Der alte Körper, von dem Deutschlands Ausnahme-Volleyballer Georg Grozer selbst spricht, gibt doch noch einiges her. In weniger als 24 Stunden führte der 38-Jährige die deutsche Nationalmannschaft mit überragenden Leistungen zu zwei überraschenden Siegen in der Olympia-Quali.
Und auf einmal ist der Traum von Paris 2024 ganz nahe. «Ich habe Gänsehaut, ich kann es gar nicht glauben, was wir hier heute gemacht haben», sagte Grozer schon nach dem 3:1 gegen Gastgeber und Favorit Brasilien am frühen Mittwochmorgen deutscher Zeit.
Am Mittwochabend folgte dann die nächste Sensation in Rio: Die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes schlug auch Weltmeister Italien 3:1. In den verbleibenden Spielen gegen Tschechien, Katar und die Ukraine sind die Deutschen favorisiert. Die Chancen, eines der zwei Olympia-Tickets in der Gruppe zu sichern, stehen extrem gut.
Grozer noch voll im Saft
Grozer hatte nach dem Brasilien-Spiel noch gesagt: «Ich schaue morgen früh mal, wie viel Saft noch in meinem alten Körper ist.» Es war so einiger. Nach 27 Zählern gegen die Gastgeber erhöhte er gegen Italien auf 31. Immer, wenn das Momentum für das DVV-Team in Gefahr schien, war Grozer zur Stelle.
Auch bei der enttäuschend verlaufenen EM war der 38-Jährige oft bester deutscher Spieler, doch im Olympia-Qualifikationsturnier hievte er sich noch mal zurück auf das absolute Spitzenlevel. Und seine Mitspieler ziehen mit. «Das Team ist auf einer Emotionswelle, wir nehmen es von Tag zu Tag mit. Ich hoffe, es geht hier gut aus. Alle sind voll happy», sagte Mittelblocker Anton Brehme.
Nach den schlechten Resultaten in der Nationenliga und der EM war das starke Auftreten in Rio eigentlich nicht zu erwarten gewesen. Deutschland ging als Außenseiter in das Turnier. «Ich kann schwer beschreiben, was hier abgeht», sagte Brehme. Oft zeigte die Mannschaft in den letzten Monaten, dass sie mit der Weltspitze mithalten kann. Nach vielen knappen Niederlagen ist der Knoten nun geplatzt.
Nun gegen Tschechien
Doch Grozer mahnt auch: «Wir dürfen noch nicht feiern, wir haben noch einen langen Weg vor uns.» Nach einem Tag Pause treffen die Deutschen am frühen Samstagmorgen deutscher Zeit (1.30 Uhr/VBTV) auf Tschechien. Aktuell einziger Wermutstropfen: Das Team muss auf Kapitän Lukas Kampa verzichten, der aufgrund einer Wadenverletzung für den Rest des Turniers ausfällt.
Grozer, Kampa und Denys Kaliberda sind die einzigen drei Spieler, die schon bei der letzten Olympia-Teilnahme 2012 in London dabei waren. Diagonalangreifer Grozer ist für die Chance auf Paris extra in die Nationalmannschaft zurückgekehrt. Der 38-Jährige hat dazu noch einen ganz persönlichen Ansporn: Er könnte die Spiele in Paris mit seiner Tochter erleben. Die 16-jährige Leana Grozer stand in diesem Jahr erstmals im Kader des Frauen-Nationalteams. Die Männer-Auswahl steht kurz davor, seinen Teil dieses Traums zu erfüllen.