Ullrich: Gutachten räumt Doping-Verdacht aus

Ullrich: Gutachten räumt Doping-Verdacht aus

Im Zuge von anhaltenden Vorwürfen im Zusammenhang mit Doping in der DDR sieht sich der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Frank Ullrich (SPD), durch ein erneutes Gutachten endgültig vom Verdacht befreit.

Der ehemalige Verfassungsrichter Udo Steiner hatte zuvor in einer Stellungnahme festgestellt, dass eine Kommission des Deutschen Skiverbands (DSV) im Jahr 2009 zurecht den Biathlon-Olympiasieger von 1980 entlastet habe. Er habe «als Sportler oder als Trainer zu keinem Zeitpunkt anabole Steoride verabreicht, deren Einnahme überwacht oder kontrolliert», sagte Ullrich der Deutschen Presse-Agentur. Daher sei er «froh und erleichtert» über das entsprechende Ergebnis des Gutachtens von Steiner.

Ullich: «Mehr als aufklären geht nicht»

Der 83 Jahre alte Jurist aus Regensburg stellte fest, die DSV-Kommission habe die verfügbaren und relevanten Beweismittel ausgeschöpft und ihr Urteil unparteilich gefällt. Die damaligen Aussagen der angehörten Biathleten hätten keine gesicherte Klarheit gebracht, ob es sich bei verabreichten «blauen Pillen» um unerlaubtes Doping gehandelt habe.

Die DSV-Kommission sei «mit nachvollziehbarer Begründung» zu dem Ergebnis gekommen, Ullrich habe «für sich die Dinge in einem unbewusst gesteuerten Verdrängungsmechanismus so zurechtgelegt, dass es sich lediglich um trainingsunterstützende Mittel handelte». Die Beweiswürdigung sei «frei von Wertungsfehlern und entspricht rechtsstaatlichen Grundsätzen», heißt es in Steiners Gutachten, das der dpa vorliegt.

Beauftragt worden war die Stellungnahme von DSV-Präsident Franz Steinle. Dies sei «aus freien Stücken» wegen der anhaltenden Debatte um Ullrich geschehen, teilte der DSV mit. «Als verantwortlicher Dachverband nehmen wir damit in Anspruch, alle uns zur Verfügung stehenden Mittel für eine mögliche Aufklärung ausgeschöpft zu haben», hieß es weiter.

Ullrich wünscht sich nun ein Ende der Zweifel an seiner Rolle im DDR-Sportsystem. «Es ist an der Zeit, die Unschuldsvermutung mit Leben zu füllen, damit ich mich mit meinen geschätzten Kolleginnen und Kollegen im Sportausschuss wieder zu 100 Prozent auf die Weiterentwicklung des Sports in Deutschland konzentrieren kann», sagte der Thüringer. Er habe zwar Verständnis für das Misstrauen, das ihm entgegenschlage, weil der DDR-Sport ein schwer durchschaubares System gewesen sei. «Aber mehr als aufklären geht nicht», sagte Ullrich.

«Niemals wissentlich mit Doping in Berührung gekommen»

Der 65-Jährige hatte bereits im Vorjahr zugesichert, durch ein Gutachten seine mögliche Verstrickung ins DDR-Dopingsystem erneut beleuchten zu lassen. Sein Amt im Aufsichtsrat der Nationalen Anti-Doping-Agentur hatte er niedergelegt, nachdem die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» belastende Angaben aus Unterlagen der DDR-Staatssicherheit zitiert hatte. Das Steiner-Gutachten zeige nun erneut, «dass ich niemals wissentlich mit Doping in Berührung gekommen bin», sagte Ullrich jetzt. Auch eine erneute Einsicht in Stasi-Akten zu Ullrich soll keine neuen oder belastenden Erkenntnisse erbracht haben.

Die DSV-Kommission hatte 2009 keinen Anlass für arbeits- oder dienstrechtliche Schritte sowie sportpolitische Konsequenzen gegen den damaligen Biathlon-Bundestrainer Ullrich gesehen. Steiners Bewertung bestätige die Integrität der Entlastung, ließ Ullrich wissen. In seiner Zeit als DSV-Trainer sei es «niemals zu Anschuldigungen oder Vorkommnissen» gekommen, die Ullrichs Integrität in Zweifel gezogen hätten, versicherte der DSV am Montag.