Tottenhams Son und Kane zeigen Eintracht die Grenzen auf

Tottenhams Son und Kane zeigen Eintracht die Grenzen auf

Nach einer turbulenten Schlussphase spendete Harry Kane dem Publikum erleichtert Applaus, Heung-Min Son tröstete die Profis von Eintracht Frankfurt.

Die beiden Ausnahmestürmer haben dem Fußball-Bundesligisten am Mittwoch phasenweise die Grenzen aufgezeigt, nach dem 2:3 (1:3) droht die Eintracht das Achtelfinale der Champions League aus den Augen zu verlieren. «Man muss sagen, Tottenham hat eine sehr, sehr hohe Qualität, gerade im Umschaltverhalten», sagte Sportvorstand Markus Krösche. «Die Jungs haben gekämpft, haben alles versucht, und am Schluss wurde es dann ein bisschen wild.» 

Eigentlich schien lange alles klar. Die starken Spurs-Torschützen Son (20. Minute/36.) und Kane (28./Foulelfmeter) führten die Eintracht zeitweise vor. Daichi Kamada (14.) erzielte vor rund 60.000 Zuschauern Frankfurts Führung, Faride Alidou (87.) machte in Unterzahl den späten Anschlusstreffer. Zuvor hatte Tuta (60.) Gelb-Rot gesehen. Und dann verschoss Kane (90.+2) auch noch einen weiteren Foulelfmeter. «Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber heute war es einfach die brutale Qualität des Gegners, die es schwer gemacht hat», sagte Sebastian Rode bei DAZN.

Das späte Aufbäumen täuschte aber nicht darüber hinweg, dass eine Woche nach dem 0:0 im Hinspiel diesmal zumindest in einigen Phasen ein Klassenunterschied zu beobachten war. Torwart Kevin Trapp verhinderte mit mehreren Paraden eine noch höhere Niederlage der Eintracht, der nun beim Königsklassen-Debüt das Aus in der Vorrunde droht. Als Letzter der Gruppe D hat Frankfurt aber trotzdem noch Chancen. «Wir müssen jetzt sehen, dass wir die beiden Spiele gewinnen, dann ist alles möglich», meinte Krösche.

Eintracht startet furios

In Londons hochmodernem Fußball-Tempel, in dem erst am Sonntag die nordamerikanische Football-Profiliga NFL ein Spiel austrug, legte die Eintracht furios los. Oliver Glasners Team agierte von Beginn an hellwach, presste den Gegner hoch und erarbeitete sich so immer wieder Ballgewinne. Das zahlte sich früh aus. Nach einem Fehler bei der Ballannahme jagte die Eintracht Tottenhams Eric Dier den Ball ab. Nach mehreren Stationen landete er bei Kamada, der aus kurzer Distanz die Führung erzielte. 

Es lief also für die Gäste. Eigentlich. Denn die Engländer fanden anfangs gar nicht zu ihrem Spiel. Worauf sie sich aber immer verlassen können: ihre individuelle Klasse. Und so reichte Tottenham eine erste Gelegenheit, um direkt den Ausgleich zu erzielen. Kane beförderte den Ball durch die Schnittstelle der Eintracht-Abwehr auf den Ex-Leverkusener Son, der frei vor Trapp flach ins Tor schoss. 

Spätestens das war der Startschuss zu einer äußerst unterhaltsamen Partie. Wenn gerade nicht die Eintracht angriff, dann griff Tottenham an. Nur Ruhepausen gab es kaum. Auch für Kristijan Jakic nicht. In einem Zweikampf im eigenen Strafraum checkte der Kroate Star-Stürmer Kane um, nach Sichtung der Videobilder gab der Referee Elfmeter. Kane verwandelte sicher zur Führung der Engländer.

Son und Kane drehen Spiel

Nach nicht mal einer halben Stunde standen auf Kanes Konto also ein Tor und eine Vorlage – dass unter anderem der FC Bayern am 29-Jährigen interessiert sein soll, überrascht also nicht. Und dass die Spurs mit Son einen weiteren Ausnahmeangreifer in ihren Reihen haben, bekam auch jeder mit. Nach einer Flanke vom Ex-Münchner Pierre-Emile Højbjerg hämmerte Son den Ball volley zum 3:1 ins Netz. Jetzt wurde fast jede Abwehrschwäche der Eintracht gnadenlos ausgenutzt. Trapp verhinderte gegen Son (42.) und Romero (45.+2) das 1:4.

Je länger der Abend dauerte, desto schlimmer wurde es für die Hessen. Tottenham hätte sogar noch mehr Tore schießen müssen. Und dann leistete sich Tuta auch noch einen folgenschweren Fehler. Drei Minuten nachdem er Gelb gesehen hatte, hielt er Son vor den Augen des Unparteiischen von hinten fest und sah Gelb-Rot. 

Kurz vor Schluss wurde es dann nochmal wild. Erst traf Alidou nach einer Götze-Ecke überraschend zum 2:3. Dann foulte Smolcic im eigenen Strafraum Bryan Gil – den anschließenden Elfmeter schoss Kane aber drüber.

Patrick Reichardt und Nils Bastek, dpa