Einreise nach Japan als besondere Herausforderung

Einreise nach Japan als besondere Herausforderung

Keijiro bleibt auch nach der zehnten Nachfrage noch freundlich. Nach zweieinhalb Stunden langem Warten auf das Ergebnis eines Corona-Spucktests bei der Einreise nach Japan ist der eine oder andere längst recht genervt.

Doch die freiwilligen Helfer am Flughafen von Tokio-Narita lassen sich kurz vor dem Olympia-Beginn am kommenden Freitag nicht beirren. Unbeeindruckt führen sie ihre zuvor präzise einstudierten Arbeitsschritte aus. Bei den Einreisewilligen ist aufgrund der strengen Corona-Vorschriften viel Geduld gefragt.

Von der Landung des Flugzeugs bis zum Öffnen der Hotelzimmertür können in diesen Tagen schon mal bis zu acht Stunden vergehen. Das liegt an den Auflagen der Behörden und der peniblen Einhaltung der Regeln. Zwei negative PCR-Tests sind bereits vor Abflug zu absolvieren und auf speziellen Formularen des Gesundheitsministeriums zu vermerken, vor Ort geht ohne die speziell entwickelte Ocha-App zur Darlegung des eigenen Gesundheitszustands nichts. Wer diese nicht einsatzbereit auf seinem Smartphone installiert hat, muss nachbessern und wird zunächst abgewiesen. Diskussionen mit den Beamten führen zu nichts, das bekamen am Wochenende auch schon einige Athleten zu spüren.

Das Ziel: Die Bevölkerung und die Olympia-Teilnehmer, zu denen nach dem Zuschauer-Ausschluss neben Aktiven vor allem Medienschaffende gehören, sollen strikt getrennt werden. Es sei aber «offensichtlich» geworden, dass die Pläne «kläglich gescheitert» seien, schrieb die japanische Tageszeitung «Asahi Shimbun», einer der Sponsoren der um ein Jahr verschobenen Sommerspiele. Das Blatt berichtete von «Chaos» unter den Mitarbeitern an den Flughäfen Haneda und Narita. Versuche, die olympische Delegationen zu führen, seien ziemlich sehr schwierig. Zudem vermeldete die Zeitung bereits Verstöße internationaler Gäste. Prompt erinnerten die Tokio-Macher an die Einhaltung aller Regeln.

«Es ist eine andere Atmosphäre mit vielen Regeln», berichtete Stefan Kuntz, Trainer der deutschen Fußballer: «Ich selbst habe seit sechs Wochen den vollständigen Impfschutz.» Doch dieser bringt in Tokio ebenso keine Vorteile wie der Status als Genesener. «Gründliche Maßnahmen» wurden ergriffen, sagte Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga. Dazu werden bei der Einreise jede Menge Formulare kontrolliert, unterzeichnet oder abgestempelt. Mit 1410 war die Zahl der Neuinfektionen am Samstag so hoch wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Auch unter den Ankömmlingen gab es bereits die ersten Fälle.

Um eine weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern, wird in Tokio gründlich gearbeitet. Der Aufwand und die Zahl der Helfer sind dabei mindestens so gewaltig wie die die vielen Vorgaben. «Den Fahrstuhl darf man nicht allein betätigen, da kommt dann jemand zum Knöpfedrücken», sagte Turnerin Elisabeth Seitz der «Bild am Sonntag». Bewegen darf sie sich nur zwischen Hotel und Turnhalle, auch die Journalisten befinden sich in einer 14-tägigen Arbeitsquarantäne. Ein Aktivitätsplan mit Aufenthaltsorten musste jeweils genehmigt werden.

Wenn ein Reporter das Hotel verlassen und nicht zur Arbeit fahren will, darf er das maximal 15 Minuten. Alles wird genau protokolliert und Verstöße können von Sicherheitskräften sofort gemeldet werden. Corona-Tests gehören für alle Beteiligten zum Alltag. «Man muss eine gewisse Flüssigkeitsmenge erreichen, damit man zum Frühstück gehen kann», sagte Fußballer Maximilian Arnold zu den in Deutschland nicht sehr verbreiteten Spucktests. Diesen muss der Profi des VfL Wolfsburg derzeit jeden Tag abgeben: «Es ist alles mit Maske, im Hotel sind sie da sehr strikt. Das ist eine Riesensache, wir kommen gar nicht raus.»

Von Thomas Wolfer, dpa