Hamilton und der Nervenkitzel: Weltmeister in Baku gefordert

Hamilton und der Nervenkitzel: Weltmeister in Baku gefordert

Lewis Hamilton kann’s jetzt auch rückwärts. Stolz zeigte der Formel-1-Weltmeister bei Instagram, wie er sich zum Skydiven mit einem Salto aus einem Flugzeug stürzte und noch auf den Rücken drehte.

«In meiner Freizeit ist das eine meiner liebsten Beschäftigungen», schrieb der Mercedes-Pilot dazu. Ganz zufrieden war er mit dem Auftritt aber nicht und will sich weiter verbessern. Schon seit ein paar Jahren betreibe er diesen besonderen Nervenkitzel regelmäßig und will seinen Fans nun über die Fortschritte berichten, teilte der 36-Jährige mit, bevor es an diesem Wochenende nach der willkommenen Abwechslung wieder ernst wird.

Hamilton will in Baku zurückzuschlagen

Beim Großen Preis von Aserbaidschan steht der Dauer-Weltmeister unter Druck. Denn vor dem Grand Prix in Baku am Sonntag (14.00 Uhr/Sky) hat Hamilton die WM-Führung an Herausforderer Max Verstappen verloren. Während der Niederländer zuletzt in seinem Red Bull in Monte Carlo siegte und Hamilton übertrumpfte, wurde der große Star der Silberpfeile im Fürstentum nur Siebter und hat im engen Duell plötzlich vier Punkte Rückstand. «Im Titelkampf wird es hin- und hergehen, was richtig spannend für die Formel 1 und uns ist», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vor der Reise ans Kaspische Meer.

Der Branchenprimus erwarte auf dem schweren Stadtkurs «eine weitere Herausforderung», betonte Wolff. Nach dem Rückschlag von Monaco – der Finne Valtteri Bottas im zweiten Mercedes war nach einem total missglückten Boxenstopp ausgeschieden – sei der Rennstall nun «entschlossener und motivierter denn je, in Baku zurückzuschlagen».

Verstappen als neuer Rivale

Einen hartnäckigen Gegner ist Hamilton derweil kaum noch gewohnt. 2016 hatte er sich Nico Rosberg im vergifteten teaminternen Duell geschlagen geben müssen, ehe er ab 2017 sowohl Stallrivale Bottas als auch die wenig konstante Konkurrenz meist sehr fest im Griff hatte. Ernsthaft Sorgen musste er sich nie machen, am Ende die WM-Trophäe in der Hand zu halten. 2021 ist das anders – und in Verstappen ist ein Rivale gereift, der recht schnell für eine Zeitenwende sorgen könnte. Allerdings leistet auch er sich immer mal wieder Fehler.

«Ich hege keine Zweifel, dass wir einen Wechsel zur Verstappen-Ära erleben werden», sagte der ehemalige Formel-1-Vizeweltmeister David Coulthard. Aber auch schon in diesem Jahr? Niemand zweifelt an Hamiltons Ehrgeiz. Der 13 Jahre jüngere Rivale Verstappen stachelt ihn an und treibt ihn zu Höchstleistungen. Er legte in diesem Jahr den besten Saisonstart seiner Karriere hin, ehe es in Monaco eine große Enttäuschung gab. Wie es dazu kam, solle hinter verschlossenen Türen analysiert und die richtigen Schlüsse gezogen werden, sagte Hamilton, der als erster zum achten Mal Weltmeister werden kann.

Kniffliger Balanceakt in Baku

Dass es zwischen Red Bull und Mercedes seit Wochen auch intensive verbale Sticheleien gibt, werde Hamilton nicht ablenken. «Ich spiele keine Psychospielchen», sagte er, während Wolff auch in Baku mit Problemen für sein Team rechnet. Mercedes stehe «ein schwieriges Wochenende» bevor, da der Kurs «nicht besonders gut zu den Charakteristiken und Eigenschaften» des eigenen Autos passen dürfte. «Red Bull wird wieder stark sein», sagte der 49-jährige Österreicher.

Das Problem: Die Formel-1-Boliden in Baku richtig abzustimmen, ist ein kniffliger Balanceakt. In der verwinkelten Altstadt mit besonders engen Kurven sind ganz andere Eigenschaften gefragt als auf den langen Geraden, auf denen auch die Motorenleistung entscheidet. Wer den besten Kompromiss findet, wird wohl ganz vorne liegen. Und Hamilton gelang das in Aserbaidschan bei vier Austragungen erst einmal. Nur 2018 konnte er den Großen Preis gewinnen, bei der bislang letzten Auflage war er 2019 hinter Bottas Zweiter geworden.

Von Thomas Wolfer, dpa