Tränen bei Joker Gregoritsch: Österreich feiert ersten Sieg

Tränen bei Joker Gregoritsch: Österreich feiert ersten Sieg

Bei Michael Gregoritsch flossen Tränen der Erleichterung. «Es ist fantastisch», sagte der Torschütze der Österreicher nach dem erlösenden ersten Sieg bei einer Fußball-Europameisterschaft.

Gemeinsam mit dem ebenfalls eingewechselten Marko Arnautovic führte der Profi des FC Augsburg das Team am Sonntag in Bukarest zum 3:1 (1:1) gegen den lange ebenbürtigen Turnier-Neuling Nordmazedonien.

Stefan Lainer (18.) hatte die ÖFB-Auswahl des deutschen Nationaltrainers Franco Foda vor rund 13.000 Zuschauern in Führung gebracht, Altstar Goran Pandev (28.) unter Mithilfe der schwachen Abwehr um den künftigen Real-Star David Alaba den Ausgleich erzielt. Dann traf das Joker-Duo Gegoritsch (78.) und Arnautovic (89.).

2008 und 2016 jeweils ohne Sieg

«Es war ein schwieriges Jahr für mich», betonte der sichtlich ergriffene Gregoritsch. «Das Tor ist für alle, die an mich geglaubt haben.» Teamkollege Alaba, der hinterher zum Man of the Match gekürt wurde, sprach von einem «sehr wichtigen Sieg».

2008 und 2016 waren die Österreicher jeweils ohne Sieg nach der Gruppenphase abgereist. Die Nordmazedonier, die in der WM-Qualifikation Ende März sensationell Deutschland bezwungen hatten, verpassten ihr erstes EM-Erfolgserlebnis knapp. In der Gruppe C warten noch die Ukraine und Mitfavorit Niederlande auf beide Teams.

Unterstützt von ihren Fans, die das Gros der Besucher in der Arena Națională ausmachten und in der Anfangsphase jede gelungene Aktion ihrer Helden lautstark bejubelten, begannen die Nordmazedonier durchaus mutig. Die Österreicher, aus deren Startelf neun Profis in der vergangenen Saison in der deutschen Bundesliga gespielt hatten, wirkten überrascht und waren zunächst um Kontrolle bemüht. Kapitän Alaba, der nach der EM vom FC Bayern München nach Spanien wechselt, agierte dabei als Ballverteiler und Mittelmann in der Abwehrkette.

Gleich ihre erste Chance nutzten die Österreicher dann aber eiskalt. Nach einer herrlichen Flanke des Leipzigers Marcel Sabitzer aus dem linken Halbfeld traf Lainer am zweiten Pfosten per Direktabnahme zur überraschenden Führung. Beim Torjubel hielt der Außenverteidiger genau wie Gregoritsch später ein Shirt mit der Aufschrift «Eriksen stay strong» hoch – eine aufmunternde Botschaft an den Dänen Christian Eriksen, der im Spiel gegen Finnland (0:1) tags zuvor kollabiert war und wiederbelebt werden musste.

Pandev lässt Nordmazedonien hoffen

Vier Minuten später hätte Stuttgart-Stürmer Sasa Kalajdzic fast nachgelegt, scheiterte aus kurzer Distanz aber an Torhüter Stole Dimitrievski. Die Nordmazedonier brauchten einige Minuten, um sich wieder zu sammeln – und wurden dann von den Österreichern ins Spiel zurückgeholt. Nachdem sich seine Vorderleute gegenseitig angeschossen hatten, stürmte Keeper Daniel Bachmann aus seinem Kasten, konnte den Ball aber nicht sichern. Kapitän und Nationalheld Pandev, der die Nordmazedonier im Quali-Playoff gegen Georgien (1:0) im November überhaupt erst zum Turnier geschossen hatte, profitierte und staubte zum 1:1 ab. Anschließend streckte er die Zeigefinger Richtung Himmel.

Auch zu Beginn der zweiten Hälfte leisteten sich die Österreicher, die den Leverkusener Aleksandar Dragovic nach einem Luftzweikampf mit Aleksandar Trajkosvki zur Pause auswechseln mussten, viele Fehler im Spielaufbau. Der erfahrene und ballsichere Alaba blieb aber vorerst hinten. Weitere Chancen blieben zunächst aus – dann hatte Nordmazedonien auf einmal die ganz große. Boban Nikolov scheiterte aus spitzem Winkel am diesmal gut reagierenden ÖFB-Keeper Bachmann, Pandev setzte den Nachschuss über das Tor (63.). Zwei Minuten später vergab Joker Gregoritsch auf der anderen Seite.

Die Hereinnahme des Augsburgers und des Ex-Bundesliga-Profis Arnautovic tat Österreichs Angriffsspiel gut – und zahlte sich letztlich auch aus. Nach einer Flanke des nun offensiveren Alaba von links traf Gregoritsch aus wenigen Metern zum 2:1 für die Foda-Elf, später erhöhte Arnautovic noch auf 3:1.

Von Jan Mies und Christoph Lother, dpa