US Open: Williams gewinnt – und erhält Abschieds-Zeremonie

US Open: Williams gewinnt – und erhält Abschieds-Zeremonie

Serena Williams war selbst ein wenig überrascht von der Abschieds-Zeremonie zu ihren Ehren – denn sie hatte ja gar nicht verloren.

«Danke, das habe ich nicht erwartet», sagte der Tennisstar. Die Veranstalter der US Open hatten eine große Show im Anschluss an das vermeintlich letzte Einzelspiel in der ruhmreichen Karriere der 23-maligen Grand-Slam-Turniersiegerin geplant – und zogen diese trotz des Erfolges der Protagonistin durch.

Es gab Danksagungen zum Beispiel von Tennis-Ikone Billie Jean King, auf der Videoleinwand liefen Bilder früherer Erfolgstage. Die Zuschauer im Arthur Ashe Stadium legten eine Choreo («Wir lieben Dich, Serena») hin, und am Ende durfte auch ihre Familie auf den Platz. Und Williams selbst? Sie lächelte und bedankte sich. Den großen Abschiedsschmerz konnte die 40 Jahre alte US-Amerikanerin durch das 6:3, 6:3 zum Auftakt gegen Danka Kovinic aus Montenegro in der Nacht zu Dienstag noch ein wenig nach hinten verschieben.

Schwere Aufgabe in Runde zwei

«Kommt einfach wieder und unterstützt mich, so lange ich hier bin», sagte die langjährige Weltranglistenerste ins Stadion-Mikrofon an die Fans gerichtet. Bei ihrem Abschiedsturnier trifft Williams in der zweiten Runde am Mittwoch auf die an Nummer zwei gesetzte Anett Kontaveit aus Estland – eine ganz schwere Aufgabe.

Gegen Kovinic sah man Williams zunächst die fehlende Spielpraxis an. Anfangs kam der erste Aufschlag kaum, das Gefühl für das richtige Timing und die Schlaghärte stimmte selten. Doch je länger das Spiel dauerte, desto sicherer wurde Williams. Der Lohn: der 21. Sieg in ihrem 21. Auftaktspiel der US Open – und mindestens noch ein weiterer Auftritt auf der großen Tennis-Bühne.

Sieg im Glitzer-Outfit

Auch der dürfte wieder zelebriert werden. Gegen Kovinic war Williams in einem schwarzen Glitzer-Outfit aufgelaufen. Medienberichten zufolge sollen Dress, Stirnband und Schuhe mit 400 kleinen Diamanten besetzt gewesen sein. Auf der Gästeliste für das Highlight-Spiel stand reichlich A-Prominenz: Hugh Jackman, Mike Tyson, Lindsey Vonn, Spike Lee, Queen Latifah, Bill Clinton und viele mehr. Dazu fast 24 000 Fans, die auf dem Schwarzmarkt teils horrende Preise für ein Ticket ausgegeben hatten.

Beim Hartplatzturnier am USTA Billie Jean King National Tennis Center, wo sie 1999 als 17-Jährige ihren ersten Grand-Slam-Titel gewann, tritt Williams noch mit ihrer Schwester Venus im Doppel an.

Williams hatte vor drei Wochen ihren Rücktritt als Leistungssportlerin angekündigt – für sie stilgerecht im Modemagazin «Vogue». Bei dem Gedanken daran empfinde sie «großen Schmerz. Es ist das Härteste, das ich mir jemals vorstellen konnte», hatte die bald 41 Jahre alte Amerikanerin erklärt. Ob die US Open wie von allen erwartet wirklich ihr letztes Turnier sind, wurde Williams nach ihrem Auftaktsieg gefragt. «Ich bleibe deswegen vage», antwortete sie lächelnd, «man weiß ja nie.»

Williams gilt für viele als beste Tennisspielerin der Geschichte, auch wenn sie den Allzeit-Rekord von Margaret Court knapp verfehlen dürfte. Der Australierin gelangen 24 Einzel-Triumphe bei den vier wichtigsten Turnieren.

Aus für Tsitsipas

Bei den Herren verabschiedete sich in der Nacht zu Dienstag derweil der erste Titelmitfavorit. Der an Nummer vier gesetzte Stefanos Tsitsipas aus Griechenland verlor überraschend gegen den Kolumbianer Daniel Elahi Galan 0:6, 1:6, 6:3, 5:7. Keine Blöße gab sich dagegen Wimbledon-Finalist Nick Kyrgios, der sich gegen seinen australischen Landsmann Thanasi Kokkinakis 6:3, 6:4, 7:6 (7:4) durchsetzte.

Von Jörg Soldwisch, dpa