Frodeno vor Mann-gegen-Mann-Duell: Weltrekord wäre Krönung

Frodeno vor Mann-gegen-Mann-Duell: Weltrekord wäre Krönung

Lionel Sanders rann der Schweiß vom nackten Oberkörper, Jan Frodeno schnaubte nach ein paar Umdrehungen auch schon ungewohnt heftig.

«Ich bin außer Atem, 2000 Meter sind hoch», sagte der Triathlon-Superstar. Vom Reden hielt ihn das bei einer etwas ungewöhnlichen Pressekonferenz auf dem Fellhorn bei Oberstdorf nicht ab.

Eigentlich wollten Frodeno und sein Widersacher aus Kanada draußen mit ihren High-Tech-Rädern auf der Rolle ein bisschen strampeln, wetterbedingt musste das Warm-up für den spektakulären «Tri-battle royale» nach innen verlegt werden. Am Sonntag, einen Monat vor Frodenos 40. Geburtstag, ab 9.00 Uhr mit dem Start im Großen Alpsee wird es aber kein Pardon mehr geben. «Es wäre die Krönung, wenn wir den Weltrekord brechen könnten und es wäre genial, wenn wir es beide schaffen würden», sagte Frodeno.

«Gelegenheit eines Lebens»

«Das ist die Gelegenheit eines Lebens, deswegen habe ich nur drei Sekunden gebraucht, um Ja zu sagen», betonte Sanders und versprach: «Ich bin für eine Sache hierhergekommen: Ich will ihn bis an die Grenze puschen. Es gibt nur den ersten und den letzten Platz.»

Frodeno und Sanders wollen sich ein Duell der besonderen Art leisten: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren, 42,2 Kilometer Laufen im Allgäu – nur die beiden. Der dreimalige Ironman-Weltmeister mit Wahlwohnsitz im spanischen Girona und der 33 Jahre alte mehrfache Ironman-Gewinner, der als einer der kampfstärksten Athleten in der Szene gilt. Die persönliche Bestzeit von Sanders liegt bei 7:44:29 Stunden. Frodeno schaffte die Distanz 2016 in Roth in 7:35:39 Stunden.

Vor drei Jahren benötigte Matt Hanson beim Ironman Texas zwar noch 14 Sekunden weniger als Frodeno bei seinem Rekord, die Radstrecke war allerdings um drei bis vier Kilometer verkürzt worden. Diesmal geht es auf die volle Distanz in einer Landschaft, die sich eher durch Berge und Hügel auszeichnet.

See als Vorteil für Beide

Das Schwimmen in einem See dürfte beiden zugute kommen: Frodeno, weil er dort noch schneller sein dürfte als im Meer. Sanders, weil er dann bei seiner schwächsten Disziplin nicht ganz so kämpfen und einen noch größeren Rückstand auf dem Rad aufholen muss. Für die Hatz auf einer Bundesstraße prophezeite der Nordamerikaner, dass eine Zeit von unter vier Stunden möglich sei. «Und dann sind die 7:35 Stunden in Gefahr.» Für eine möglichst schnelle Wende wird sogar eine Steilkurve installiert.

«Ich weiß nicht, wie viele Rennen ich noch habe. Ich gehe jedes an, als sei es mein Letztes», betonte Frodeno, dessen Siegesserie schon recht lange anhält. 2017 konnte er sich beim Ironman auf Hawaii verletzt nur mit großem Rückstand ins Ziel schleppen. Alle Rennen, die er danach bestritt, gewann Frodeno auch.

Sanders hatte sich 2017 auf Hawaii nur Patrick Lange geschlagen geben müssen. Für die WM in diesem Jahr hat er die Qualifikation noch nicht geschafft. Sanders galt schon in der Jugend als talentierter Läufer. Sport und Lernen waren das eine, Party und Drogen das andere. Er litt unter Halluzinationen, Depressionen. Rund elf Jahre her ist das her. Nun ist dieser Sanders topfit. «Wir haben den Kerl gefunden, der der Beste ist für dieses Format», sagte Frodeno.

Von Jens Marx, dpa