Nach dritter Nullnummer: Das spricht jetzt noch für Schalke

Nach dritter Nullnummer: Das spricht jetzt noch für Schalke

Die Spiele werden weniger, die Punkte aber nicht signifikant mehr – die deutliche Leistungssteigerung der vergangenen Wochen bringt das personell neu aufgestellte Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 derzeit nicht weiter.

Auch im dritten 0:0 in Serie gegen ein Team mit deutlich höheren Ambitionen zeigt das Team von Trainer Thomas Reis, dass es inzwischen konkurrenzfähig ist in der Fußball-Bundesliga. Doch die Königsblauen brauchen dringend Siege, um nicht nur in den Köpfen voranzukommen.

«Weitermachen, weitermachen. Irgendwann wird es schon klappen», ermunterte Teammanager Gerald Asamoah nach der Nullnummer gegen den VfL Wolfsburg. Es gibt tatsächlich Punkte, die Schalke doch noch auf den Klassenverbleib hoffen lassen dürfen.

Die Entwicklung:

Nach 1:9 Toren und null Punkten aus den ersten beiden Spielen im neuen Jahr spielt Schalke nun nicht nur deutlich besser, sondern steht auch stabil. «Ich bin davon überzeugt, dass sich aus einer guten Defensive auch eine gute Offensive entwickelt», sagte Abwehrspieler Maya Yoshida.

Zwar sind die Königsblauen immer noch sieglos in 2023, hielten bei den Nullnummern gegen Köln, Gladbach und Wolfsburg aber auch stärkeren Teams stand. «Das ist positiv. Das war wieder eine bessere Leistung von uns», sagte Yoshida. «Wenn wir so dranbleiben, kommen auch die Siege», sagte Stürmer Michael Frey.

Die Neuen im Team:

Der Schweizer Frey ist einer von sechs Leihspielern, die im Winter kamen. Fast alle beleben den Kader, vier von ihnen standen gegen Wolfsburg in der Anfangself. Neben der Qualität auf dem Platz, die nun höher erscheint, beleben die Neuen vor allem den Konkurrenzkampf.

Gegen Wolfsburg sorgte Frey für Schwung in der Offensive, die angestammten Angreifer Simon Terodde und Marius Bülter saßen zunächst draußen. «Wenn er spielt, spielt er, wenn ich spiele, spiele ich. Es geht um Schalke und nicht um persönliches», sagte Frey zu seinem Konkurrenzkampf mit Terodde. Besonders belebend für die Defensive ist Innenverteidiger Moritz Jenz, der zuletzt für Celtic Glasgow spielte.

Die Rückkehrer:

Mit Rodrigo Zalazar und Alex Král im Team ist Schalke eine andere Mannschaft. Beide Leistungsträger im Mittelfeld waren längere Zeit verletzt, sind jetzt zurück und heben das vorher oft hoffnungslos unterlegene Team auf ein höheres Niveau. «Wir haben einfach Qualität in der Mannschaft zurückbekommen», sagte Trainer Reis und Asamoah meinte: «Solche Spieler haben uns lange Zeit gefehlt.»

Zalazar spielte gegen die Niedersachsen erstmals seit vier Monaten wieder von Beginn an und braucht sichtbar sogar noch etwas mehr Zeit. Gegen Ende des Spiels ging ihm deutlich die Puste aus. Doch der Uruguayer bringt etwas mit, was den Königsblauen noch am meisten fehlt: Struktur und Finesse im Angriffsspiel. Král ist wichtig für die defensive Stabilität, zudem läuft es spielerisch mit dem Tschechen deutlich besser.

Die Einstellung:

Schalke präsentiert sich komplett anders als in der Chaos-Saison 2020/2021, als der Revierclub fünf Trainer verschliss und sich der völlig verunsicherte Kader scheinbar willenlos dem Abstieg ergab. Die Spieler kämpfen, rennen und beißen in jedem Spiel. «Es gibt eine tolle Mentalität in der Mannschaft. Auf diesem Weg werden wir auch weitermachen», sagte Reis.

Psychologische Stärke:

Bei aller Enttäuschung über die Null im Angriff seit nunmehr drei Spielen: Die Tatsache, dass Schalke dennoch punktet, spielerisch besser wird und selbst keine Tore mehr kassiert, sorgt für Selbstvertrauen. Verunsicherung ist aktuell kaum zu spüren.

«Ich fühle mich jetzt viel besser. Alles ist für uns noch möglich», sagte etwa Yoshida. Dass sein Team aktuell nicht gewinnt, «nervt» nicht nur den Japaner, doch die Entwicklung spricht für sich. «Wir arbeiten sehr hart dafür. Es wird passieren, ganz sicher», sagte Yoshida und auch Frey meinte: «Wir müssen dranbleiben, und dann kommen auch die Siege.»

Die Fans:

Da sich das Team bemüht und alles gibt, stehen die Fans wie eine Wand hinter ihrem Team. Die Stimmung nicht nur am Freitag war großartig, das Team wurde nach dem Spiel wieder gefeiert. Schon beim 0:0 in Gladbach feierten die gut 5000 mitgereisten Fans ihr Team für deren Kampf. «Das hilft uns enorm», sagte Yoshida. Mit der Wucht im Stadion scheint vor allem zu Hause noch vieles möglich.

Carsten Lappe, dpa