Dota-Profi Nine: «Das ganze Jahr ist ein Training für TI»

Dota-Profi Nine: «Das ganze Jahr ist ein Training für TI»

In der US-Stadt Seattle beginnt am Donnerstag das größte Dota-2-Turnier des Jahres: die «The International» genannte Weltmeisterschaft. Diesmal jedoch mit voraussichtlich weit weniger Preisgeld als die in der Vergangenheit erzielten Rekorde von über 40 Millionen US-Dollar.

Über das Jahr haben die Dota-Mannschaften darauf hingearbeitet, sich für das TI zu qualifizieren. Insgesamt treten 20 Teams an, 16 von ihnen rücken aus der Gruppenphase in die Playoffs vor, die in einem Double-Elimination-Format ausgespielt werden.

Dota-WM-Titelverteidiger Tundra mit Schwierigkeiten

Ein Anwärter auf den WM-Titel ist Titelverteidiger Tundra Esports. Das Team fuhr beim europäischen Dota Pro Circuit in diesem Jahr gute Ergebnisse ein, landete bei den drei internationalen Major-Turnieren jedoch nur einmal auf dem Treppchen.

Für das TI selbst hat das europäische Mixteam nun eine weitere Herausforderung: Nach der mit mentaler Gesundheit begründeten Pause von Martin «Saksa» Sazdov während der Riyadh Masters verpflichtete Tundra den zweimaligen Weltmeister Topias «Topson» Taavitsainen.

«Wir kamen nach Hause und mussten erstmal klären, wie und mit wem wir spielen», sagt der deutsche Tundra-Spieler Leon «Nine» Kirilin im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Topson spielt Position Zwei, eigentlich die Rolle von Nine – der Deutsche wechselte deshalb auf Saksas Position Vier.

«Da fing für mich dann schon die Vorbereitung an.» Das traue sich Nine auch zu, nur eine Sache stresse ihn: «Für mich ist Saksa der beste Position-Vier-Spieler der Welt. Und jetzt spiele ich in seiner Rolle.»

Dota 2 «The International» schon gewonnen

Darüber spricht Nine mit dem teameigenen Sportpsychologen Daniel Abrahams, der Tundra schon seit der vergangenen Saison begleitet. Abrahams spielt eine wichtige Rolle bei der mentalen Vorbereitung auf die WM. «Wir haben letztes Jahr schon das TI gewonnen und dort bereits mit ihm gearbeitet. Jetzt versuchen wir wieder das gleiche Mindset wie letztes Jahr zu rekonstruieren», sagt Nine.

«Wir konzentrieren uns nicht wirklich auf den Sieg, sondern hauptsächlich auf das Training.» Manche Spieler würden vor dem Druck des TI einknicken, sagt Nine. «Wenn man so viel Respekt vor dem Turnier hat, dann ist das Ganze stressiger und man kommt leicht aus der Kontrolle.»

Nine: Es geht um «The International»

Nach diesem Credo spielte Tundra auch die Saison. «Das ganze Jahr ist in unseren Augen ein Training für das TI», sagt Nine. «Natürlich fühlt man sich dann schlecht», wenn das Team aus einem Turnier ausscheide. «Aber im Endeffekt sagt man sich dann immer: Es geht um’s TI. Wir lernen jetzt.»

Trotzdem war dieses Jahr besonders schwer. «Viele Spieler, ich glaube am meisten ich, hatten Motivationsprobleme, da wir das TI ja schon einmal gewonnen haben.» Vor allem zu Saisonbeginn habe es Schwierigkeiten gegeben, weiterzumachen.

Je näher das TI kam, desto größer wurde die Motivation. Durch den Rollenwechsel wurde sie zusätzlich befeuert. Die Arbeit mit Topson funktioniere gut, sagt Nine. «Ich denke, wir werden wieder das beste Dota spielen, das wir spielen können.»

Von Benedikt Pilz, dpa