Kerber vor Generationenduell – Zverev hofft auf Premiere

Kerber vor Generationenduell – Zverev hofft auf Premiere

Der berühmteste Tennisplatz der Welt ist die angemessene Kulisse für das Wimbledon-Achtelfinale von Angelique Kerber.

In einem reizvollen Duell der Generationen mit US-Jungstar Coco Gauff will die 33-Jährige erstmals seit ihrem Triumph vor drei Jahren wieder unter die letzten Acht eines Grand-Slam-Turniers. Nebenan auf dem Platz Nummer eins hofft Alexander Zverev an diesem Montag auf seinen ersten Viertelfinal-Einzug in London. Auf den längst in der Weltspitze etablierten Hamburger wartet im Kanadier Felix Auger-Aliassime ebenfalls ein Aufsteiger der Szene.

Kerber auf dem Centre Court

Das Match des Tages scheint aber auch aus Sicht der ehrwürdigen Organisatoren des Rasen-Klassikers die Partie von Kerber, die als zweites Match auf dem Centre Court angesetzt wurde, wo ab 14.30 Uhr (Sky) zunächst der Weltranglisten-Erste und Turnierfavorit Novak Djokovic und der Chilene Cristian Garín aufschlagen.

Die 17-jährige Gauff gilt schon seit dem ersten Erreichen des Achtelfinales vor zwei Jahren als die wohl größte Zukunftshoffnung des auf neue Stars angewiesenen Damen-Tennis. «Ich bin wirklich gespannt auf das Match», sagte Kerber vor dem ersten Duell der beiden. «Sie weiß, was sie will, sie hat das Feuer. Sie ist eine Spielerin, die ihr Ding durchzieht auf und neben dem Platz.»

Kerber ist sicher, dass die halb so alte Gauff eine sehr gute Zukunft vor sich hat. «Die hat ja schon begonnen», sagte Kerber nach ihrer – von einer Regenpause am Samstag begünstigten – Aufholjagd beim 2:6, 6:0, 6:1 im Duell mit Alexandra Sasnowitsch aus Belarus.

Gauff-Rat von Michelle Obama

Gauff offenbarte nach ihrem Weiterkommen, einen wichtigen Rat habe sie einst von der früheren First Lady Michelle Obama erhalten. Es sei in Ordnung, nein zu manchen Dingen zu sagen. Auf Gauff stürzt viel ein, seit sie 2019 in Wimbledon als damals 15-jährige Qualifikantin für enormes Aufsehen sorgte. Bei den French Open erreichte sie zuletzt ihr erstes Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier.

In der Weltrangliste steht sie als Nummer 23 fünf Plätze vor Kerber. Immer wieder kommen die Vergleiche mit Vorbild Serena Williams, in ihrer Box sitzt wie beim diesmal gleich verletzt ausgeschiedenen Altstar Trainer Patrick Mouratoglou. Ihre Eltern waren Leistungssportler, Vater Corey ist auch Coach von Tochter Cori, genannt Coco.

Wie Serena Williams spielt sie sehr aggressiv, wie Kerber ist sie auf dem Tennisplatz eine zähe Kämpferin und abseits davon offen und freundlich. Die Wertschätzung für Kerber ist groß, nicht nur die sportliche. «Sie ist ein wirklich netter Mensch jenseits des Platzes», sagte Gauff. Den Wimbledonsieg 2018 hätten wohl viele Leute nicht erwartet. «Sie hat es geschafft. Sie weiß also, was nötig ist, um auf diesem Niveau zu gewinnen.» Gauff erwartet am Montag ein schweres Match, spürt davor aber überhaupt keinen Druck.

Zverev unter Druck, aber siegreich

Erstmals unter Druck geriet Zverev beim Drittrunden-Sieg über den Amerikaner Taylor Fritz. Die gute Erkenntnis nach dem 6:7 (3:7), 6:4, 6:3, 7:6 (7:4): Der Weltranglisten-Sechste gewann noch, obwohl er erstmals im Turnier zurücklag und nicht so gut spielte wie bisher. Der 24-Jährige will nun im zweiten Match des Tages auf dem Platz Nummer eins, der ebenfalls überdacht ist, den Angriff des vier Jahren jüngeren Auger-Aliassime abwehren.

Rasen ist aus Zverevs Sicht der beste Belag des Weltranglisten-19., der dank der Aufgabe des Australiers Nick Kyrgios weiterkam. «Er ist in Top-Form, das wird ein interessantes Match», sagte die deutsche Nummer eins. Die bisherigen drei gewann Zverev glatt, er wollte aber am spielfreien Sonntag hart für eine Leistungssteigerung arbeiten.

Sein nächster Gegner lobte Zverev als einen der stärksten Aufschläger auf der Tour, der zudem schon Matches auf dieser Stufe gespielt habe. «Ich weiß, dass ich Chancen haben werde», sagte Zverev, in dessen Tableau-Hälfte danach der Italiener Matteo Berrettini sowie der Russe Daniil Medwedew oder Roger Federer warten könnten. Der 39 Jahre alte Schweizer Maestro verbuchte am Samstag den 1250. Sieg seiner Profi-Karriere, der nächste soll nach Kerbers Match am Montag folgen.

Von Robert Semmler, dpa