EM-Zweiter Lita Baehre will Stab-Ass Duplantis überflügeln

Bo Kanda Lita Baehre hat nach dem EM-Silbergewinn in München dem Super-Stabhochspringer Armand Duplantis den Kampf um die Vorherrschaft in der Welt angesagt.

«Ich brenne dafür, dass ich der Beste werde», kündigte der 23-jährige Leverkusener nach dem ersten Medaillengewinn bei einem internationalen Titelkampf an. Schon im Olympiastadion von 1972 hat er den schwedischen Weltrekordler herausgefordert – ohne ihn wirklich gefährlich zu werden. Am Ende verteidigte Duplantis fast schwerelos den Titel mit 6,06 Meter.

Misslungene Attacke auf Duplantis

Als er die 5,95 Meter übersprungen hatte, ließ Lita Baehre nach geschafften 5,85 Meter und dem sicheren Silber, die Latte auch auf 5,95 Meter legen, um den Überflieger anzugreifen – was nicht gelang. «Das ernüchtert einen schon, das zieht einen runter», klagte der WM-Vierte von 2019 nach der misslungenen Attacke. Dennoch sei Duplantis kein Übermensch und habe genauso viel Blut wie er im Körper: «Die Silbermedaille ist geil, aber ich habe gegen einen verloren. Wenn man am Ende zwei solche Kack-Versuche hat, zieht einen das runter. Ich wollte ihn schlagen.» Andererseits wolle er nicht gierig erscheinen und deshalb «die erste Medaille nehmen und wertschätzen».

Lita Baehre: «Ich bin ein Einzelgänger»

Um sein Ziel zu erreichen, die Nummer eins in der Welt zu werden, will er sich mit den Konkurrenten nicht gemein machen. «Ich habe keine Freunde im Wettkampf», sagte der mit einem schwarzen Piratenkopftuch angetretene Lita Baehre. «Ich bin ein Einzelgänger und habe wenige Freunde.»

Dafür hat er einen neuen Trainer. Nach der WM vor vier Wochen in Eugene trennte er sich von seiner langjährigen Trainerin Christine Adams und wechselte zum Münchner Coach Chauncey Johnson, was sich sofort auszahlte. «Es ist ein guter Mann an meiner Seite», sagte Lita Baehre. Bei der WM in Eugene (USA) war er Siebter geworden.

Dass er schon 5,90 Meter übersprungen hat und zu den Besten Stabhochspringern der Welt gehört, ist nicht selbstverständlich angesichts eines Handicap seit seiner Kindheit. «Ich hatte grauen Star, als ich zwei Wochen alt war. Mir wurde die Linse rausgenommen und ich habe nur 30 Prozent Sehkraft auf einem Auge», berichtete der gebürtige Düsseldorfer. Es sei deshalb nicht immer leicht gewesen, aber es habe ihn zu der Person gemacht, die er sei – zu einem Kämpfer, «der immer besser sein will, als andere».

Die stark reduzierte Sehkraft schränke ihn jedoch nicht ein. «Wenn man es nicht anders kennt, weiß man nicht, wie es ist, auf beiden Augen 100 Prozent Sehkraft zu haben», sagte Lita Baehre. «Dreidimensional sehen kann ich schlecht. Ich lasse mich davon aber nicht limitieren.»