Nächstes Gold winkt: Hinze und Friedrich im Halbfinale

Emma Hinze benötigte einen Kraftakt, Lea Sophie Friedrich glänzte mit beeindruckender Dominanz: Die deutschen Sprintasse haben einen Tag nach ihrem Mannschaftstriumph die Jagd nach Gold bravourös fortgesetzt.

An einem ansonsten eher ernüchternden Tag für das deutsche Bahnrad-Team bei der WM in Saint-Quentin-en-Yvelines haben die deutschen Top-Sprinterinnen wieder einmal für die Glanzlichter gesorgt. Titelverteidigerin Hinze und Friedrich zogen ins Sprint-Halbfinale ein und haben damit eine weitere deutsche  Medaille gesichert. Pauline Grabosch schied dagegen im Viertelfinale aus.

Friedrich: «Bin echt stolz»

«Ich musste mich erstmal selber finden, mit dem Druck und Stress umgehen. Früher hätte ich das nicht so gut gehandelt. Ich bin froh, dass ich das hinbekommen habe. Das kommt mit der Erfahrung», sagte Hinze, und Friedrich ergänzte: «Ich bin echt stolz, so eine gute Zeit zu fahren. Das habe ich für den Kopf gebraucht.» Die Gold-Fahrt vom Mittwoch habe sie eher noch stimuliert: «Das hat mir Energie gegeben.»

Für den personell stark veränderten deutschen Frauen-Vierer hat sich dagegen die letzte Chance auf Edelmetall zerschlagen, Mieke Kröger und Co. verpassten knapp das kleine Finale und gingen leer aus. Eine Enttäuschung gab es auch für den früheren Sprint-Weltmeister Stefan Bötticher, der als letzter Deutscher bereits im Keirin-Viertelfinale ausgeschieden war.

Dafür ist aber auf die deutschen Sprinterinnen Verlass. Einen Tag nach Gold in der Mannschaft präsentierte sich das Trio auch im Einzelsprint in starker Verfassung. Vor allem Friedrich überzeugte mit der besten Zeit in der Qualifikation und souveränen Siegen. Titelverteidigerin Hinze hatte dagegen mehr Mühe als erwartet, schaffte aber trotzdem das Weiterkommen. Eine Überraschung verpasste Grabosch, die nur knapp an der früheren Eisschnellläuferin Laurine van Riessen aus den Niederlanden scheiterte. Zuvor hatte sie aber immerhin Tokio-Olympiasiegerin Kelsey Mitchell aus Kanada ausgeschaltet.

Neuauflage des 2021-Finals möglich

Damit könnte es am Freitag zur Neuauflage des WM-Finals von 2021 zwischen Hinze und Friedrich kommen. Hinze trifft im Halbfinale auf Mathilde Gros, dem Liebling der Franzosen. Friedrich bekommt es mit van Riessen zu tun. So scheint die deutsche Erfolgsserie im Kurzzeitbereich weiterzugehen. Schon bei den letzten beiden Weltmeisterschaften hatten Hinze und Friedrich alle Titel unter sich ausgemacht. Einen weiteren Achtungserfolg gab es indes für die erst 23 Jahre alte Lea Lin Teutenberg mit dem vierten Platz im Ausscheidungsfahren.

Für die deutschen Vierer gab es dagegen bei der WM nichts zu holen. Die beiden Tokio-Olympiasiegerinnen Mieke Kröger und Franziska Brauße verpassten zusammen mit den neu ins Team gekommenen Lena Charlotte Reissner und Lea Lin Teutenberg mit der sechstbesten Zeit den Einzug ins kleine Finale. Nach dem Karriereende von Lisa Brennauer und dem gesundheitlichen Fehlen von Lisa Klein und Laura Süßemilch waren die Erwartungen ohnehin schon gering. «Wir haben in beiden Läufen eine Fahrerin verloren. Da mussten wir reagieren. Dafür haben wir es ganz gut gemacht», sagte Kröger, die auf Gold in der Einerverfolgung hofft: «Meine stärkste Konkurrentin ist wohl meine Zimmerpartnerin Franzi Brauße.»

Der Männer-Vierer hatte bereits am Mittwoch mit Platz sieben den Einzug in die Finalläufe klar verpasst. Den Titel holte sich Großbritannien im Finale gegen Italien. Damit verpasste Stunden-Weltrekordler Filippo Ganna seine erste Goldchance auf der Olympia-Bahn von Paris 2024.

Stefan Tabeling, dpa