Schmadtke über Enke-Tod: «Das war der größte Nackenschlag»

Nach 38 Jahren als Torwart, Co-Trainer und Manager im deutschen Profifußball wird Jörg Schmadtke seine Karriere am 31. Januar beenden. In einem Interview der «Wolfsburger Allgemeinen Zeitung» bezeichnete der Sport-Geschäftsführer des VfL Wolfsburg den Suizid von Nationaltorwart Robert Enke im November 2009 als «größten Nackenschlag» dieser langen Laufbahn.

«Das war ein ganz harter Schlag. Aber in dieser Situation musste ich funktionieren, überlegen, wie man die beste Lösung für diese Situation findet. Aus heutiger Sicht würde man vielleicht viele Dinge anders machen…», sagte der 58-Jährige, der damals noch Sportdirektor des Enke-Clubs Hannover 96 gewesen war. «Dass die Spieler den Sarg heraustragen», sei ein Beispiel. «Aber wenn man in der Verantwortung steht und die Entscheidungen treffen muss, weiß man nicht, welche Auswirkungen das haben wird.»

Enkes Tod habe seine Sinne für die Krankheit Depression geschärft, erklärte Schmadtke. «Aber ich denke, dass man diese schlimme Geschichte nicht hätte verhindern können, leider.»

Leistungsdruck gleich geblieben

Dafür sei mittlerweile «der Betreuungsgrad besser. Die Offenheit, über seelische Krankheiten zu sprechen, ist größer geworden», sagte der erfahrene Fußball-Manager. «Aber der Leistungsdruck, der auch von einigen Medien erzeugt wurde, ist der gleiche geblieben, da hat sich gar nichts verändert. Und die, die das am meisten propagiert haben, sind mit einem Leichtbauflugzeug über das Stadion geflogen, als der Sarg von Robert Enke im Stadion aufgebahrt wurde. Da ist viel Pharisäertum dabei.»

Die Zeit nach Enkes Tod habe auch sein Verhältnis zu Hannovers Profifußball-Chef Martin Kind geprägt, sagte Schmadtke. «Gemeinsam haben wir versucht, dieses schlimme Ereignis zu meistern. Wir hatten und haben ein gutes Verhältnis. Ich mag ihn», sagte Schmadtke über Kind. «Die Diskussionen mit ihm habe ich sehr geschätzt. Bei ihm gab es kein Rumgeeiere. Er ist sehr verlässlich.»