Seine wohl letzte Fußball-Europameisterschaft soll für Deutschlands Top-Schiedsrichter Felix Brych nicht so schnell enden wie die WM 2018.
Beim Turnier vor drei Jahren in Russland musste der 45 Jahre alte FIFA-Referee bereits nach der Vorrunde und nur einem Einsatz die Heimreise antreten. Das soll dem Routinier an der Pfeife nicht noch einmal passieren.
Den Grundstein für einen langen Verbleib im EM-Turnier, der wie immer auch ein Stück weit vom Abschneiden der DFB-Auswahl abhängig ist, will Brych bei seinem ersten Auftritt schon am Auftakt-Wochenende der EM legen. Die Europäische Fußball-Union betraute den Routinier an der Pfeife mit der Leitung der Vorrundenpartie Niederlande gegen Ukraine am Sonntag (21.00 Uhr/ARD und Magenta TV) in Amsterdam.
Frühes Turnier-Aus 2018
Wie wichtig der erste Eindruck bei einem großen Turnier ist, musste der Abteilungsleiter beim Bayerischen Fußball-Verband 2018 bei dem WM in Russland erfahren. Nach dem hitzigen Gruppenspiel Schweiz gegen Serbien (2:1) wurde der Münchner wegen einer vermeintlichen Fehlentscheidung von den Serben heftig kritisiert und vom Weltverband FIFA vorzeitig aus dem Turnier genommen. Neben dem Phantomtor des Leverkuseners Stefan Kießling 2013 in Hoffenheim eine der schmerzhaftesten Erfahrungen in seiner langen Erfolgskarriere. «Der Verlauf der WM ist für mich und mein Team natürlich eine herbe Enttäuschung. Aber das Leben geht weiter, und wir kommen wieder», sagte Brych damals.
Er sollte Recht behalten. Bei der EM vertritt er gemeinsam mit Neuling Daniel Siebert die deutsche Schiedsrichtergilde. Der frühere Top-Referee Urs Meier aus der Schweiz drückt Brych dabei ganz besonders die Daumen. «Vor allem, weil er an der letzten Weltmeisterschaft zu unrecht, ganz unfair als Nummer eins der Welt, aus dem Turnier genommen worden ist von der FIFA, würde ich es ihm von Herzen gönnen, wenn er an dieser Europameisterschaft das Finale kriegen würde», sagte Meier kurz vor der Euro in seinem Podcast.
Finale als Highlight?
Es wäre ein weiteres Highlight für Brych, der schon bei den Olympischen Spielen 2012 in London, der WM 2014 in Brasilien und der EM 2016 in Frankreich dabei war. Viermal wurde der Jurist Schiedsrichter des Jahres in Deutschland, wo er seit 2004 bisher 300 Bundesligaspiele leitete. «Das ist eine große Zahl, die nur wenige erreichen. Ich bin stolz darauf, dass ich so lange durchgehalten und das geschafft habe», sagte Brych unlängst in einem «Kicker»-Interview. Nun will er auch bei der EM überzeugen, die wegen der Schiedsrichter-Altersgrenze von 47 Jahren seine letzte sein dürfte.