Bewerbung für Reit-WM in Aachen 2026: Alles oder nichts

Bewerbung für Reit-WM in Aachen 2026: Alles oder nichts

Wer soll die Reit-WM 2026 in Aachen noch verhindern? Für fünf Disziplinen ist der CHIO-Veranstalter der einzige Bewerber. Dennoch warnt Stefanie Peters.

«Das ist ja kein Automatismus», sagt die Präsidentin des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV). «Wir können uns nicht sicher sein, dass die Weltmeisterschaften nach Aachen kommen.» Bis zur Verkündung des Weltverbandes FEI im November müssen noch «Vertragsverhandlungen abgeschlossen» werden. Und vor allem ein entscheidender Punkt geklärt werden, bevor rund 70 Millionen Euro investiert werden können.

Strategie: Alles oder nichts

Sechs Disziplinen wollen die Macher des größten Reitturniers der Welt in drei Jahren organisieren. Nur bei der Vielseitigkeit gibt es zwei Konkurrenten mit Boekelo und Burghley, was die Sache kompliziert macht. Aachen setzt dabei auf die Strategie: Alles oder nichts. «Das haben wir der FEI so mitgeteilt», sagt Peters.

Die FEI kann das kaum ausschlagen, denn für fünf Disziplinen gibt es keine anderen Bewerbungen. Die Bekanntgabe erfolgt bei der Generalversammlung vom 18. bis 21. November in Mexiko-Stadt.

Das Konzept der Weltreiterspiele mit allen Pferdesportarten an einem Ort gibt es nicht mehr. Mehrere der acht Organisatoren seit 1990 hatten damit – im Gegensatz zu Aachen – große finanzielle Probleme. «Wir waren der einzige Veranstalter, der wirtschaftlich mit einer schwarzen Null rausgegangen ist», erklärt Michael Mronz, der Vermarktungschef des CHIO.

Deshalb trauen sich die Aachener auch zu, zwanzig Jahre nach den Weltreiterspielen 2006 Wettkämpfe in den olympischen Disziplinen Dressur, Springen, Vielseitigkeit sowie Para-Dressur, Fahren und Voltigieren gleichzeitig auszurichten.

Komplett neue Halle geplant

Aachen verbindet seine Bewerbung «mit wichtigen Investitionen zur Weiterentwicklung der Turnieranlage», erklärt Mronz. Diese wollen die CHIO-Macher «anschieben, um die Nummer eins im Reitsport zu bleiben». Geplant ist ein neues Stadion für das Para-Reiten, das auch in den CHIO integriert werden soll. «Zum anderen planen wir eine komplett neue Halle.»

Die Baumaßnahmen werden laut Mronz allerdings «erst nach der WM fertiggestellt», nicht zur WM. «Die wären dann vielleicht 2027 fertig», sagt der Vermarktungschef. «Das Zielfoto ist nicht die WM, sondern die Weiterentwicklung des CHIO Aachen.»

Dafür soll mehr Geld ausgegeben werden als für 2006. Damals gab es laut Mronz «ein operatives und investives Gesamtbudget von 40 Millionen Euro. Und jetzt liegen wir für 2026 bei einer Größenordnung von 75 Millionen Euro.» Für Investitionen seien davon ungefähr 50 Millionen vorgesehen. «Vom Zukunftsfonds Rheinisches Revier haben wir eine Zusage in der Größenordnung von 20 Millionen Euro, weil es um Arbeitsplätze geht», erläutert Mronz.

Der ALRV sei schuldenfrei, «sodass wir in der Lage sind, das notwendige Fremdkapital aufzunehmen. Für das Eigenkapital brauchen wir noch weitere öffentliche Unterstützung und Wirtschaftspartner.» Dazu laufen Gespräche «auf verschiedenen Ebenen».

Mit dem Weltverband gibt es laut Peters noch Gespräche über «Fernsehrechte, Vermarktungsrechte und dergleichen». Mronz sagt dazu: «Es gibt mit Sicherheit Punkte, dass es sein kann, dass wir uns nicht verständigen und wir auch keinen Zuschlag bekommen.» Der Vermarktungsexperte betont: «So gesehen bleibt es spannend bis Mexiko.»

Michael Rossmann, dpa