Peters kritisiert in Nachwuchs-Reformdebatte Eltern-Ehrgeiz

Peters kritisiert in Nachwuchs-Reformdebatte Eltern-Ehrgeiz

Nachwuchsfußball-Experte Bernhard Peters hat in der Diskussion um die Reform im deutschen Kinder- und Jugendfußball auch auf die Bedeutung der Eltern hingewiesen.

«Es sind nämlich die Eltern, die oft sehr engagiert, aber meist total auf ihre eigenen Kinder bezogen sind oder den nicht gestillten Ehrgeiz ihrer eigenen Jugend ausleben», sagte der 63-Jährige in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung»: «Zumal sie bei etlichen Clubs gleichzeitig die Trainerrolle übernehmen müssen. Viele projizieren aber ihren Tabellenehrgeiz von den Erwachsenen in das Training der Kinder.»

Peters war viele Jahre Nachwuchskoordinator bei der TSG 1899 Hoffenheim, seit Januar ist er Berater beim Bundesligisten SV Werder Bremen. Er hält die Fokussierung auf Tabellenstände im Nachwuchsbereich für nicht zielführend. 

Aus seiner Sicht ist die Vermittlung der geplanten Reform des DFB deshalb schwierig, weil «wir die Schraube schon überdreht haben. Weil es schon bei Acht- oder Neunjährigen rein ergebnisorientiert auf zu großen Feldern um irgendwelche Tabellen geht. Aber ein Kind lebt im Moment. Es will immer gewinnen, aber eben in genau jenem Augenblick und nicht mit Blick auf den nächsten Spieltag und den Tabellenstand».

Deshalb sei es enorm wichtig, Kinder entsprechend ihrer Bedürfnisse sportlich zu erziehen. Es gehe auch bei den neuen Spielformen immer ums Gewinnen und Verlieren, um den Kern des Spiels. «Es geht aber nicht um eine langfristige Platzierung in einer Liga», betonte Peters. 

DFB will Nachwuchsbereich reformieren

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will mit Beginn der Saison 2024/2025 neue Spielformen im Nachwuchsbereich bundesweit umsetzen. Im Kern sehen diese kleinere Mannschaftsgrößen auf kleineren Spielfeldern vor und lösen die bisherigen Wettbewerbsangebote als feste Formate ab.

In der G- und F-Jugend sollen beispielsweise keine Meisterschaftsrunden mehr ausgespielt werden, «um den Leistungsdruck zu minimieren und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund zu rücken», wie der DFB begründete. Unter anderem hatte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der auch DFB-Vizepräsident ist, die Pläne heftig kritisiert. 

«Wenn am Wochenende elf gegen elf oder neun gegen neun gespielt wird, werden unter der Woche im Training viele mannschaftstaktische Dinge trainiert. Das ist aber Blödsinn», sagte Peters: «Die Kinder sind intrinsisch motiviert über ihre Liebe zum Ball.» Dadurch entwickle sich eine intuitive Spielfähigkeit, es zeige sich Kreativität und Initiative, die durch die Trainer nur begleitet und nicht instruiert werden sollte.