Tennis-Medaillenkandidat Zverev locker in Runde zwei

Tennis-Medaillenkandidat Zverev locker in Runde zwei

Auf dem angestrebten Weg zu seiner ersten olympischen Medaille zog es Alexander Zverev nach seinem schnellen Auftaktsieg direkt wieder auf den Trainingsplatz. Der Außenseiter Lu Yen-Hsun hatte ihn wenig gefordert.

Beim lockeren 6:1, 6:3 in nur 59 Minuten gegen den Taiwanesen hatte der beste deutsche Tennisspieler bei seiner Olympia-Premiere im Einzel Kräfte gespart. Sogleich feilte er mit Teamchef Michael Kohlmann noch an seinen Returns, mit denen er am Sonntag im Ariake Tennis Park nicht vollends zufrieden war.

«Ich wollte noch ein paar Sachen extra machen», sagte Zverev und bilanzierte: «Es war ein ordentliches Match. So weit ist alles gut. Ich bin im Einzel und Doppel noch drin, das ist die Hauptsache.»

Auch Zverevs Davis-Cup-Kollege Dominik Koepfer siegte bei seinem Debüt bei den Olympischen Spielen. Der Schwarzwälder gewann mit 3:6, 6:3, 7:5 gegen den Argentinier Facundo Bagnis und trifft nun auf Max Purcell. Der Australier hatte von der Absage des zweimaligen schottischen Olympiasiegers Andy Murray profitiert, war kurzfristig ins Feld gerutscht und warf überraschend den Kanadier Felix Auger-Aliassime aus dem Turnier.

Am ereignisreichen Tennis-Tag mit einem überraschenden Erstrunden-Aus von Wimbledonsiegerin Ashleigh Barty und mit dem vielbeachteten Comeback des japanischen Stars Naomi Osaka bei den Damen erledigte Zverev seine Auftaktaufgabe problemlos und unaufgeregt. «Bravo»-Rufe waren mehrfach aus der kleinen deutschen Zuschauergruppe mit Teamchef Kohlmann und Sportdirektor Klaus Eberhard zu hören. «Der Sieger ist Alexander Zverev», lautete beim Abgang des Hamburgers vom fast Zuschauer-leeren zweitgrößten Platz die laute Durchsage.

Zverev meistert die Hitze gut

Wie das erste Einzel bei der Hitze war? «Schön», sagte der Weltranglisten-Fünfte grinsend leicht ironisch. Mit der Hitze, die die Tennisprofis von den Turnieren aus Australien kennen, seien die Bedingungen nicht zu vergleichen: «Hier ist wirklich so eine feuchte Hitze, es ist schwieriger, hier zu spielen. Du musst schon darauf achten, dass du physisch bereit dafür bist», sagte Zverev.

In den Pausen hatte er sich immer wieder Eis-Handtücher über die Schultern gelegt. Seinem 37 Jahre alten Gegner, 2010 mal die Nummer 33, momentan aber nur auf Platz 573 der Welt geführt, war er klar überlegen. Auf sein gern genutztes Eisbad musste Zverev jedoch anschließend verzichten. «Ich glaube, ein Eisbad haben die hier nicht, dürfen sie nicht haben wegen Corona», sagte er.

In der zweiten Runde trifft der Hamburger nun auf Daniel Elahi Galan aus Kolumbien und damit auf einen erneut weitgehend unbekannten Gegner. Zuvor hatten es Jan-Lennard Struff und bei den Damen Anna-Lena Friedsam in die zweite Runde geschafft. Laura Siegemund ging am Sonntag direkt nach Zverev auf Court eins und schied in einem Marathon-Match über 3:06 Stunden mit einem 3:6, 7:5, 4:6 gegen die ukrainische Topspielerin Jelina Switolina aus.

Aus für Barty – Osaka souverän

Aus internationaler Sicht gab es mit dem Erstrunden-Aus für die Weltranglisten-Erste Barty die erste große Überraschung. Die Australierin verlor gegen die unangenehme Spanierin Sara Sorribes Tormo mit 4:6, 3:6. Bei den Herren zog sich der Brite Andy Murray, Goldmedaillengewinner von 2012 und 2016, wegen Oberschenkelproblemen zurück. Der Schotte will sich nur auf das Doppel konzentrieren, dort sind Tim Pütz und Kevin Krawietz die nächsten Gegner.

Die japanische Hoffnungsträgerin Osaka gab dagegen mit dem 6:1, 6:4 gegen die Chinesin Zheng Saisai zwei Tage nach dem Entzünden der olympischen Flamme ein erfolgreiches Comeback. Vor knapp zwei Monaten hatte sich die viermalige Grand-Slam-Turniersiegerin von den French Open zurückgezogen und Depressionsphasen öffentlich gemacht. Sie habe das Gefühl, dass die Pause sehr nötig gewesen war, sagte Osaka: «Ich fühle mich definitiv ein bisschen frischer und wieder glücklich.»

Von Kristina Puck, dpa