Schlickenrieder: Deutscher Sport ist überbürokratisiert

Schlickenrieder: Deutscher Sport ist überbürokratisiert

Für Langlauf-Teamchef Peter Schlickenrieder sind die Ursachen des derzeitigen deutschen Tiefs im internationalen Spitzensport hausgemacht.

«Ich glaube, dass es tatsächlich ein Spiegelbild unserer gesamten Gesellschaft ist. Wir haben an allen Ecken und Enden mit dieser Überorganisation, mit Überbürokratisierung zu kämpfen. Es ist in meinen fünf Jahren als Bundestrainer eines der größten Hindernisse, dass man sich schwertut, unternehmerisch zu agieren», sagte Schlickenrieder in einem Interview der «Heilbronner Stimme». 

«Organisationen über Organisationen aufgebaut»

Auf die Frage, was er mit «unternehmerisch agieren» meine, erklärte der frühere Spitzensportler: «Seit meinem eigenen Olympia-Erfolg und in meiner Selbstständigkeit bis 2018 war ich es gewohnt, unternehmerisch zu agieren, also sehr schnell: Problem erkannt, Risiko abwägen, Entscheidung fällen, machen. Das geht nicht so einfach in unserer Sportlandschaft.» Man habe stattdessen «Organisationen über Organisationen aufgebaut, statt daran zu denken, das Ganze einfach zu halten».

Neben der deutschen Fußball-Nationalmannschaft (Vorrundenaus bei der WM in Russland und in Katar) hatten zuletzt auch die DFB-Fußballerinnen und die U21 (jeweils Aus in der Vorrunde) schwere sportliche Pleiten erlitten. Das Leichtathletik-Team blieb bei der WM in Budapest erstmals ohne Medaille. Die Handballer legten 2021 das schlechteste WM-Ergebnis der eigenen Geschichte hin und sind seit 2016 ohne Medaille bei einem Großereignis. 

Schlickenrieder selbst hat das deutsche Langlauf-Team seit Amtsantritt aus dem sportlichen Tief geführt. 2022 gab es in Peking Olympia-Gold im Teamsprint und Silber in der Staffel. Bei der WM 2023 in Planica holten beide Staffeln Medaillen.