Machtdemonstration des FC Bayern: 3:1 dank Lewandowski

Machtdemonstration des FC Bayern: 3:1 dank Lewandowski

Julian Nagelsmann klatschte Robert Lewandowski ab und nahm den Super-Torjäger in den Arm. Der neue Bayern-Trainer wusste, bei wem er sich nach dem ersten Titel seiner Trainerkarriere im Profi-Fußball zu bedanken hatte.

Angeführt vom zweifachen Torschützen Lewandowski hat der noch zum Ligastart wankende FC Bayern zurück zu alter Souveränität gefunden und im Prestigeduell mit Borussia Dortmund zum neunten Mal den Supercup gewonnen. Das verdiente 3:1 (1:0) im Kräftemessen zwischen Meister und Pokalsieger mit zwei Toren des weiter gierigen Weltfußballers beendete die Münchner Negativserie mit zuvor vier sieglosen Testspielen und dem mäßigen 1:1 zum Ligaauftakt in Mönchengladbach.

Erster Titel für Nagelsmann

«Das bedeutet viel. Es ist der nächste Titel», sagte Lewandowski beim TV-Sender Sky und fügte hinzu: «Wir können besser spielen. Wir sind aber am Anfang der Saison, wir brauchen mehr Zeit. Wir können nach vorne schauen und genießen den Titel.» Der Torjäger durfte endlich wieder mit den Fans im Stadion jubeln. «Wir haben es vermisst, vor den Zuschauern zu spielen. Man spielt für die Fans, für die Zuschauer.»

Zweimal Lewandowski (41. und 74. Minute) und Thomas Müller (49.) sorgten vor 25 000 Zuschauern in Dortmund für den verdienten Sieg der Gäste. Das Dortmunder Traumtor von Marco Reus war zu wenig (64.). Damit entschied Lewandowski auch den Vergleich mit BVB-Torjäger Erling Haaland deutlich für sich.

«Dass er das kann, wissen wir alle. Er hat einen unglaublichen Spirit reingebracht. Er ist wie eine Lebensversicherung gewesen, überragend gut», sagte Nagelsmann, der seinen eigenen Anteil am Titelgewinn nicht überbewerten wollte: «Der Titel ist eine Belohnung für die letzte Saison. Das ist ein Titel, der Hansi und der Mannschaft gebührt.» Gleichwohl betonte Nagelsmann, dass der Erfolg auch für ihn eine Bedeutung habe.

Dagegen konnten die Dortmunder nicht an den famosen Auftritt gegen Frankfurt (5:2) anknüpfen und verpassten die Chance, für weiteren Rückenwind zu sorgen. «Wir hatten unsere Möglichkeiten. Deswegen sind wir enttäuscht. Es war nicht alles top, aber die Bereitschaft und die Energie war da», sagte Dortmunds Reus.

Bevor der Ball in der Dortmunder Arena rollte, wurde mit einer Schweigeminute erst einmal an Gerd Müller erinnert. Der größte Torjäger der deutschen Fußball-Geschichte war am Sonntag im Alter von 75 Jahren gestorben. Ihm zu Ehren hatten die Bayern-Spieler Aufwärm-Shirts mit der Rückennummer 9 und dem Namen der Legende getragen. «Er war ein besonderer Spieler und eine besondere Person. Was Gerd Müller für Bayern und den ganzen Fußball gemacht hat, ist eine große Ehre», schwärmte Lewandowski.

Lewandowski mit drei Torbeteiligungen

Auf dem Rasen standen die aktuell besten Torjäger Lewandowski und Haaland im Blickpunkt – mit klaren Vorteilen für den Torschützenkönig aus München. Wenn der Weltfußballer am Ball war, herrschte in der BVB-Hintermannschaft höchste Alarmstufe. Und so war es kaum überraschend, dass Lewandowski auch an allen Toren beteiligt war. Erst erzielte er den Führungstreffer nach feiner Flanke von Serge Gnabry per Kopf.

Dann war Lewandowski am zweiten Treffer maßgeblich beteiligt, als er Dortmunds neuen Torhüter Gregor Kobel nach einer Hereingabe mit einem versuchten Hackentrick irritierte. Der Schweizer konnte den Ball nicht unter Kontrolle bringen, so dass der bei der EM noch torlose Müller abstaubte. Und schließlich nutzte der Torjäger einen schlimmen Abspielfehler von Manuel Akanji zu seinem zweiten Tor. Damit erzielte er bereits das 24. Tor im 24. Spiel gegen seinen Ex-Club BVB. Eine weitere Großchance vergab Lewandowski, als er aus kurzer Entfernung den Dortmunder Axel Witsel an der Schulter traf (34.).

Haaland bleibt in Dortmund

Auf der Gegenseite war die Münchner Hintermannschaft gegen den wuchtigen Haaland besser eingestellt. Vor dem Spiel hatte es schon Diskussionen gegeben, ob der Norweger nach seinem tollen Start gegen Frankfurt (2 Tore, 3 Vorlagen) Lewandowski als Torjäger Nummer eins ablösen kann. Zumindest im Supercup ist die Frage geklärt, genauso wie die Zukunft Haalands. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc stellte vor dem Spiel klar, dass der Torjäger in dieser Saison auf jeden Fall das schwarz-gelbe Trikot tragen wird.

Und Haaland hatte auch gegen Bayern seine Szenen. Allerdings zog er gegen den überragenden Nationalkeeper Manuel Neuer den Kürzeren (39.). Der Bayern-Torhüter hatte zuvor schon gegen Marco Reus in Weltklasse-Manier pariert (20.).

Dass die Bayern noch ohne Sieg unter Nagelsmann waren, machte sich im Spiel kaum bemerkbar. Die Münchner waren gegen den Erzrivalen wieder voll auf der Höhe, spielten druckvoll und mit viel Tempo. Anlaufschwierigkeiten unter dem neuen Coach waren nicht zu erkennen.

Die Bayern erwischten auch den besseren Start und hatten Dortmunds Rechtsverteidiger Felix Passlack als Schwachstelle ausgemacht. Gleich dreimal patzte der Youngster in der Anfangsphase (10., 14. und 15.), doch die Münchner Offensive wusste dies noch nicht zu nutzen. Neben Lewandowski agierten auf den Außen Gnabry und Kingsley Coman, der für Leroy Sané ins Team rückte.

Bundestrainer Hansi Flick vor Ort

Dass es nicht nur um den ersten Titel, sondern auch ums Prestige ging, wurde auf dem Platz schnell deutlich. Niklas Süle räumte vor dem Strafraum Haaland ab, kurz darauf ging Marco Reus mit gestrecktem Bein voran und verursachte eine Rudelbildung. Es blieb bei Gelben Karten. Auf der Tribüne wurde der neue Bundestrainer Hansi Flick beim Auftritt seiner Meister-Bayern bestens unterhalten.

Der Wille war den Dortmundern nicht abzusprechen. Oft fehlten nur Zentimeter wie in der 53. Minute, als Haaland bei seinem Tor knapp im Abseits stand. Und dann war es doch passiert. Nach Zuspiel von Jude Bellingham zirkelte Reus den Ball in den Winkel, was den Lärmpegel nach oben schnellen ließ. Das änderte sich, als Akanji den Ball Corentin Tolisso in die Beine spielte, wodurch Lewandowski in Szene gesetzt wurde.

Von Heinz Büse und Stefan Tabeling, dpa