Davis-Cup-Team hofft auf Zverev

Davis-Cup-Team hofft auf Zverev

Minutenlang verharrte das deutsche Davis-Cup-Team nach dem bitteren Viertelfinal-Aus auf dem Tennisplatz und blickte um kurz nach Mitternacht mit versteinerter Miene auf den jubelnden kanadischen Fanblock.

Als Tim Pütz und Kevin Krawietz um 00:30 Uhr den spärlich besetzten Pressekonferenzraum betraten, war die Enttäuschung zwar immer noch riesig, der Blick richtete sich aber voller Tatendrang nach vorne. «Das langt uns nicht. Wir wollen mehr und tun auch alles dafür», versprach Pütz. 

Was dieses «mehr» bedeutet, ist klar: Deutschland sehnt sich nach dem ersten Titel im prestigeträchtigen Nationen-Wettbewerb seit 1993. Der Auftakterfolg von Jan-Lennard Struff über Denis Shapovalov beim diesjährigen Finalturnier reichte nicht. Oscar Otte unterlag nach starker Leistung dem Weltranglisten-Sechsten Felix Auger-Aliassime. Krawietz und Pütz, die zuvor noch kein Doppel im Davis Cup verloren hatten, mussten sich Shapovalov und Vasek Pospisil geschlagen geben. 

Mit erhobenem Haupt in den Urlaub

Die deutsche Auswahl kann nach einer kräftezehrenden Saison trotzdem mit erhobenem Haupt in den kurzen Urlaub starten. «Wir müssen auch gucken, wo wir herkommen und in Erwägung ziehen, wen wir zur Verfügung haben», sagte Pütz und lenkte den Blick auf Olympiasieger Alexander Zverev, der in Málaga verletzungsbedingt gefehlt hatte. «Wenn er da ist, macht er uns ein bisschen stärker», befand der Doppel-Spezialist. 

Zverev soll helfen, wenn die DTB-Mannschaft 30 Jahre nach dem letzten Titelgewinn den nächsten Angriff auf die «hässlichste Salatschüssel der Welt», wie die Trophäe im Davis Cup spöttisch bezeichnet wird, startet. Seine Bereitschaft für den Wettbewerb hat der 25-Jährige nach Aussage von Teamchef Michael Kohlmann signalisiert. 

Hoffen auf Zverev

«Generell macht uns Sascha mit Sicherheit besser», sagte Kohlmann. Zverev habe «generell auch angekündigt, dass er dabei ist». Einen gewissen Spielraum lässt dem Deutschen das Wörtchen «generell» zwar. Eine Knallhart-Absage Zverevs klingt jedoch anders.  

Im Frühjahr hatte Zverev Deutschland zum Erfolg im Qualifikationsduell in Brasilien geführt. In der Zwischenrunde in Hamburg saß der Weltranglisten-Zwölfte als Edelfan hinter der Bande. «Er hat gezeigt, dass er diesen Cup auch gewinnen will», sagte Kohlmann.  Der 48-Jährige fügte hinzu, er sei davon überzeugt, Zverev im nächsten Jahr «in irgendeiner Runde» zu sehen. 

Doch auch ohne Deutschlands besten Tennisspieler muss sich die Herren-Riege nicht verstecken. «Das war heute eine bittere Niederlage, aber das ganze Team hat gezeigt, dass wir mit jeder Mannschaft mithalten können», sagte Krawietz. Mithalten konnten die Deutschen mit Kanada auf jeden Fall. Mit Zverev können sie gegen die Nordamerikaner bald vielleicht auch gewinnen. 

Jordan Raza, dpa