DLV-Präsident Kessing: Bürger für Olympia überzeugen

DLV-Präsident Kessing: Bürger für Olympia überzeugen

Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, steht einer deutschen Olympia-Bewerbung positiv gegenüber.

«Wenn es die Chance gibt, Olympische Spiele nach Deutschland zu holen, dann wären wir die Letzten, die damit nicht einverstanden wären. Im Gegenteil: Ich finde, man kann nicht immer nur rummeckern, wenn Olympische Spiele an despotische Staaten vergeben werden, ohne selbst zu sagen: Okay, dann machen wir ein alternatives, nachhaltiges Angebot. Wenn ich das nicht mache, habe ich das Recht des Meckerns verwirkt», sagte Kessing in einem Interview der Zeitungen der Funke Mediengruppe.

«Insofern finde ich es gut, dass es hier die neuen Bestrebungen gibt. Die Entfernungen zwischen verschiedenen Städten oder Regionen sind nicht unüberwindbar – dann kann man das auch im Sinne der Nachhaltigkeit aufteilen und auf viele vorhandene Sportstätten zurückgreifen», sagte der SPD-Politiker Kessing. «Das war in München so, genauso könnte man in Duisburg Rudern, in Aachen Reiten, in Kiel Segeln und in Augsburg Wildwasserkanu anbieten. Da gibt es viele Möglichkeiten. Man kann die Transportwege verbessern, und da hätten wir alle was für die Zukunft davon.»

DOSB will erneute Olympia-Bewerbung

Sein Parteikollege, Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, hat sich in der Debatte um eine mögliche Olympia-Bewerbung der bayerischen Landeshauptstadt schon eindeutig positioniert. Das Interesse an Sommerspielen sei für die Bevölkerung schlicht größer, sagte Reiter.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) startet einen neuen Versuch für eine Olympia-Bewerbung. Mit der Kampagne «Deine Idee. Deine Spiele» will der Dachverband die Bundesbürger für sein Vorhaben gewinnen. Letztmalig fanden 1972 Olympische Spiele in Deutschland statt. Anschließend waren Bewerbungen serienweise ohne Erfolg geblieben, auch weil die Bürger dagegen waren. «Das ist der Zahn der Zeit – und wenn ich die Bürger frage, dann muss ich sie auch überzeugen. Das ist vielleicht in der Vergangenheit ein bisschen zu kurz gekommen», sagte Kessing.

Der DOSB hat nun zunächst eine gemeinsame Olympia-Kandidatur mehrerer deutscher Städte für 2036 und 2040 im Sommer oder 2038 und 2042 im Winter im Blick. 

«Olympia ist ein Infrastrukturprogramm, und andere Länder nutzen das für sich. Warum sollen wir nur nebendran stehen und die Finanziers für andere sein? Wir können es auch selber brauchen. Unsere Infrastruktur ist dermaßen in die Jahre gekommen. Da wird es langsam Zeit, dass wir die wieder aufbereiten», sagte Kessing, Oberbürgermeister von Bietigheim-Bissingen.