Sehr viel deutlicher hätte die Kritik kaum sein können.
«Aus irgendeinem Grund verlieren wir irgendwann die Ordnung und unsere Spielphilosophie, und dann arbeiten wir nicht mehr zusammen», sagte Wolfsburgs Offensivspieler Renato Steffen nach der verdienten 1:3-Niederlage in der Champions League bei Red Bull Salzburg. Der starke Saisonstart und die Bundesliga-Tabellenführung Mitte September scheinen Lichtjahre entfernt. Sieben Partien in Serie ist der VfL nun schon sieglos. Während Trainer Mark van Bommel – zumindest nach außen hin – noch recht gelassen bleibt, sieht Steffen einen alarmierenden Trend.
«Was verloren gegangen ist, ist am Ende genau diese Zusammenarbeit. Dass ein Mitspieler mal den Weg für den anderen macht, auch wenn es wehtut», sagte der 29-Jährige in den Katakomben der Salzburger Fußball-Arena. «Das ist das, was uns letztes Jahr ausgezeichnet hat und auch am Anfang der aktuellen Saison.» Je länger die Spielzeit nun laufe, desto mehr sei diese Stärke verschwunden.
Van Bommel bleibt ruhig
Solche Kritik äußert van Bommel in der Öffentlichkeit nicht. Der Niederländer verwies stattdessen zuletzt stets darauf, dass Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage entscheiden. «Wir sind noch kein einziges Spiel an die Wand gespielt worden», sagte er.
Damit hat er recht. Doch wenn der VfL weiter so unkonzentriert agiert wie unter anderem in der Anfangsphase, in der Jung-Nationalspieler Karim Adeyemi die Gastgeber nach einem Fehler von Kevin Mbabu bereits nach drei Minuten in Führung brachte, wird es schwer, aus der Krise zu kommen.
Während Wolfsburg nur wenige klare Torchancen hatte, trumpften vor allem der 19-jährige Adeyemi und Doppel-Torschütze Noah Okafor (21), groß für Salzburg auf. Mit seinen Tempodribblings und seiner beeindruckenden Technik zeigte der in München geborene Adeyemi, warum deutsche und internationale Spitzenclubs hinter ihm her sind.
Steffen fordert gegenseitige Hilfe
Die Unbeschwertheit des Salzburger Power-Fußballs fehlt dem VfL derzeit komplett. «Jetzt haben wir siebenmal nicht gewonnen. Das macht natürlich etwas mit dem Vertrauen», sagte van Bommel. «Das ist logisch.» Wie kommen die Niedersachsen also aus der Krise?
«Aus so einem Strudel oder so einer Spirale kommt man nur raus, wenn man einander hilft und nicht den Gegner einfach laufen lässt», sagte Steffen und ergänzte: «An dem gilt es zu arbeiten und ich glaube, man muss das in den nächsten Tagen noch mal deutlicher ansprechen.»
Viel Zeit bleibt dem VfL nicht. Am Samstag geht es in der Bundesliga, in der Wolfsburg zuletzt dreimal verlor, gegen den SC Freiburg weiter. In der Königsklasse ist trotz nur zwei Punkten in drei Spielen noch alles drin in Sachen Achtelfinale. Der Rückstand auf den Tabellenzweiten FC Sevilla beträgt nur einen Zähler. Jeder solle nun «in den Spiegel gucken und überlegen, was kann ich für die Mannschaft tun, dass es besser wird», sagte Steffen. «Nur so kommen wir wieder auf den richtigen Weg.»