Unglückliche Ungarn: Frust bei Gulacsi und Orban

Unglückliche Ungarn: Frust bei Gulacsi und Orban

Den EM-Frust von Peter Gulacsi und Willi Orban konnten nicht einmal die Gesänge der ungarischen Fans lindern. Trotz der Abfuhr gegen Titelverteidiger Portugal im Auftaktspiel vor mehr als 55.000 Zuschauern in der Puskas Arena ließen die Besucher den Co-Gastgeber hochleben.

Mit dem rhythmischen «Huh!»-Jubel, den die Isländer 2016 bekannt gemacht hatten, machte das Publikum im Stadion von Budapest seinen Kickern Mut. Nach dem 0:3 (0:0) in der Krachergruppe F müssen die Ungarn schon das Aus fürchten. Die Mannschaft von Kapitän Adam Szalai (FSV Mainz 05) steht vor dem nächsten schweren Spiel am Samstag (15.00 Uhr/ARD und Magenta TV) gegen Weltmeister Frankreich schon unter XXL-Druck. Und zum Abschluss wartet am Mittwoch (21.00 Uhr/ZDF und Magenta TV) in München Deutschland – das ebenfalls einen Fehlstart in die Endrunde hingelegt hat.

Erholung hat Priorität

«Das Wichtigste ist, dass wir uns psychisch und physisch erholen, damit wir das Spiel in der bestmöglichen Verfassung beginnen können», meinte Nationaltrainer Marco Rossi vor dem Kräftemessen mit Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und den anderen «Les Bleus»-Stars.

Der Italiener übte scharfe Selbstkritik. Rossi kreidete sich zwei Auswechslungen in der Spätphase des Spiels an: Roland Sallai vom SC Freiburg und der frühere Bremer Laszlo Kleinheisler mussten für Szabolcs Schön und David Siger Platz machen. «Ich hatte das Gefühl, dass sie erschöpft sind», meinte er. «Es ist aber nicht so ausgegangen, wie ich das geplant hatte. Würden wir das Spiel nochmal austragen, würde ich länger mit den Auswechslungen warten.»

Danach kamen die Portugiesen mit Wucht auf und entschieden dank Raphael Guerreiro sowie zweimal Cristiano Ronaldo die Partie. «Vielleicht war das mein Fehler», ergänzte Rossi. «Die Veränderungen haben nicht unseren Erwartungen entsprochen.»

Torwart Gulacsi lange glänzend

Einen lange gigantischen Abend vor den Augen von Ministerpräsident Viktor Orban, der mit Fan-Schal auf der Ehrentribüne Platz nahm, erlebte Gulacsi. Der Schlussmann von RB Leipzig entnervte die Portugiesen lange, ehe sein Vereinskollege Orban mit einem abgefälschten Schuss und einem verursachten Foulelfmeter die Niederlage maßgeblich prägte.

Gulacsi wurde nach dem Abpfiff sogar von Cristiano Ronaldo getröstet, der sich von den Rängen portugiesischen Medien zufolge Beschimpfung über Beschimpfung anhören musste. «Mit ein bisschen Glück hätten wir sogar ein Tor erzielen können», sagte der 31 Jahre alte Schlussmann. «Wir probieren es am Samstag wieder.»

Vor allem auf den letzten Metern müssen die Ungarn präziser und entschlossener auftreten. Der Faktor Leidenschaft dürfte auch gegen den Weltmeister kein Problem sein – ob nun auf oder neben dem Rasen. «Wenn wir genauso gespielt hätten, wie uns die Fans angefeuert haben», meinte Rossi, «hätten wir nicht verloren und wären vorne dran gewesen.»

Von Martin Moravec, dpa