Verstappen schleppt sich zum Sieg-Hattrick in Imola

Verstappen schleppt sich zum Sieg-Hattrick in Imola

Nach einer späten Zitterpartie hat Max Verstappen an der Ayrton-Senna-Gedenkstätte Imola den Europa-Auftakt der Formel 1 gewonnen und seine WM-Führung weiter ausgebaut. 30 Jahre nach dem Tod der brasilianischen Legende feierte der Weltmeister von Red Bull seinen Sieg-Hattrick beim Grand Prix der Emilia-Romagna, schleppte sich aber mit Reifenproblemen und nur 0,725 Sekunden Vorsprung förmlich ins Ziel.

Verstappen verwies Miami-Überraschungsgewinner Lando Norris im McLaren mit Mühe und Not auf den zweiten Platz und raste zu seinem fünften Saisonerfolg. Charles Leclerc schaffte es zur Freude der Tifosi beim Ferrari-Heimspiel als Dritter noch auf das Podium. Im Haas verpasste Nico Hülkenberg bei seiner Imola-Premiere als Elfter die Punkteränge nur knapp. «Das war eine echte starke Fahrt», lobte Red-Bull-Teamchef Christian Horner seinen Star Verstappen.

Verstappen als Formel-1-Pilot und Sim-Racer im Einsatz

Verstappen, der an diesem Wochenende mal wieder auch als Sim-Racer an einem virtuellen Rennen teilnahm, quälte sich bis in die Qualifikation. Die Fahrzeugabstimmung gelang ihm und Red Bull einfach nicht. In der Startplatzjagd war das Weltmeister-Gespann aber auf den Punkt da. Verstappen holte sich die siebte Pole Position dieser Saison, saisonübergreifend war es sogar seine achte.

Damit stellte Verstappen den Rekord von Senna aus den Jahren 1988 und 1989 ein. «Es ist etwas ganz Besonderes, weil es 30 Jahre her ist, dass er starb. Ich freue mich sehr, hier die Pole Position zu holen», sagte Verstappen nach der 39. Pole seiner Karriere und führte das Feld dann auch souverän in die erste Kurve des Rennens.

Nachdem der Grand Prix in der Emilia-Romagna im vergangenen Jahr wegen Überschwemmungen ausgefallen war, jubelten die Fans ihren PS-Helden endlich wieder zu. «Es ist großartig, wieder zurückzukommen», sagte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali, der selber aus Imola kommt.

Vettels Gedenkfahrt mit Sennas letztem McLaren 

Für emotionale Momente noch vor dem Start sorgte Sebastian Vettel, der mit einer Showfahrt der am 1. Mai 1994 in Imola ums Leben gekommenen Senna gedachte. Der Ende 2022 zurückgetretene viermalige Weltmeister pilotierte einen McLaren MP4/8 aus seinem eigenen Besitz. Diesen Wagen hatte Senna vor seinem Wechsel zu Williams gesteuert und darin auch seinen letzten Grand-Prix-Sieg 1993 gefeiert.

Als die Roten Ampeln erloschen, erwischte Hülkenberg einen starken Auftakt. Er verbesserte sich von Platz zehn gleich um zwei Ränge. Der Start ist eine der wenigen Gelegenheiten, um in Imola Boden gutzumachen. «Nach Monaco ist das der Kurs im Kalender, auf dem man am schwersten überholen kann», bemerkte Fernando Alonso, der nach einem Unfall in der Qualifikation mit seinem Aston Martin aus der Boxengasse losrollen musste.

An der Spitze absolvierte Verstappen, fast wie ein Metronom, konstante Rundenzeiten. Nach rund einem Viertel der 63 Runden hatte der Niederländer schon fünf Sekunden Vorsprung auf Lando Norris, der wiederum die beiden Ferrari-Fahrer Charles Leclerc und Carlos Sainz im Nacken hatte.

Red Bull wehrt die McLaren-Attacke ab

McLaren ging in die Offensive und holte Norris in der 23. Runde vorzeitig an die Box. Doch der Schachzug ging nicht auf. Der Engländer kam mit frischen Reifen direkt hinter Verstappens Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez als Siebter zurück auf die Strecke. Zwei Runden später bekam Verstappen neue Pneus. Als Vierter noch vor Norris steuerte er seinen Wagen zurück. Hülkenberg hing derweil auf Position 13 fest.

Die Höhepunkte auf dem Asphalt blieben selten – nicht zuletzt ganz vorn. Dort gab Verstappen im Stil eines würdigen dreimaligen Weltmeisters ganze lange das Tempo vor. Nach zwei Dritteln Renndistanz lag der 26-Jährige mehr als sechs Sekunden vor Norris. Der McLaren-Star musste sich gegen Leclerc wehren, doch der Monegasse verlor bei einem Ausrutscher auf den Rasen wertvolle Zeit.

In der Schlussphase sorgte Verstappen nochmal für erhöhten Pulsschlag. «Meine Reifen funktionieren nicht», klagte er über Funk seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase. Der Vorsprung auf Norris schmolz und schmolz. Dann ging der Red-Bull-Batterie auch noch fast der Saft aus – doch Verstappen rettete sich über die Ziellinie.

Von Martin Moravec und Thomas Wolfer, dpa