Neuer operiert – Bayern einige Wochen ohne Nationalkeeper

Neuer operiert – Bayern einige Wochen ohne Nationalkeeper

Am Tag nach seinem Bundesliga-Rekord musste Manuel Neuer unters Messer und wird dem FC Bayern wochenlang fehlen.

Ein wenig mitgenommen sah der Fußball-Nationaltorhüter nach der überraschenden Operation am rechten Knie auch aus, als er sich aus dem Krankenhausbett meldete und den Daumen hob.

«Alles ist super gelaufen, so dass ich zeitnah mit dem Aufbautraining beginnen kann», schrieb der 35-Jährige seinen Fans am Tag nach dem 3:2 im Hochgeschwindigkeitsspektakel gegen RB Leipzig. Wie lange der Kapitän kurz vor dem Start in die K.o.-Runde der Champions League pausieren muss, ist nicht abzusehen. Die Münchner grenzten den Zeitraum auf «die kommenden Wochen» ein.

Sorgen wie nach Neuers Mittelfußbrüchen 2017/18 waren nach dem Eingriff am Knie aus Clubkreisen nicht zu vernehmen. Aber zehn Tage vor dem Achtelfinal-Hinspiel in Europas Bestenliga bei RB Salzburg trifft die Münchner Neuers Ausfall schmerzhaft. «Wir alle im Verein und die ganze Mannschaft wünschen Manuel eine gute und rasche Genesung, und wir sind sicher, dass er schon bald wieder topfit bei uns ist», sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Das Rückspiel gegen Salzburg findet am 8. März in München statt.

Neuer: «Bis ganz bald auf dem Platz»

Wie schon bei der rund einjährigen Abstinenz wegen Mittelfußbrüchen kann der deutsche Meister auch diesmal wieder auf Sven Ulreich als Ersatzmann zählen, aber Neuer will schnell zurück sein. «Drückt mir die Daumen! Bis ganz bald auf dem Platz», lautete dessen Botschaft. Von einem Eingriff am Meniskus war in Medien die Rede. Nähere Informationen von Vereinsseite gab es nicht.

Dabei hatte es bis zum Sonntagabend danach ausgesehen, dass Neuer in der kommenden Woche in Bochum seinen 311. Bundesliga-Sieg und damit den alleinigen Rekord anstreben könnte. Beim 3:2 gegen Leipzig stellte der Nationaltorhüter den Rekord von Oliver Kahn ein. Der ehemalige Torwart-«Titan» wird die Genesung von Neuer genau verfolgen, zumal er weiß, wie wichtig die Matchpraxis gerade für einen Torhüter ist.

Zweiter Neuer-Ausfall in kurzer Zeit

Für Neuer ist es nach seiner Corona-Infektion Anfang des Jahres der zweite Ausfall in kurzer Zeit. Beim 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach war er von Ulreich vertreten worden, der sich zumindest in diesem Spiel als nicht gleichwertiger Ersatz präsentieren konnte. Zuletzt hatte Neuer wiederholt abseits des Teams trainiert. Als Grund war die Belastungssteuerung angegeben worden.

Zwar ist nicht davon auszugehen, dass der Eingriff bei Neuer das grundsätzliche Kalkül der Münchner für eine Vertragsverlängerung beeinflussen dürfte, aber im fortgeschrittenen Profi-Alter haben Blessuren ein anderes Gewicht. «Der Plan ist: Solange ich fit bin, solange ich gesund bin, solange ich gebraucht werde, es Spaß macht, werde ich weiterspielen», hatte Neuer am Vortag gesagt. Vor 10.000 Zuschauern hatte er da seinen insgesamt 310. Bundesligasieg im 458. Spiel bejubelt. Sein aktueller Chef Kahn benötigte einst für die Bestmarke 557 Begegnungen.

FCB will Trio um Neuer halten

Zuletzt war über einen neuen Vertrag für Neuer bis 2025 spekuliert worden. «Ich würde mich freuen, wenn alle drei ihre Karriere beim FC Bayern beenden würden. Und ich gehe auch fest davon aus, dass es so kommen wird», sagte Präsident Herbert Hainer beim TV-Sender Bild über Neuer, Robert Lewandowski und Thomas Müller. «Die drei wissen, was sie am FC Bayern haben. Wir wissen, was wir an diesen drei Spielern haben. Thomas Müller gehört zum FC Bayern wie die Frauenkirche nach München.»

Die Verträge von Neuer, Lewandowski (33) und Müller (32) sind noch bis zum 30. Juni 2023 datiert. «Wenn ich richtig im Kalender schaue, ist ja bis 2023 noch ein bisschen hin. Da findet sich noch ein Tag, an dem ausreichend Gespräche geführt werden können», sagte Trainer Julian Nagelsmann.

Ein ähnliches Szenario wie bei Niklas Süle, der den Verein am Saisonende ablösefrei verlässt, schließen die Münchner für das Trio der Vereinsikonen aus. Neuer selbst störte sich an der Situation um Abwehrvordermann Süle. «Uns alle nervt, dass Niklas geht. Er wird uns fehlen», sagte der Nationaltorhüter.

Süle, den Neuer als «Eckpfeiler» bezeichnete, und die Club-Bosse hatten sich vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf eine Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrags einigen können. Süle habe das Gefühl gehabt, «nicht genügend wertgeschätzt zu werden», sagte Berater Volker Struth am Sonntag im Sport1-Doppelpass. Laut Struth soll der neue Club bereits feststehen.

Als sicherer Rückhalt half Neuer selbst entscheidend mit, dass die Münchner dank Treffer von Müller, Lewandowski und einem Eigentor von Josko Gvardiol einen endlich wieder mit Fans im Stadion gefeierten Sieg bejubelten. «Jedes Spiel, das man gewinnt, ist ein Big Point», frohlockte Joshua Kimmich. Für Freude sorgte vor dem Neuer-Schrecken die Kunde, dass Borussia Dortmund mit 2:5 gegen Bayer Leverkusen verlor und nun schon neun Punkte Rückstand hat.

Von Christian Kunz und Daniel Josling, dpa