Mihambos Comeback: Über krumme Strecken Richtung Olympia

Mihambos Comeback: Über krumme Strecken Richtung Olympia

Beim Freiluft-Comeback nach zehn Monaten geht es für Olympiasiegerin Malaika Mihambo nicht sofort wieder in die Weitsprunggrube. Die 30-Jährige will am Sonntag beim Meeting in Pliezhausen über die angepriesenen «krummen» Strecken als Sprinterin Tempo für einen spektakulären Sommer aufnehmen

. «Ich fühle mich gut. Das Training lief ohne Beschwerden und Ausfälle. Das sind die optimalen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison», sagte die zweimalige Weitsprung-Weltmeisterin der Deutschen Presse-Agentur.

Das konnte die vergangene Saison gezwungenermaßen nicht sein. Deutschlands Leichtathletik-Star hatte nach einem Muskelfaserriss bei den nationalen Titelkämpfen im Juli 2023 die WM wenige Wochen später in Budapest absagen müssen. «Sehr hart» war es für die Sportlerin von der LG Kurpfalz, die für den Deutschen Leichtathletik-Verband enttäuschenden Weltmeisterschaften am Fernseher zu verfolgen, wie sie einräumte. In der Hallen-Saison kehrte sie Anfang des Jahres erfolgreich zurück, gewann bei den deutschen Meisterschaften ihren siebten nationalen Hallen-Titel in Folge. Hinter der Amerikanerin Tara Davis-Woodhall (7,18 Meter) ist Mihambo mit 6,95 Metern die Nummer zwei der Welt.

Strandluft und Gitarre

«Tara Davis-Woodhall wird eine Athletin sein, die man im Sommer für den Olympiasieg schlagen muss», sagte Mihambos Trainer Ulli Knapp. Die Amerikanerin kürte sich in Mihambos Abwesenheit mit 7,07 Metern auch zur Hallen-Weltmeisterin. Deutschlands Vorzeige-Leichtathletin setzte da schon den Fokus auf die reizvollen Aufgaben in Rom und Paris. «Wir starten in eine lange Saison mit EM und Olympia als Höhepunkten. Da muss man von der Basis sehr gut aufgestellt sein, damit einem im Laufe des Jahres nicht die Körner ausgehen», sagte Knapp der dpa.

Zuletzt stimmte sich Mihambo im türkischen Belek auf die kommenden Wettkämpfe in Pliezhausen, Rehlingen, Ettlingen und der EM-Generalprobe in Dessau ein. Neben den harten Einheiten blieb zumindest kurz Zeit, etwas Strandluft zu schnuppern. Für gemeinsame musikalische Momente lieh sich Knapp die Gitarre von Stabhochspringer Oleg Zernikel aus. «Es ist schön, mal zusammen Musik zu machen, weil das an intensiven Trainingstagen zur Entspannung beitragen kann», sagte der Mihambo-Trainer.

«Malaika muss niemandem mehr etwas beweisen»

Einen guten Monat vor den Leichtathletik-Europameisterschaften und drei Monate vor den Olympischen Sommerspielen will Mihambo südlich von Stuttgart über 80 und 150 Meter ihre Geschwindigkeit testen. «Die EM ist noch ein gutes Stückchen weg, Olympia sowieso. Man darf in der jetzigen Saisonphase nicht zu viel an die Höhepunkte denken, sondern muss täglich im Hier und Jetzt den Fokus auf die jeweiligen Trainingsinhalte legen», sagte Knapp.

Auf dem Weg zu den Olympischen Spielen rät er seiner Athletin, bei aller Konzentration nicht die Lockerheit zu verlieren. «Eine Olympia-Saison ist doch immer ein bisschen anders als eine normale Saison, weil von außen viel an einen herangetragen wird», sagte Knapp. «Malaika hat den Vorteil, dass sie niemandem mehr etwas beweisen muss. Wenn man die Olympia-Krone schon getragen hat, dann nimmt das viel Druck. Sie möchte Topleistungen bringen, aber kann dabei befreit an den Start gehen.»

Von Christian Kunz, dpa