Friedrich haarscharf an Gold vorbei – Hinze Vierte

Friedrich haarscharf an Gold vorbei – Hinze Vierte

Lea Sophie Friedrich riss bei Tempo 65 den Lenker nach vorn, dann senkte sie enttäuscht den Kopf. In einem mitreißenden Finale fehlten nur Zentimeter zum großen Triumph. Die achtmalige Bahnrad-Weltmeisterin ist bei der WM in Glasgow haarscharf an ihrem ersten Titel in der Königsdisziplin Sprint vorbeigeschrammt.

Die 23-jährige Friedrich verlor im Finale gegen Lokalmatadorin Emma Finucane beide Läufe denkbar knapp und musste sich mit Silber begnügen. Teamkollegin Emma Hinze ging nach der Niederlage im kleinen Finale sogar leer aus.

Trotzdem gehörten die deutschen Sprinterinnen zu den großen Stars im Chris Hoy Velodrome. Friedrich sammelte sogar insgesamt vier Medaillen ein. An den Tagen zuvor hatte sie bereits Gold im Teamsprint mit Hinze und Pauline Grabosch sowie zweimal Bronze im 500-Meter-Zeitfahren und Keirin geholt. Hinze holte zudem den Weltmeistertitel im 500-Meter-Zeitfahren.

Männer enttäuschen

Von solchen Erfolgen können die deutschen Männer nur träumen. Am letzten Wettkampftag auf dem Holzoval zerschlugen sich im Keirin die letzten Medaillenhoffnungen. Maximilian Dörnbach schied genauso wie Marc Jurczyk im Viertelfinale aus und muss damit weiter auf seinen ersten WM-Podestplatz warten. Bereits am Vortag hatten sich mit Platz sieben der zweimaligen Weltmeister Roger Kluge und Theo Reinhardt im Madison eine der größten Medaillenhoffnungen nicht erfüllt.

Mit Blick auf die Olympischen Spiele in Paris ruhen damit die deutschen Hoffnungen einzig auf den deutschen Sprinterinnen. «Ihre große Herausforderung wird es aber sein, bei Olympia zu gewinnen. Nach Berlin haben schon alle gedacht, dass sie auch in Tokio zuschlagen werden», sagte der einstige britische Superstar Chris Hoy, der die deutschen Asse «beeindruckend» findet.

Friedrich überzeugt

Vor allem Friedrich wusste in Glasgow in den olympischen Disziplinen zu überzeugen. Im Keirin war «nur» Bronze herausgesprungen, weil sie einen taktischen Fehler gemacht hatte. Ansonsten hatte sie alle Läufe souverän gewonnen. Und auch im Sprint rauschte sie durch das Turnier. Erst im Finale musste sie sich Finucane denkbar knapp geschlagen geben. Womöglich machte der Heimvorteil den entscheidenden Unterschied aus. 

Für Hinze gab es dagegen nach ihrem Doppelerfolg keine weitere Medaille. Sowohl im kleinen Finale gegen die neuseeländische Keirin-Weltmeisterin Ellesse Andrews als auch zuvor gegen Finucane war sie in allen Läufen chancenlos.

Von Stefan Tabeling, dpa