Lessmann Sechste im BMX-Freestyle

Lessmann Sechste im BMX-Freestyle

Lara Lessmann rang an diesem historischen Tag ein wenig mit ihren Gefühlen. Natürlich freute sich die Berlinerin, beim ersten olympischen Finale im BMX-Freestyle dabei gewesen zu sein.

Doch mit ihrem sechsten Platz beim überraschenden Olympiasieg der Britin Charlotte Worthington konnte sich die 21-Jährige nicht wirklich anfreunden. «Das ist schwer zu akzeptieren. Es ist schwer, mit einer Verletzung herzukommen. Man will im Kopf alles geben, weiß aber, dass man es körperlich nicht kann», sagte Lessmann.

Bei der WM Anfang Juni hatte sich Lessmann das Schlüsselbein gebrochen. Im Urban Sports Park zeugten noch die bunten Tapes an ihrer rechten Schulter von der Verletzung. «Ich hatte nichts zu verlieren. Für mich war es ein Gewinn, überhaupt hier zu sein. Trotzdem ist man ein wenig enttäuscht, weil man immer die Beste sein will», sagte Lessmann.

«Zeichne mich durch meine kreativen Tricks aus»

Dafür reichte der defensiv wirkende Stil der gebürtigen Norddeutschen allerdings nicht. Während die Medaillengewinnerinnen Worthington, Hannah Roberts (USA) und Nikita Duccaroz (Schweiz) spektakuläre Salti zeigten, setzte Lessmann eher auf Quantität bei ihren Tricks. «Ich zeichne mich durch meine kreativen Tricks aus. Fünf Frauen haben einen Rückwärtssalto gezeigt, wohingegen ich in einer Minute 15 Tricks abliefere», sagte Lessmann. Die Jury vergab dafür 79,60 Punkten, was im Vergleich zu den 97,50 Zählern von Worthington wie in einer anderen Liga wirkt.

Ihren Stil wird Lessmann bis Paris 2024 wohl nicht umstellen. «Ich möchte meinen Style behalten und nicht das machen, was die anderen machen», betonte sie neben dem heißen BMX-Park. «Ich habe im Training schon mal einen Rückwärtssalto gemacht. Es ist aber auch so, dass in Deutschland die Bedingungen für BMX-Freestyle ziemlich schlecht sind. Da sind die USA und auch Großbritannien weiter.»

Bei den nächsten Spielen will Lessmann wieder angreifen. «Ich bin da zuversichtlich. Heute war ich die zweitjüngste Starterin. Es kann nur besser werden», sagte Lessmann. Ihr Trainer Tobias Wicke betonte: «Wir hoffen, dass wir künftig wieder leichter reisen und an den Wettkämpfen teilnehmen können. Da kann man wichtige Erfahrungen sammeln.»

Als dann schon die Männer ihr Finale austrugen, hatte Lessmann sich schon wieder berappelt. Dabei tippte sie auf ihr Tattoo am linken Mittelfinger. «Nur Mut» steht dort. «Das erinnert mich immer wieder daran, dass man einfach mal machen und nichts bereuen sollte», sagte Lessmann. Bereut hat sie den Tokio-Trip auch ohne Medaille auf keinen Fall.