Bronze-Coup mit neuer Mannschaft – «Wie auf Schienen»

Bronze-Coup mit neuer Mannschaft – «Wie auf Schienen»

Quälend lange Minuten mussten Ricarda Bauernfeind und Co. am George Square in Glasgow ausharren, dann war der Bronze-Coup perfekt.

Mit einer völlig neu formierten Mixed-Staffel ist das deutsche Team bei der Rad-Weltmeisterschaft auf den dritten Platz im Straßen-Zeitfahren gerast. Miguel Heidemann, Jannik Steimle, Max Walscheid, Bauernfeind, Lisa Klein und Franziska Koch mussten sich auf dem 40,3 Kilometer langen Kurs nur Titelverteidiger Schweiz und Frankreich geschlagen geben. 

«Mit Bronze sind wir mehr als zufrieden. Das war sehr ordentlich», sagte Frauen-Bundestrainer André Korff und fügte hinzu: «Das war ein extrem technischer Kurs, mit dem einige Teams Probleme hatten. Wir haben das sehr gut hinbekommen. Es war eine frisch zusammen gewürfelte Mannschaft. Die Jungs sind schon mal in den letzten Jahren zusammengefahren, die Mädels in der Form noch nie. Für Franzi Koch war es das erste Teamzeitfahren überhaupt in ihrem Leben.» 

Mit der erfahrenen Gruppe sei es aber recht einfach gewesen, sagte Koch dem ZDF: «Ich habe den beiden blind vertraut. Da war es, wie auf Schienen zu fahren.»

Dritte deutsche Medaille bei vierter Ausgabe

Bis zum Schluss blieb Koch am Hinterrad von Bauernfeind, die das Tempo hochhielt und nur zwölf Tage nach ihrem überraschenden Etappensieg bei der Tour de France den nächsten großen Erfolg feierte. Der Rückstand auf den alten und neuen Weltmeister betrug 51 Sekunden, was zu erwarten war. Teams wie Großbritannien, Australien oder Italien lagen aber hinter dem BDR-Sextett.

Bei der vierten Ausgabe des Wettbewerbs war es bereits die dritte deutsche Medaille. Nach Silber 2019 in Harrogate gab es 2021 bei der WM in Belgien sogar Gold. Damals war aber noch Lokomotive Tony Martin dabei. Im vergangenen Jahr in Australien hatte es nur zu Platz vier gereicht.

Das deutsche Team lieferte eine starke Vorstellung ab. Schon zur Halbzeit hatten die Männer die viertbeste Zeit vorgelegt, dann setzten die Frauen noch einen drauf: «Wir sind unser Tempo gefahren. Da muss man am Ende schauen, was man gutmachen kann. Wir wussten, dass andere Nationen stark sind. Wir wissen aber auch, was wir können.» Das deutsche Team profitierte aber auch von einem technischen Defekt der Italienerin Silvia Persico.

Afghanisches Team frenetisch gefeiert

Der sportliche Wert der Veranstaltung ist allerdings überschaubar. Viele Mannschaften wie die Niederlande schickten nur Fahrer aus der zweiten Reihe ins Rennen. Auch Deutschland war nicht mit den besten Zeitfahrern am Start. Belgien hatte sogar gar keine Mannschaft gemeldet. «Die UCI ist bestrebt, das aufzuwerten. Das sieht man auch an der Anzahl der teilnehmenden Nationen. Das wird in Zukunft immer aktiver werden», betonte Korff.

Frenetisch gefeiert wurde indes das afghanische Team, das erstmals eine Mannschaft gemeldet hatte. Mit dabei waren auch die beiden Schwestern Fariba und Yulduz Hashimi sowie Zahra Rezayee, die nach dem Umsturz im August 2021 fliehen mussten und derzeit in Italien leben. Dass es der letzte Platz mit großem Rückstand wurde, war da eher zweitrangig.

Auf der Straße werden die Wettbewerbe im Elitebereich mit dem Einzelzeitfahren der Frauen am Donnerstag in Stirling fortgesetzt. Die Männer folgen am Freitag.

Von Stefan Tabeling, dpa