Kein Ende in Sicht: Pechstein lässt sportliche Zukunft offen

Kein Ende in Sicht: Pechstein lässt sportliche Zukunft offen

Sie schwebte wie eine Eiskunstläuferin ums Oval, rutschte auf dem Bauch übers Eis und schäkerte mit dem reservierten Publikum auf den spärlich besetzten Rängen: Claudia Pechstein gab noch einmal alles – wie zuvor beim Massenstartrennen.

Die große Abschiedsshow aber galt nur Peking. Auch unmittelbar vor ihrem 50. Geburtstag am Dienstag verweigerte die Ausnahme-Eisschnellläuferin standhaft verbindliche Aussagen zu ihrer sportlichen Zukunft. «Für mich ist es so, dass ich jetzt Abschiedsrunde bei meinen achten Spielen in Peking gemacht habe», sagte die 49-Jährige und ließ sich gar einen Start 2026 in Mailand offen: «Ich schließe gar nichts aus.»

Pechstein Neunte Massenstartrennen

Zum Abschluss der Wettkämpfe bei den Olympischen Winterspielen in China hat die Rekord-Olympionikin die dürftige Bilanz der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG) im National Speed Skating Oval aufgehübscht. Als Neunte in dem Lotterie-Rennen über 16 Runden mit Punkten für Zwischensprints sorgte die Berlinerin für das lediglich zweite deutsche Top-Ten-Resultat.

«Natürlich ist es nicht zufriedenstellend. Allgemein haben wir gesagt, wir laufen hier nicht um Medaillen. Wir wollten Top-Acht-Platzierungen holen», sagte DESG-Sportdirektorin Nadine Seidenglanz. Der Erfurter Langstrecken-Spezialist Patrick Beckert hatte mit Rang sieben über 10.000 Meter als Einziger die Vorgabe erfüllt und zudem Platz elf über 5000 Meter belegt. Felix Rijhnen (Frankfurt/Main), der weiter als Inlineskater und Eisschnellläufer zweigleisig fahren will, wurde bei seinem Olympia-Debüt 13. über 5000 Meter, verfehlte im Massenstart aber den Endlauf.

«Unsere Ausrichtung geht klar Richtung 2026», sagte Nadine Seidenglanz. «Zufrieden sind wir nicht. Wir müssen ganz hart arbeiten. Wir müssen Strukturen festlegen. Wir haben schon Konzepte in unseren Köpfen, die wir jetzt umsetzen werden», kündigte sie an.

Verband im Umbruch

Mit Claudia Pechstein hat der im Umbruch befindliche Verband, der von ihrem Lebensgefährten Matthias Große als Präsident angeführt wird, aktuell nur ein Aushängeschild. Als erste Frau und erst zweiter Wintersportler nach dem japanischen Skispringer Noriaki Kasai ist die noch 49-Jährige zum achten Mal bei Winterspielen gestartet. Und mit Platz neun hat sie nach ihrer Meinung nicht nur sich und ihre Fans, sondern auch die Kritiker überzeugt. «Ich glaube, ich habe gezeigt, dass ich in meinem Alter noch leistungsfähig bin. Das haben mir wenige zugetraut. Ich bin da sehr, sehr stolz auf mich», sagte die Berlinerin.

Seit ihrem Olympia-Debüt 1992 in Albertville hatte sie fünfmal Gold sowie je zweimal Silber und Bronze gewonnen – in Peking bekam sie dafür symbolisch vom deutschen Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig als Anerkennung neun Plaketten umgehängt. Mit den klimpernden Medaillen in der Hand zog Claudia Pechstein eine Bilanz ihrer olympischen Karriere. Man habe an Spiele wie in Salt Lake City 2002 mit zweimal Gold und jeweils Weltrekord andere Erinnerungen als an jede, wo man nicht auf dem Podium gestanden habe. «Grundsätzlich: Olympia ist etwas Besonderes. Es gibt Sportler, die es niemals dahin schaffen. Ich habe es jetzt achtmal geschafft und bin 30 Jahre auf dem Olympia-Level. Ich bin darauf total stolz», sagte sie.

Schon vor der Abschlussfeier von Peking brach die deutsche Fahnenträgerin der Eröffnung nach Deutschland auf, «damit ich auch pünktlich zu meinem Geburtstag zu Hause bin». Beendet aber ist ihre Saison auch dann noch nicht. Beim Weltcup-Finale am 12. und 13. März wird Claudia Pechstein noch einmal im niederländischen Heerenveen antreten.

Von Martin Kloth, dpa