig aufgelöster Golfstar Rory McIlroy musste bei einem TV-Interview angesichts seiner eigenen desolaten Leistung sogar mit den Tränen kämpfen: «Ich liebe dieses Team und ich liebe meine Teamkollegen so sehr», sagte McIlroy mit brüchiger Stimme. «Ich hätte mehr für das Team tun sollen.» Der viermalige Major-Sieger konnte bei diesem Ryder Cup nur sein Einzel gewinnen.

Auf die Europäer kommen nun harte Zeiten zu. Sie werden sich überlegen müssen, wie sie ihr Team für die Zukunft aufstellen wollen. Ob die drei englischen Routiniers Lee Westwood (48 Jahre), Ian Poulter (45) und Paul Casey (44) in zwei Jahren beim 44. Ryder Cup in Rom noch mit von der Partie sein werden, ist fraglich.

Ein anderer Europa-Veteran sorgte auf dem Whistling Straits Golf Course dagegen für positive Schlagzeilen. Der 41-jährige Spanier Sergio Garcia hatte am Samstagnachmittag seinen 25. Matchgewinn bei seiner insgesamt zehnten Ryder-Cup-Teilnahme gefeiert. Kein anderer Spieler holte in der Historie des Wettbewerbs mehr Siege. Dennoch war Garcia nach dem europäischen Debakel mächtig enttäuscht. «Leider waren sie etwas besser als wir. Das müssen wir akzeptieren», sagte der Ryder-Cup-Routinier. «Nun müssen wir uns auf Rom vorbereiten und versuchen, den Cup zurückzuerobern.»

Von Marc Möller, dpa