Schock kurz vor Abreise: NBA-Star Schröder fehlt DBB-Team

Schock kurz vor Abreise: NBA-Star Schröder fehlt DBB-Team

Zum Ende einer eh schon holprigen Vorbereitung gab es für die deutschen Basketballer noch den ganz großen Schock.

Ohne NBA-Star Dennis Schröder muss die Mannschaft von Dienstag an beim olympischen Qualifikationsturnier in Split versuchen, sich doch noch für die Sommerspiele in Tokio zu qualifizieren. Weil sich der Deutsche Basketball Bund mit Schröder und der Versicherung nicht auf eine Absicherung des 27 Jahre alten Point Guards für den Zeitraum im Nationaltrikot einigen konnte, steht Schröder nicht zur Verfügung. Das deutsche Team hob am Freitag ohne den gebürtigen Braunschweiger von Frankfurt am Main in Richtung Kroatien ab.

«Natürlich ist das für uns erst einmal ein Rückschlag», sagte Bundestrainer Henrik Rödl der Deutschen Presse-Agentur kurz nach Bekanntwerden des Schröder-Fehlens. «Die Mannschaft hat die Nachricht aber gut aufgenommen, sie wird jetzt noch enger zusammenrücken.»

Schröder war erst am Montag in Heidelberg zum Team gestoßen, nachdem er zuvor noch einige private Angelegenheiten regeln musste. «Er war mit großer Freude und viel Eifer dabei», berichtete Rödl von den wenigen Einheiten mit seinem besten Spieler. Noch am Freitag postete Schröder bei Instagram Fotos vom Medien-Shooting des Nationalteams, obwohl seine Absage da schon längst feststand.

Schröder glaubt an Olympia-Ticket

«Ich bedauere sehr, dass das Team in Split ohne mich auskommen muss und dass ich es nicht unterstützen kann», wurde der 27 Jahre alte Profi in der Verbandsmitteilung zitiert. «Ich bin überzeugt, dass die Jungs es trotzdem zu Olympia schaffen», sagte Schröder.

Die Chancen, sich in Split noch für Tokio zu qualifizieren, sind durch sein Fehlen aber deutlich gesunken. Deutschland trifft in der Vorrunde auf Mexiko und Russland. Nur der Sieger des Turniers mit sechs Mannschaften sichert sich das Olympia-Ticket. Topfavorit ist Gastgeber Kroatien mit NBA-Star Bojan Bogdanovic von den Utah Jazz.

Nach offiziellen Angaben hatte der Verband bis zuletzt versucht, die Versicherungsfragen um Schröder zu klären. Das Thema war in der Vergangenheit auch bei Superstar Dirk Nowitzki aktuell, wurde dort in Zusammenarbeit zwischen dem NBA-Champion von den Dallas Mavericks, dem Verband und einem gemeinsamen Sponsor aber stets gelöst.

«Enorme Versicherungsanforderungen»

Bei Schröder konnte nun keine Lösung gefunden werden, weil «die enormen Versicherungsanforderungen» nicht erfüllbar seien, wie es in der Verbandsmitteilung hieß. Vor allem die Tatsache, dass er als Free Agent aktuell bei keinem Club unter Vertrag steht, erschwerte die Verhandlungen. Der Aufbauspieler, zuletzt bei den Los Angeles Lakers unter Vertrag, hofft, im August einen Topvertrag in der NBA unterschreiben zu können. In dieser Saison, in der Schröder mit den Lakers überraschend schon in der ersten Runde der Playoffs gescheitert war, hatte er 15,5 Millionen Dollar verdient.

«Dennis ist ein Weltklassespieler, und er wird uns natürlich fehlen», sagte Rödl. «Ich habe große Anerkennung für ihn, dass er alles versucht hat, um bei der Olympia-Qualifikation dabei sein zu können. Aber natürlich ist die Entscheidung hundertprozentig zu akzeptieren und zu respektieren», sagte der Nationalcoach, der schon die Absagen der NBA-Profis Daniel Theis und Maximilian Kleber verkraften musste.

«Wir haben bis zuletzt um eine Lösung gekämpft, aber die war leider nicht zu finden», sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. «Damit müssen wir jetzt umgehen, und ich bin sicher, dass das Team jetzt noch enger für das gemeinsame Ziel zusammenrückt.»

Turbulente Vorbereitung

Das Fehlen von Schröder bildete den Abschluss einer turbulenten Vorbereitung. Zunächst hatte die umstrittene Nominierung von Joshiko Saibou, der im vergangenen Jahr auf Demonstrationen gegen die staatlichen Maßnahmen gegen die Coronakrise dabei gewesen war, für viele negative Schlagzeilen gesorgt. Dann fiel der letzte Test gegen den Senegal aus, weil es im Team der Afrikaner positive Corona-Fälle gegeben hatte. «Zum Glück gab es keinen Kontakt. Das hätte dann noch in einem ganz anderen Desaster enden können», sagte Rödl mit Blick auf mögliche Quarantänefolgen.

Von Lars Reinefeld, dpa