Darüber wird auch gesprochen im Fahrerlager von Montréal

Es bleibt ein emotionales Streitthema mit Langzeitfolgen. Einigkeit Fehlanzeige. Vor allem Red Bull und Max Verstappen wettern.

Das in der Fahrer- und der Konstrukteurswertung führende Team und sein Starpilot verbergen ihren Unmut nicht über die Anweisung des Internationalen Automobilverbandes Fia zur Sicherheit der Fahrer gegen das Hoppeln der Formel-1-Autos der neuen Generation. «Wir sollten es nicht überdramatisieren», befand Verstappen und ergänzte: «Es gibt viele Sportarten, bei denen du deinen Körper schädigst, das ist, wie es ist.» Bei Fußballern sei es zum Beispiel das Knie. Und Regeländerungen in einer Saison seien ohnehin nicht in Ordnung, meinte er.

Die Meinung des 24 Jahre alten Champions aus den Niederlanden scheint nicht unbedingt repräsentativ im Fahrerlager vor dem Großen Preis von Kanada. Auch wenn ihm sein ärgster Widersacher von Ferrari, Charles Leclerc, inhaltlich beipflichtete: «Ich bin damit nicht komplett einverstanden. Es ist die Verantwortung des Teams, mir ein Auto zu geben, mit dem ich fahren kann.»

Aerodynamik-Regeln sorgen für Diskussionen

Streitpunkt ist nun die Anweisung der Fia. «In einer Sportart, in der die Teilnehmer routinemäßig mit Geschwindigkeiten von über 300 km/h fahren, wird davon ausgegangen, dass die gesamte Konzentration eines Fahrers auf diese Aufgabe gerichtet sein muss», hieß es in einer Mitteilung. Die enormen Schläge, denen die Fahrer aber durch das extreme Hoppeln der Rennwagen ausgesetzt sind, können Gesundheit und Sicherheit der Piloten gefährden.

«Ich konnte in Baku meine Boxentafel nicht lesen», schilderte George Russell von Mercedes, der Silberpfeil ist das am heftigsten betroffene Auto. Sie als Fahrer sollten nicht in eine Ecke gedrängt werden, in der sie zwischen Gesundheit und Leistung entscheiden müssten, meinte Pierre Gasly von Alpha Tauri.

Das Phänomen der hoppelnden Autos entsteht durch die neuen Regeln. Bei hohen Geschwindigkeiten werden die Autos auf den Geraden so auf den Boden gepresst, bis diese kurz den Asphalt berühren und so wieder hoch gedrückt werden.

Es könne ja nicht sein, «dass wir Fahrer kurz- oder langfristige Schäden davontragen», mahnte der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel. Der Aston-Martin-Pilot ergänzte mit Blick auf die nun länger geltenden Aerodynamik-Regeln: «So können wir nicht vier, fünf Jahre weiterfahren. Die Gesundheit geht vor Leistung.»