Kampf gegen die Tokio-Hitze: Kühlwesten, Hüte und ein Pool

Kampf gegen die Tokio-Hitze: Kühlwesten, Hüte und ein Pool

Schon nach wenigen Minuten war das weiße Trikot von Tobias Hauke völlig vom Schweiß durchnässt.

«Wir werden sicher noch ein bisschen brauchen, um Höchstleistungen bei diesen Temperaturen zu bringen. Es ist schon extrem hier», sagte der Hockey-Nationalspieler nach einem harten Trainingsspiel bei 33 Grad in Tokio der Deutschen Presse-Agentur. Kurz vor dem Start der Olympischen Spiele an diesem Freitag wurde nicht nur dem zweimaligen Goldmedaillen-Gewinner klar: Die Hitze könnte bei falscher Vorbereitung viele Entscheidungen in Japan beeinflussen. Und es ist nicht das einzige klimatische Problem.

«Luftfeuchtigkeit spielt eine große Rolle»

«Die Luftfeuchtigkeit spielt eine große Rolle. Die macht den Unterschied. Zum Teil wird sie um 90 Prozent liegen, was zu einer Herausforderung für die Ausdauerdisziplinen wird», sagte der deutsche Olympia-Arzt Bernd Wolfarth. Aufgrund vieler Bedenken wurden deswegen vorsorglich die Geher-Wettbewerbe und der olympische Marathon ins zumindest etwas kühlere Sapporo verlegt, der Triathlon startet früher als ursprünglich vorgesehen, um die größte Hitze irgendwie zu meiden.

Wer in diesen Tagen durch Tokio läuft, erlebt bereits morgens gegen 9.00 Uhr Temperaturen von 30 Grad und mehr. «Die Hitze ist extrem, vor allem auf dem Kopf unter dem Helm. Wir schwitzen sogar im Boot an den Beinen», sagte Slalomkanute Sideris Tasiadis. Auch in der Nacht gibt es keine Abkühlung, auf weniger als 24 Grad sinken die Temperaturen nicht. «Ich habe einen Hut auf, den kann ich nass machen, dann ist es nicht so heiß», sagte Bogenschützin Lisa Unruh, die keinen unfairen Wettbewerb fürchtet: «Es ist ja für alle heiß».

Eigener Pool dabei

Weitere Tricks haben sich die Olympia-Starter trotzdem überlegt. «Wir haben einen eigenen Pool dabei, in dem wir 13 Grad kaltes Wasser haben. Dort kühlen wir uns nach den Einheiten ab», sagte Tasiadis. Auch Hockey-Bundestrainer Kais al Saadi hat für sein Team vorgesorgt: «Wir haben Kühlwesten, die über Verdunstungskälte funktionieren und Eishandtücher für den Nacken.» Ventilatoren mit Luftbefeuchtung an den Trainerbänken sollen ebenfalls Linderung bringen, zudem wird er die Wechselrhythmen seiner Spieler der Hitze anpassen. Mit seinem Team konnte al Saadi zuletzt im spanischen Valencia bereits bei ähnlichem Klima trainieren und fühlt sich auch deswegen gut gerüstet.

Eine perfekte Vorbereitung war aber längst nicht für alle möglich. «Wir hatten ganz andere Konzepte für die Adaption des Klimas, doch dann kamen die coronabedingten Reisebeschränkungen», sagte der Mediziner Wolfarth: «Es mussten viele geplante vorolympische Trainingscamps abgesagt werden.» Auch ins olympische Dorf kann man nicht nach Belieben einziehen. Erst ab sieben Tagen vor dem eigenen Wettkampf ist die Einreise nach Japan überhaupt frühestens erlaubt.

Auch hohe Wassertemperatur

Heiß wird es aber nicht nur an der Luft. «Die Wassertemperatur ist die große Herausforderung bei diesen Freiwasserrennen. Der Umgang damit ist sehr, sehr schwer», sagte Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn. Im offenen Wasser rechnet er mit Temperaturen von bis zu 31 Grad. Solche Rennen habe es auch in der Vergangenheit schon gegeben, «und die endeten dann meistens damit, dass die Sportler zum Finish eigentlich nur noch ins Ziel getorkelt sind», sagte Berkhahn. Für seine Sportlerinnen und Sportler sei die Verpflegung sehr wichtig.

Wer nicht an der frischen Luft um Medaillen und Platzierungen kämpft, steht vor einer anderen Herausforderung. «Beim Judo wird man von der Hitze nicht so viel mitbekommen», sagte Judoka Amelie Stoll, die als Trainingspartnerin ihrer Schwester Theresa mit in Japan dabei ist: «Die Hallen werden runtergekühlt, da muss man aufpassen, dass man sich keine Erkältung einfängt.»

Von Thomas Wolfer, dpa