Nationalmannschaft reitet beim CHIO-Springen auf Platz fünf

Nationalmannschaft reitet beim CHIO-Springen auf Platz fünf

Die deutsche Nationalmannschaft hat beim CHIO-Springen den erneuten Sieg klar verpasst – der Bundestrainer schaute grimmig. Das Team mit zwei Debütanten kam nach dem Vorjahres-Sieg am Donnerstagabend in Aachen nur auf Platz fünf.

Der Sieg ging im nahezu ausverkauften 40.000-Zuschauer-Stadion an die Schweiz vor Großbritannien und Belgien. «Letztes Jahr haben wir gefeiert, jetzt sind es die Schweizer», kommentierte Bundestrainer Otto Becker: «Es gab einige Flüchtigkeitsfehler, wir waren am Ende zu weit weg. Zufrieden können wir nicht sein.» Mit Blick auf die Europameisterschaft in Italien meinte er: «Das müssen wir jetzt in Ruhe analysieren.» 

Das deutsche Team erwischte keinen guten Start in die Prüfung. Allein Dreher blieb im ersten Umlauf fehlerfrei. Der bereits 51 Jahre alte Debütant im CHIO-Team überzeugte mit Elysium bei seiner ersten Runde – aber kassierte in einer ansonsten souveränen zweiten Runde vier Strafpunkte am Wassergraben. Der Wallach «sprang gigantisch», kommentiere Dreher: «Es war natürlich ärgerlich mit dem Wasser-Fehler.»    

Wargers souverän

Als erste deutsche Reiterin war Jana Wargers in beiden Runden in den Parcours geritten. Die 32-Jährige kassierte im ersten Umlauf mit Limbridge einen Abwurf am letzten Hindernis, zeigte aber im zweiten eine souveräne und fehlerfreie Vorstellung. «Mein Pferd war beide Runden unglaublich, leider in der ersten mit einem Fehler», kommentierte die aus Emsdetten stammenden Reiterin: «Ich habe mich sehr geärgert.» Obwohl Limbridge im Parcours ein Hufeisen verlor, habe der Hengst «das super durchgezogen».

Der Team-Debütant Stevens startete im Sattel von Starissa ebenfalls mit einem Abwurf und kassierte auch in der zweiten Runde vier Strafpunkte – nachdem er in der Vorbereitung gestürzt war und kurz behandelt werden musste. «Ich wäre natürlich gerne Doppel-Null geritten», sagte der deutsche Meister des Vorjahres. Angesichts des Unfalls war er aber «ganz zufrieden».

Ehning patzt

Ausgerechnet der routinierte Ehning patzte beim Auftakt. Der dreimalige Weltcupsieger aus Borken kassierte mit Stargold acht Strafpunkte im ersten Umlauf und lieferte damit das Streichergebnis, weil pro Runde nur die besten drei Paare in die Wertung gehen. Im zweiten Umlauf machte es der 49-Jährige besser und blieb mit seinem Hengst ohne Fehler. «Insgesamt bin ich trotzdem nicht zufrieden», kommentierte Ehning.

Am Nachmittag hatte Jessica von Bredow-Werndl in der Dressur den besten Grand Prix gezeigt und das deutsche Quartett im Nationenpreis mit einer souveränen Leistung auf Platz eins geführt. Dass eine große Zukunftshoffnung des Heimteams den Erwartungen nicht standhalten konnte, fiel nicht ins Gewicht.

«Das war vom Gefühl her mein bisher bester Grand Prix», betonte von Bredow-Werndl nach ihrem starken Auftritt. «Sie war phänomenal zu reiten», sagte sie über die Stute, mit der von Bredow-Werndl in Tokio zwei olympische Goldmedaillen und bei der anschließenden EM drei Titel gewonnen hatte.

Dank des gelungenen Rittes liegt das deutsche Dressur-Team im Nationenpreis nach dem Grand Prix auf Platz eins. Das Quartett um von Bredow-Werndl führt nach der ersten von zwei Wertungsprüfungen vor Mannschafts-Weltmeister Dänemark und Großbritannien. Die Entscheidung im Teamwettbewerb fällt im Grand Prix Special am Samstag. Von Bredow-Werndl sorgte für das beste Ergebnis im Grand Prix und lag in der Einzelwertung mit 82,304 Prozent vor der Britin Charlotte Dujardin mit Imhotep (79,782).

Zu Platz eins trugen auch zwei etablierte Paare des deutschen Teams bei: Isabell Werth mit Quantaz und Frederic Wandres mit Bluetooth. Unzufrieden war hingegen Sönke Rothenberger, der aufgrund der Verletzung von Ingrid Klimkes Pferd Franziskus in die CHIO-Mannschaft gerutscht war. Mit dem erst neun Jahre alten Fendi unterliefen ihm mehrere Fehler. Der Wallach gilt als große Zukunftshoffnung, zeigte allerdings anders als bei den deutschen Meisterschaften in Balve, wo das Paar überraschend den Grand Prix vor von Bredow-Werndl gewonnen hatte, mehrere Schwächen. «Da ist natürlich eine große Enttäuschung», kommentierte der 28 Jahre alte Reiter. 

Von Michael Rossmann, dpa