Hinze und Friedrich auf Titeljagd: Bronze reicht nicht

Hinze und Friedrich auf Titeljagd: Bronze reicht nicht

Der Hausfrieden bei den deutschen Bahnrad-Assen ist noch nicht in Gefahr.

«Wir sind befreundet und frühstücken jeden Tag zusammen», scherzt Emma Hinze mit Blick auf ihr – intaktes – Verhältnis zu Teamkollegin Lea Sophie Friedrich vor den am Mittwoch beginnenden Bahnrad-Weltmeisterschaften im französischen Saint-Quentin-en-Yvelines. 

So selbstverständlich ist die Harmonie unter den beiden schnellen Athletinnen nicht unbedingt. Denn Hinze und Friedrich dominieren seit einigen Jahren die Weltspitze. Bei den letzten beiden Weltmeisterschaften in Berlin und Roubaix teilten sie sich alle Titel im Kurzzeitbereich untereinander auf, 5:5 lautet die Bilanz gemessen an den WM-Erfolgen. In der neu gegründeten und lukrativen Champions League hatte aber Hinze knapp die Nase vorn.

Keine Freundschaft auf der Bahn

«Wenn wir auf der Bahn gegeneinander fahren, gibt es keine Freundschaft», ergänzt Friedrich. «Natürlich ist das nicht leicht, aber auf der Bahn ist jeder in seinem Fokus.» Sonst sei aber alles ganz normal beim gemeinsamen Training in Cottbus. Beide kennen sich in vielen Duellen aus dem Effeff. «Natürlich guckt man, was machen die anderen», sagt Hinze. Aber es bringe oftmals nichts, sich eine Sache abzuschauen. Denn das große Ganze hinter dem Plan sei entscheidend. 

Und dieser Plan ist bei beiden erstaunlich gut aufgegangen. Dabei waren die Befürchtungen groß, dass nach dem tragischen Trainingsunfall von Rekord-Weltmeisterin Kristina Vogel im Juni 2018 die goldenen Jahre vorbei sind. Doch Sportsoldatin Hinze und Polizeimeisterin Friedrich schafften innerhalb kürzester Zeit den Sprung in die Weltspitze. Dabei ist Hinze gerade erst 25 Jahre alt geworden, Friedrich ist gar noch zweieinhalb Jahre jünger.

Bronze reicht nicht

Entsprechend groß sind die Ziele vor den Titelkämpfen auf der Olympia-Bahn vor den Toren von Paris. «Ich wäre nicht zufrieden, wenn ich einfach nur mit Bronze nach Hause kommen würde», betont Hinze, wenngleich es der neue Bundestrainer Jan van Eijden vermessen hält, wieder von allen vier Titeln zu sprechen. Der frühere Sprint-Weltmeister, der einst die Briten zu großem Ruhm führte, hat beim BDR eine Luxussituation vorgefunden. «Hier komme ich in ein gestandenes System rein, wo die Sportlerinnen schon extrem gut sind. Als ich bei den Briten angefangen habe, hat man das gemeinsam aufgebaut.»

Gemeinsam katapultierten sich auch Hinze und Friedrich in die Weltspitze. Beide schafften bei der WM 2020 in Berlin unmittelbar vor Ausbruch der Corona-Pandemie den großen Durchbruch. Seitdem fahren sie von Erfolg zu Erfolg – mit einer Ausnahme: Bei Olympia 2021 in Tokio gab es für Hinze und Friedrich «nur» Silber im Teamsprint. Das soll 2024 in Paris anders laufen. «Olympia ist die ganze Zeit im Hinterkopf», sagt Hinze. Entsprechend schauen sich die beiden die Olympia-Bahn ganz genau an.

Bevor das Dauer-Duell Hinze vs. Friedrich in die nächste Runde geht, wollen die beiden Bahnradasse ihre WM-Bilanz gemeinsam aufpolieren. Im Teamsprint sind die beiden zusammen mit Pauline Grabosch die Favoritinnen auf WM-Gold. Danach geht es Schlag auf Schlag: Sprint, 500-Meter-Zeitfahren und Keirin. Am Ende wird abgerechnet. Aber die Freundschaft soll darunter nicht leiden. 

Stefan Tabeling, dpa