«Traurig und enttäuscht» – Aus für deutsche Tennis-Damen

«Traurig und enttäuscht» – Aus für deutsche Tennis-Damen

Angelique Kerber sehnte sich nach dem frühen K.o. im Billie Jean King Cup und einer Schrecksekunde auf dem Platz nach Urlaub und Erholung.

«Natürlich sind wir traurig und enttäuscht, dass es jetzt nicht geklappt hat», räumte die deutsche Nummer eins nach der Niederlage gegen die Schweiz im zweiten Gruppenspiel ein. Gegen Olympiasiegerin Belinda Bencic musste sich die 33 Jahre alte Kielerin mit 7:5, 2:6, 2:6 geschlagen geben – womit die leisen Hoffnungen auf einen Halbfinal-Einzug in dem Teamwettbewerb schon früh dahin waren.

Weil zuvor Andrea Petkovic beim 4:6, 5:7 gegen Viktorija Golubic ihre Chancen nicht genutzt hatte, stand nach dem 1:2 gegen Tschechien am Tag zuvor das Aus in der Gruppenphase schon vor dem abschließenden Doppel am Abend fest. Dieses verloren auch noch Anna-Lena Friedsam und Debütantin Nastasja Schunk 1:6, 2:6 gegen Golubic und Jil Teichmann. Um das Halbfinale kämpfen am Donnerstag in Prag nun Gastgeber Tschechien und die Schweiz im direkten Duell.

Medizinische Auszeit

«Ich habe alles gegeben. Ich habe das Match nicht verloren, sie hat es gewonnen», sagte Kerber. Die ehemalige Weltranglisten-Erste und dreimalige Grand-Slam-Gewinnerin und ihre Gegnerin Bencic lieferten sich zunächst ein ausgeglichenes Duell auf Augenhöhe.

Satz eins ging an die 33 Jahre alte Kielerin, Durchgang zwei an die neun Jahre jüngere Schweizerin. Beim Stand von 2:3 im dritten Satz wurde es auf einmal unruhig, auf der deutschen Bank hinter Teamchef Rainer Schüttler wurde mit der Damentennis-Chefin Barbara Rittner und den anderen Spielerinnen wild debattiert. Kerber nahm eine medizinische Auszeit und verschwand erst einmal in der Kabine.

«Ich habe ein bisschen meinen Rücken eingeklemmt, glaube ich», sagte sie später bei der Pressekonferenz und gab Entwarnung: «Ich musste mich einrenken lassen, aber es ist alles okay und zum Glück nichts Schlimmes.» Bei der Rückkehr auf den Platz wirkte sie dennoch gehandicapt gegen Bencic, die bei den Olympischen Spielen in Tokio mit Gold im Einzel und Silber im Doppel für Furore gesorgt hatte.

Blick auf 2022

Beim 2:5 kniete der deutsche Teamarzt neben ihr. Und es war klar zu erkennen, dass Kerber nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte war. Wenig später musste sie mit ansehen, wie Bencic an ihrer Bank vorbeilief und Team und Mitspielerinnen abklatschte. «Am Ende hat sie einfach fehlerfrei gespielt und das Spiel diktiert», sagte Kerber, die für sich «trotzdem ein gutes letztes halbes Jahr» ausmachte und ankündigte, diesen Schwung mitnehmen zu wollen in die nächste Saison.

Für 2022 plant auch Petkovic, die sich trotz ihrer beiden klaren Niederlagen in Prag nach wechselvollen Monaten zuletzt spielerisch stabilisiert und in der Weltrangliste wieder auf Platz 76 vorgearbeitet hatte. Gegen die Weltranglisten-45. Golubic aber machte sie in den entscheidenden Momenten zu viele Fehler. «Ich habe irgendwie meine Chancen heute nicht nutzen können», sagte Petkovic.

«Die Balance zu finden zwischen nicht zu viel zu wollen und genug wollen, hat mir heute bei den wichtigen Punkten gefehlt», räumte Petkovic ein, ehe sie sich zum Abschluss der Pressekonferenz nach dem Zwischenstand beim Kerber-Spiel gegen Bencic erkundigte und «schnell wieder auf den Court» wollte. Zu diesem Zeitpunkt stand es auf dem kleineren Platz 1 neben dem Center Court 5:5 im ersten Durchgang.

Von Wolfgang Müller, dpa