Hochsprung-Show mit Goldkrönung – «Das kann beflügeln»

Hochsprung-Show mit Goldkrönung – «Das kann beflügeln»

Hochsprung-Weltmeister Gianmarco Tamberi zelebrierte den Gold-Abend als Entertainer ausgiebig. Beim Warmlaufen feuerte er Teamkollegen auf der Laufbahn an, motivierte die Menge im Stadion zum Anfeuern – und sprang auch gepusht davon wenig später zur Goldmedaille bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest.

Aber noch nicht genug der Show. Erst genoss er das Bad in der Menge, dann ließ er die Höhe von 2,40 Metern auflegen. Die übersprang er zwar nicht, doch auch ohne diese magische Marke war er der Star des Abends bei den Titelkämpfen.

«Halfshave» als Markenzeichen

«Ich springe ja nicht zum ersten Mal mit ihm. Ich weiß, dass er sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht», sagte der Münchner Tobias Potye. Der EM-Zweite hatte mit einer Medaille geliebäugelt. Er zeigte mit 2,33 Metern seinen zweitbesten Wettkampf. «Was Tamberi macht, ist auch völlig okay. Ich fokussiere mich ganz gerne auf mein Ding und möchte mit Leistung überzeugen. Aber das ist natürlich ein Element, das ich vielleicht auch nutzen lernen will. Weil das kann definitiv beflügeln, wie wir heute gesehen haben.» Im nächsten Jahr wolle er «oben stehen – ganz klar».

Ob es auch die Eigenheiten des Italieners sind, die ihn so stark machen? Tamberi mag es, einen halben Bart im Gesicht stehen zu haben, wie auch am Dienstagabend. «Halfshave» ist ein Markenzeichen. Er mag verschiedenfarbige Socken, verschiedenfarbige Schuhe. Er will jeden Wettkampf in eine besondere Ausstellung verwandeln. Beim exzentrischen Italiener soll dabei auch ein Stück Aberglaube mitschwingen. «Ich wollte Geschichte schreiben, indem ich bei allen großen Wettbewerben Goldmedaillen gewann. Das Gefühl ist erstaunlich», sagte der Weltmeister.

Tamberi zum ersten Mal Weltmeister

Tamberi wurde mit der Weltjahresbestleistung von 2,36 Metern zum ersten Mal zum Weltmeister. Er siegte vor dem Amerikaner JuVaughn Harrison, der dieselbe Höhe übersprang, aber mehr Versuche benötigte. Olympiasieger Mutaz Essa Barshim aus Katar, der sich mit Tamberi vor zwei Jahren in Tokio Olympia-Gold geteilt hatte, wurde nach drei WM-Titeln am Stück Dritter. Er überquerte wie Potye 2,33 Meter, der Fünfter wurde.

Im Gold-Rausch nahm Tamberi auch gleich noch ein Bad im Stadionrund. Zusammen mit dem Weltmeister über 3000 Meter Hindernis, Soufiane El Bakkali aus Marokko, legte er sich in den Wassergraben. «Ich freue mich auf die Leichtathletik-Europameisterschaften im nächsten Jahr in Rom, in meinem Heimatland», sagte der 31-Jährige. «Und natürlich freue ich mich auf die Olympischen Spiele. Es gibt keinen Hochspringer, der zwei olympische Goldmedaillen gewonnen hat. Es wäre wundervoll, in Paris Geschichte zu schreiben. Aber zuerst die Party heute Abend.»