HandOfBlood über Eintracht Spandau: «Wilde Zeit im E-Sport»

HandOfBlood über Eintracht Spandau: «Wilde Zeit im E-Sport»

Eintracht Spandau hat sich innerhalb von nur zwei Jahren zu einer der profiliertesten E-Sport-Organisationen in Deutschland gemausert. Das liegt vor allem auch an Mitgründer Maximilian «HandOfBlood» Knabe.

Der Influencer und Youtuber taucht in verschiedenen Rollen immer wieder in Videos des Teams auf. Und er ist auch hinter den Kulissen stark involviert. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur resümiert der 31-Jährige die vergangenen beiden Jahre und blickt in die herausfordernde Zukunft.

Frage: Wie schauen Sie auf die vergangenen zwei Jahre mit Eintracht Spandau zurück?

Antwort: Das ist bislang ein Riesenabenteuer. Wir waren in jedem Split mit Titelanwärter. Dementsprechend haben wir schon sportlich super intensive Momente gehabt, auch international. Dieses Jahr war sportlich etwas enttäuschend, kommendes Jahr greifen wir aber voll an mit einem neuen Team.

Beim Content hat mir das erste Jahr sehr gut gefallen, dieses Jahr haben wir ein bisschen Strecke gelassen durch Umstrukturierungen generell in unserer Unternehmensgruppe. Und da sind wir nächstes Jahr wieder mehr auf Kurs.

1000 Leute beim Eintracht-Sommerfest

Und was die Fankultur angeht, war dieses Jahr das Sommerfest ein Riesen-Highlight. Da kommen einfach in ein Kreisligastadion 1000 Leute im Trikot mit Fanmarsch, mit Trommeln und allem. Es war ein bisschen wie auf einem Dorffest.

Wenn gleich die Lage in Deutschland dafür, eine coole Fankultur aufzubauen, echt herausfordernd ist. Einerseits müsste man den E-Sport mal gemeinnützig machen, damit Vereine das auch gut anbieten können. Aber auf der anderen Seite auch die Prime League, die sehr konservativ so ein bisschen die Liga geführt hat. Da würde ich mir mehr wünschen von den einzelnen Institutionen. Natürlich auch von Riot Games, die am Ende die Entscheidungen da auch weitergeben.

Aber alles in allem: schon überragend; megageil. Ich persönlich bin natürlich auch superstolz, ein E-Sport-Team zu haben.

Eintracht Spandau als Entertainment-Produkt

Frage: Wenn man es aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet: Ist es für das Projekt wichtig, dass Eintracht Spandau gewinnt?

Antwort: Nö. Also, das ist schon cool für die Sponsoren, auf jeden Fall. Aber wir sehen uns auch gar nicht so sehr als E-Sport-Verein oder -Club. Sondern eher als Entertainment-Produkt. Alles, was wir bei Eintracht Spandau machen, dient zur Unterhaltung.

Aber unser Selbstverständnis ist es, dass wir gewinnen wollen. Ich saß am Anfang bei Guido in der Kneipe und habe gesagt: Wir wollen einen Titel holen. Wir haben aber auch immer am Titel gekratzt und da bin ich für nächstes Jahr super zuversichtlich. Wir haben ein Banger-Team.

Frage: Wie ist Ihre Rolle im Team genau?

Antwort: Wir setzen mich in unserem Unternehmen sehr oft als eine Art Galionsfigur ein. Deswegen bin ich auch tatsächlich sehr fremdbestimmt. Und wir müssen sehr genau schauen, wo «die Ressource HandOfBlood eingesetzt wird». Aber in Bezug auf Eintracht haben wir einen ganz guten Modus gefunden. Und für mich steht fest: Eintracht Spandau ist für mich das Herzensprojekt seit zwei Jahren. Ich mache da einfach auch superviel extra, was man nicht unbedingt mitbekommt.

HandOfBlood wünscht sich mehr Offline-Events

Frage: Man sieht an Ihren und anderen Events, dass Fans durchaus Lust haben, auf Offline-Events zu kommen. Ist das die Zukunft und gibt es die Hoffnung, dass da in der Prime League mehr passiert?

Antwort: Klar hoffe ich, dass wir wieder zurückkommen zu mehr Offline-Events. Die Corona-Pandemie hat da einen Schaden hinterlassen, der erstmal überwunden werden muss.

Es ist abstrus: Wir sind seit zwei Jahren da und haben sehr doll dieses Fan-Leben vorgelebt. Und die Leute sind da total organisch mitgegangen. Und wir können es einfach offline nicht so richtig austragen. Im Xperion hocken die Leute eng an eng. Im Bock beschweren sich alle Nachbarn jedes Mal. Und wenn man es nicht ins Finale geschafft hat, ist man auch schnell nicht dabei.

Frage: Könnten Sie das nicht einfach in die Hand nehmen?

Antwort: Leider nicht, weil Riot Games da sehr die Hand drauf hat. Man muss sehr genau schauen, wie man Showmatches austragen darf. Da gibt es sehr viele Regularien, die man beachten muss. Und teilweise sind Dinge auch einfach nicht möglich. Wir hatten ein Showmatch gegen G2 Esports im Xperion. Kurz vor knapp gab es da superviel Hickhack. Und am Ende hieß es: Das volle LEC-G2-Roster kann nicht antreten.

Da ist sehr viel Politik, sag ich mal. Sehr viele Strukturen, die sehr fix sind und so etwas sehr erschweren. Beim Sommerfest mussten wir LoL-Fußball spielen, um unser eigenes Ding machen zu können.

«Uns geht es im Vergleich echt gut»

Frage: Wie ist denn die allgemeine Situation von Eintracht Spandau? Wie sehen die nächsten zwei bis fünf Jahre aus?

Antwort: Im Vergleich zu anderen Orgs und Institutionen im E-Sport geht es uns echt gut. Aber wir merken auch: Wir müssen jetzt den nächsten Schritt gehen und uns breiter aufstellen, vielleicht auch innerhalb von Eintracht Spandau andere Betriebszwecke eröffnen.

Tweet

Wir sind nicht unbedingt vergleichbar mit anderen E-Sport-Organisationen in Deutschland, denn wir haben ein Entertainment-Produkt. Wo wir über Content auf Youtube oder Twitch sehr viel Vermarktung betreiben, die andere Teams gar nicht machen.

Dementsprechend sind wir schon diversifizierter als viele andere E-Sport-Teams. Aber man muss auch sagen: Es ist ne wilde Zeit im E-Sport gerade.

ZUR PERSON: Maximilian «HandOfBlood» Knabe (31), oft auch nur «Hänno» genannt, betreibt seit 2021 mit der Agentur Instinct3 das League-of-Legends-Team Eintracht Spandau, das in der deutschsprachigen Prime League antritt. Der Influencer betreibt Kanäle unter anderem bei Youtube und hat seit Neuestem auch eine eigene Modemarke.

Interview: Benedikt Wenck und Niklas Graeber, dpa