Kind über 50+1-Zukunft: «Es geht irgendwann vor Gericht»

Kind über 50+1-Zukunft: «Es geht irgendwann vor Gericht»

Mehrheitsgesellschafter Martin Kind von Hannover 96 rechnet damit, dass eine Entscheidung über die 50+1-Regel im deutschen Profifußball vor einem ordentlichen Gericht fallen wird.

«Meine Einschätzung ist: Es geht irgendwann vor Gericht», sagte der Geschäftsführer der ausgegliederten Profifußball-Gesellschaft des Fußball-Zweitligisten der Deutschen Presse-Agentur.

Die nur in Deutschland geltende 50+1-Regel sieht im Kern vor, dass ein Mutterverein nach der Ausgliederung seiner Profi-Abteilung weiterhin die Mehrheit der Stimmenanteile in der neuen Kapitalgesellschaft besitzen muss. Das Bundeskartellamt hatte Ende Mai eine vorläufige Einschätzung veröffentlicht, nach der die 50+1-Regel grundsätzlich mit dem Kartellrecht vereinbar ist. Allerdings würden die Ausnahmegenehmigungen für den VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und 1899 Hoffenheim einen «Wettbewerbsnachteil» für alle anderen Clubs bedeuten, weil dadurch «vereinsgeprägte und Investoren-finanzierte Clubs nebeneinander antreten».

Bis zum Ende dieses Monats haben die drei Clubs Zeit, um eine Stellungnahme dazu abzugeben. Danach ist die Deutsche Fußball Liga (DFL) als Dachverband der 36 deutschen Proficlubs gefordert, eine Lösung zu finden, die alles berücksichtigt: die kartellrechtlichen Bedenken, die Situation der drei Ausnahmeclubs und die Pro-50+1-Haltung einer großen Mehrheit der Clubs. Genau das hält Kind für schwierig. «Mir fehlt die Fantasie, wie eine solche Entscheidung aussehen soll. Das ist ein gordischer Knoten», sagte er.

Bei Hannover 96 ist die Situation besonders pikant. Dort wollte Kind eine Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel erhalten, um langjährigen Förderern eine Mehrheitsbeteiligung an der Profifußball-Gesellschaft zu ermöglichen. Eine Opposition wehrte sich dagegen, wurde 2019 an die Spitze des Muttervereins Hannover 96 e.V. gewählt – und setzte am Sonntag bei der Mitgliederversammlung durch, dass die 50+1-Regel in der Satzung des Traditionsvereins verankert wird. «Das haben die Mitglieder so entschieden. Das muss man respektieren», sagte Kind.